Solidarität mit schwarzen Pfarrer
Rund 2.500 Menschen setzen Zeichen gegen Rassismus
Die Bürger von Zorneding wollen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Nach dem Rücktritt des katholischen Pfarrers, der wegen seiner dunklen Hautfarbe angefeindet und bedroht wurde, kommen 2.500 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung zusammen.
Von Barbara Schneider Freitag, 11.03.2016, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 16.03.2016, 17:24 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Solidarität in Zorneding ist groß. Dass der katholische Pfarrer mit afrikanischen Wurzeln wegen fremdenfeindlicher Anfeindungen und Morddrohungen die Gemeinde verlassen hat, wollen die Menschen hier nicht einfach hinnehmen. Rund 2.500, schätzt die Polizei, sind an diesem Mittwochabend zusammengekommen, um ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Es sei beschämend, dass der katholische Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wegen seiner Hautfarbe Morddrohungen erhalten habe, sagt der evangelische Pfarrer Manfred Groß bei der Kundgebung. Der katholische Geistliche, der aus dem Kongo stammt und die deutsche Staatsbürgerschaft hat, hatte im Sonntagsgottesdienst erklärt, er werde sein Amt niederlegen.
Vorangegangen waren Anfeindungen und Drohungen. Im vergangenen Herbst hatte der CSU-Vize des Ortes den Theologen als „Neger“ beschimpft, als der sich gegen fremdenfeindliche Äußerungen positionierte. Es folgten Drohungen per Post. Auf einer Karte stand „Ab nach Auschwitz mit dir“. Bei der Kundgebung verurteilt der CSU-Ortsbürgermeister Piet Mayr diese Anfeindungen. Zorneding sei nicht die rechte Gemeinde, wie sie derzeit in den Medien dargestellt werde. Rechtsradikalen Tendenzen dürfe kein Raum gegeben werden, sagt der Politiker.
Die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) äußert Verständnis für den Weggang, zeigt sich aber auch bestürzt: „Ich kann seinen Weggang verstehen, was ich nicht verstehen kann, sind diese Angstmacher, die zwischen uns stehen.“ Sie würdigt Olivier Ndjimbi-Tshiende als einen „aufrechten Menschen“ und „mitfühlenden Seelsorger“.
Unter den Demonstranten sind auch Christian Stiegloher und seine Frau Sandra. Beide engagieren sich in einem Nachbarort im Asylhelferkreis. „Eine Sauerei ist es, dass hier jemand gezwungen wird, zu gehen“, sagt Christian Stiegloher. Er hält ein Plakat in die Höhe. Darauf steht: „Nie wieder Nazi-Deutschland.“ Stiegloher schüttelt den Kopf: „Das kann nicht sein, hier mitten in Deutschland.“ Wenige Meter daneben steht Anita Weiß aus Zorneding. Sie sagt, die öffentliche Diskussion sei überfällig. „Wenn Pegida auf die Straße geht, wird es Zeit, dass das auch andere tun.“
Die Zornedinger wollen, dass ihr Pfarrer bleibt. Einige Bürger hatten daher nach Bekanntwerden des Rücktritts eine Online-Petition gestartet, die bis Donnerstagfrüh rund 70.000 Menschen unterschrieben haben. Zurückkehren wird der Pfarrer allerdings nicht. Das Erzbistum München hat den Geistlichen mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Ursprünglich sollte er noch bis Monatsende im Amt bleiben. Der Theologe hat den Ort nahe München inzwischen verlassen.
Die Gottesdienste in der Pfarrei werden laut Erzbistum bis auf Weiteres durch Vertretungspriester wahrgenommen. „Das Erzbistum München und Freising trägt diese Entscheidung des Priesters mit“, hieß es. Welche Aufgabe Ndjimbi-Tshiende künftig übernimmt, sei noch nicht geklärt. Laut Erzbistum legt Ndjimbi-Tshiende wert auf den Hinweis, dass er „ohne Zorn oder Verbitterung“ auf seine Jahre in der Pfarrei zurückblicke. Gegenüber Medien wolle sich Ndjimbi-Tshiende nicht äußern.
Am Ende der Kundgebung zünden die Demonstranten Kerzen an. Sie bilden eine lange leuchtende Kette, die von der evangelischen Kirche über das Rathaus bis zur katholischen Kirche mit ihrem Zwiebelturm führt. Alte und Junge, Kinder und Erwachsene. Die Kerzen flackern in der Dunkelheit. Als Zeichen der Solidarität und des Zusammenstehens gegen Fremdenfeindlichkeit läuten die Kirchenglocken. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel
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