Wissenschaftler

Andere EU-Länder stärker belastet als Deutschland

Eine realistische Sicht auf die aktuellen Flüchtlingszahlen fordert Migrationsforscher Oltmer. Dass jetzt so viele nach Deutschland kommen, sei nur ein Ausgleich für das ungerechte Dbulin-System, dass von Deutschland durchgesetzt worden sei.

Von Martina Schwager Dienstag, 08.09.2015, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 08.09.2015, 17:09 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Der Osnabrücker Migrationsforscher Jochen Oltmer rät zu einer realistischen Sicht auf die steigenden Flüchtlingszahlen in Deutschland. Deutschland stehe im europäischen Vergleich im Verhältnis zur Einwohnerzahl durchaus nicht an der Spitze der Aufnahmeländer, sagte Oltmer am Montag dem Evangelischen Pressedienst. Zu den stärker belasteten Ländern gehörten noch immer die Staaten an den EU-Außengrenzen, Schweden und auch das zuletzt viel gescholtene Ungarn, sagte der Experte und forderte ein einheitliches europäisches Asylsystem.

Die Tatsache, dass nach Deutschland nun wöchentlich Tausende Schutzsuchende kämen, sei nur der Ausgleich für das ungerechte Dublin-System, sagte der Professor für Neueste Geschichte, der zum Vorstand des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Universität Osnabrück gehört. Die Regelung, wonach das Land für ein Asylverfahren zuständig ist, in dem der Flüchtling zuerst ankommt, habe die EU-Binnenländer jahrelang von Asylsuchenden abgeschottet: „Deutschland hat diese Regelung als mächtiger Akteur gegen den Widerstand anderer durchgesetzt und darf sich jetzt nicht wundern, wenn die Außenstaaten immer weniger Interesse verspüren, ihre Aufgaben zu erfüllen.“

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Die Lösung könne nur ein gemeinsames europäisches Asylsystem mit einheitlichen Standards zum Umgang mit Flüchtlingen und einheitlichen rechtlichen Vorgaben sein, sagte Oltmer. Eine europäische Flüchtlingsagentur sollte über Asylanträge entscheiden. Innerhalb Europas könnten die Asylsuchenden dann frei entscheiden, wo sie dauerhaft bleiben wollen. „De facto tun sie das jetzt schon. Sie ziehen dorthin, wo schon Verwandte oder Freunde leben. Nur wir versuchen, sie mit ungeheuer teuren Verteilmechanismen daran zu hindern“, erläuterte Oltmer. (epd/mig)

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