Neuer Spendenrekord
Hälfte der Bundesbürger engagiert sich für Flüchtlinge
Trotz großer Skepsis, ob Deutschland die Flüchtlingskrise bewältigen wird, hat 2015 die Hälfte der Bundesbürger für Flüchtlinge Geld, Sachen oder Zeit gespendet. Das breite Engagement hat auch zu einem neuen Spendenrekord geführt.
Mittwoch, 02.03.2016, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 02.03.2016, 17:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Deutschen haben im vergangenen Jahr einen neuen Spendenrekord aufgestellt. Sie spendeten insgesamt rund 5,5 Milliarden Euro für soziale, humanitäre, kirchliche oder kulturelle Zwecke, wie der Deutsche Spendenrat am Dienstag in Berlin mitteilte. Das sei der höchste Wert seit 2005 und ein deutliches Plus von 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch hätten sich mit 47 Prozent fast die Hälfte der Bundesbürger für Flüchtlinge in Deutschland engagiert, sagte die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser.
Laut einer aktuellen Erhebung im Rahmen der jährlichen Studie „Bilanz des Helfens“ der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Spendenrates haben sich im vergangenen Jahr zwar insgesamt 31,8 Millionen Bundesbürger durch Geld-, Sach- oder Zeitspenden für Flüchtlinge eingesetzt. Gleichzeitig gaben etwas über die Hälfte der Deutschen aber an, sie befürchteten wegen der Flüchtlingskrise Nachteile für die eigenen Armen und ihnen seien Kultur und Religion der meisten Flüchtlinge fremd. Ein Fünftel erklärte zudem, sie wollten nichts mit Flüchtlingen zu tun haben.
Hinter dieser Entwicklung sieht Gertrud Bohrer von der GfK einen weiteren Beleg für die zunehmende Polarisierung im Land. „Ein Teil der Bevölkerung sieht die Situation sehr kritisch und ein Teil ist sehr engagiert“, sagte Bohrer.
Von den Engagierten leisteten mehr als 23 Millionen (34,2 Prozent) nur Sachspenden. 8,6 Millionen Menschen (rund 13 Prozent) setzten sich mit Geld- oder Zeitspenden oder mit beidem für Flüchtlinge ein.
Im einzelnen betrachtet spendeten 4,4 Millionen der Bundesbürger nur Geld, 3,1 Millionen nur ihre Freizeit. Weitere 1,1 Millionen Menschen stellten Geld und Zeit zur Verfügung. Am spendenfreudigsten waren dabei die Menschen der Altersgruppe 60 plus – „die Kernzielgruppe des Spendenmarktes“, wie Bohrer hervorhob.
Laut der „Bilanz des Helfens“ nahm vergangenes Jahr insgesamt die Zahl der Spender in Deutschland nur leicht um 300.000 auf rund 22,7 Millionen Menschen zu. Dafür stieg die Spendenhäufigkeit deutlich von 6,2 auf 6,6 Spenden pro Person. Durchschnittlich wurden 37 Euro im Jahr gespendet, ein Euro mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit elf Jahren.
Die meisten Zuwächse hatte mit einem Plus von 476 Millionen Euro die humanitäre Hilfe. Auf diese entfielen insgesamt 79,3 Prozent oder 4,39 Milliarden Euro aller Spenden. Daneben verbuchten aber auch der Tierschutz und der Sport Zuwächse von zehn und 21 Millionen Euro. Hingegen verzeichneten die Bereiche Umwelt- und Naturschutz (minus 19 Millionen Euro) oder Kultur- und Denkmalpflege (minus elf Millionen Euro) Spendenrückgänge.
Bei der Not- und Katastrophenhilfe (insgesamt 915 Millionen Euro) wurden 41,4 Prozent der Geldgeber durch einen persönlich adressierten Brief zum Spenden bewegt. 14,7 Prozent der Spender wurden wiederum durch die Medien animiert. Die spendenintensivsten Monate waren 2015 neben dem traditionellen Dezember der Mai mit dem Erdbeben in Nepal und der September mit Beginn des Flüchtlingszuzugs nach Deutschland.
Die Angaben des Spendenrates beruhen auf monatlichen Befragungen der GfK von rund 10.000 Deutschen ab zehn Jahren. Nicht enthalten sind Erbschaften, Unternehmensspenden, die Förderung politischer Parteien und Großspenden. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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