Griechenland
Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken – Vier von fünf waren Kinder
Zwei Flüchtlingsboote kentern vor den Inseln Samos und Lesbos, fünf Menschen sterben, 54 werden gerettet. Nun stellt sich heraus: Vier der Toten waren Kinder, davon eines ein elf Monate alter Säugling.
Dienstag, 29.08.2023, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 29.08.2023, 10:05 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Bei zwei Schiffsunglücken vor den griechischen Inseln Samos und Lesbos sind am Montag fünf Geflüchtete ums Leben gekommen, darunter vier Kinder. 54 Personen konnten gerettet werden. Bei den Toten vor Lesbos handelte es sich um einen elf Monate alten Säugling, zwei Mädchen im Alter von acht und elf Jahren und einen achtjährigen Jungen, wie Schifffahrtsminister Miltiadis Varvitsiotis mitteilte. Außerdem sei bei dem Unglück vor Samos eine Frau ums Leben gekommen. Beide Boote hatten von der türkischen Küste aus abgelegt, wie es hieß.
Das Unglück vor Samos ereignete sich in der Nacht. In von der Küstenwache veröffentlichten Videoaufzeichnungen der Rettungsaktionen sind im Dunkeln Schreie der Menschen zu hören, auch die erfolgreiche Wiederbelebung eines Kleinkindes durch die Beamten wird gezeigt. Bei dem Unglück vor Samos waren 37 Menschen an Bord des Schlauchboots.
Kalkuliertes Sinken gegen Pushbacks
Das Unglück vor Lesbos ereignete sich laut Küstenwache am frühen Morgen. Dort konnten die Beamten 18 der 22 Menschen retten. Varvitsiotis drückte in einer Mitteilung „tiefe Trauer über den Verlust unserer Mitmenschen“ aus und sagte, es sei das niederträchtige Geschäft der Schleuser und Schlepper, das aus Profitgier weiterhin das Leben der Menschen, sogar Kinderleben gefährde.
Beim Unglück vor der Insel Samos sollen die Passagiere ihr Schlauchboot laut Küstenwache selbst zerstört und zum Kentern gebracht haben. Ob die Täter Geflüchtete oder Schleuser waren, blieb zunächst unklar. Immer wieder werden zwischen der Türkei und Griechenland Flüchtlingsboote durch die Passagiere selbst zum Sinken gebracht, etwa durch Zerschneiden der Schläuche eines Schlauchboots. Auf diese Weise kann die griechische Küstenwache das Boot nicht zurück in türkische Gewässer drängen, sondern ist verpflichtet, die Menschen zu retten und auf griechische Inseln oder zum Festland zu bringen. Das Vorgehen ist sehr riskant, da viele Menschen nicht schwimmen können.
Im laufenden Jahr 16.000 Menschen angekommen
Am Montag seien abgesehen von den zwei verunglückten Booten 80 Menschen mit anderen Booten auf Lesbos angekommen, sagte ein Sprecher der Küstenwache. Aktuellen Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zufolge sind in diesem Jahr bislang knapp 16.000 Menschen in Griechenland angekommen – rund 12.000 über das Meer zu den griechischen Inseln, rund 4.000 über die Landesgrenze von der Türkei in den Nordosten Griechenlands. Im gesamten vergangenen Jahr verzeichnete die Organisation knapp 13.000 Ankünfte.
Zahlen der Todesopfer in diesem Jahr liegen noch nicht vor; im vergangenen Jahr waren laut UNHCR 343 Menschen bei den gefährlichen Überfahrten in oft rostigen Kuttern und seeuntüchtigen Booten ums Leben gekommen. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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