Kein Muezzin-Ruf

Minarett für Erfurter Moschee-Neubau steht

Seit 2018 baut die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde an einer Moschee in Erfurt. Nun ist das Minarett geliefert worden. Es setzt nach Ansicht des Gemeindesprechers auch ein Zeichen.

Montag, 06.03.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 06.03.2023, 14:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die im Bau befindliche Moschee in Erfurt ziert nun ein Gebetsturm. Das etwa acht Meter hohe Minarett sei am Donnerstag geliefert und aufgestellt worden, sagte der Sprecher der zuständigen muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde, Mohammad Suleman Malik. Der Turm ist eine Art Zier-Minarett. Kein Muezzin werde von dort aus zum Gebet aufrufen. Vielmehr sei es eine Art Leuchtturm, der zeige, dass es sich um ein islamisches Gotteshaus handle.

„Es geht auch um Sichtbarkeit“, so Malik. Ihm zufolge wird die fertig gebaute Moschee mit Minarett und Kuppel das erste auch als solches äußerlich erkennbare muslimische Gotteshaus in einem neuen Bundesland sein. Gegen den Bau der Moschee hatte es massive Proteste gegeben. Sie wurde nur unter Auflagen erlaubt: kein Muezzinruf, keine Minarette höher als die Kuppel.

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Moscheeeröffnung voraussichtlich im Herbst

Die Eröffnung könnte im Herbst sein, so Malik. Die Bauarbeiten dauern seit mehreren Jahren an. Engpässe und Schwierigkeiten im Zuge der Corona-Pandemie spielten dabei eine Rolle. Zudem kam es immer wieder zu Anfeindungen mit teils extremen Mitteln. Moschee-Gegner zogen etwa vermummt durch den Ortsteil der Baustelle. Zu Schlagzeilen führte auch eine Aktion, bei der in der Nähe des Baugeländes Holzkreuze und Holzspieße mit Schweinekadavern aufgestellt worden waren.

Die Ankunft des Minaretts fällt zeitlich fast zusammen mit einer Jubiläumsfeier: Zum 100-jährigen Bestehen der Ahmadiyya-Gemeinde in Deutschland gibt die Gemeinde in Thüringen am Freitag einen Empfang. Malik sagte, dass die Feier auch deutlich machen solle, dass die Gemeinde Teil der Gesellschaft sei. Auch Thüringens Migrationsbeauftragte Mirjam Kruppa wird erwartet.

Rassistische und islamfeindliche Angriffe

„In Thüringen bringt sich die zahlenmäßig kleine Gemeinde seit Jahren mit vielfältigen und wertvollen Einsätzen in die Gesellschaft ein“, sagte Kruppa im Vorfeld. Eindrücklich in Erinnerung sei ihr etwa das Ärzte-Team der Ahamdiyya, das 2020 in der Pandemie die medizinische Versorgung Geflüchteter in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Suhl unterstützte. „Ich bin der Gemeinde sehr dankbar, dass sie sich durch die unsäglichen rassistischen und islamfeindlichen Angriffe von ihrer Arbeit nicht abhalten lässt.“

Die Ahmadiyya-Gemeinde zählt Malik zufolge in Thüringen mehr als 100 Mitglieder. (epd/mig) Aktuell Panorama

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