TV-Tipps des Tages

02.03.2012 – Russland, Stasi, Burka, Integration, KGB, Ausländer, Neonazi

TV-Tipps des Tages sind: Kulturzeit extra: Russlands Ruf nach Freiheit; Moskau lässt die Puppen tanzen; Der KGB-Dissident: Die Geschichte eines Stasi-Mitarbeiters; Cosmo TV; Endlich anerkannt: Gedenken an Neonazi-Opfer:Die Angehörigen der Neonazi-Opfer haben mehr als ein Jahrzehnt mit dem Verdacht gelebt, dass ihre Familien in kriminelles Milieu verstrickt sein könnten

Von Freitag, 02.03.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 02.03.2012, 10:56 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Kulturzeit extra: Russlands Ruf nach Freiheit
Magazin (Kultur) – Das Jahr 2012 könnte für Russland zum Schicksalsjahr, zur Zeitenwende werden. Zehntausende gehen auf die Straße, um für ein Land zu demonstrieren, in dem sie ihre Träume leben können, ein Russland ohne Putin – so ihr Schlachtruf. Der Protest gegen Korruption, Polizeiwillkür und die Privilegien der Mächtigen im Land ist kreativ. Kurz vor den Duma-Wahlen stellt „Kulturzeit“ in einer monothematischen Sendung die Gesichter der neuen russischen Protestbewegung vor. Darunter Schriftsteller, Blogger und Künstler, die den alten Machteliten nicht mehr glauben und mit aufsehenerregenden Aktionen für mehr Bürgerbeteiligung und Demokratie eintreten. 19:20-20:00 • 3sat

Moskau lässt die Puppen tanzen
Dokumentation (Gesellschaft – Lifestyle, Personality) – Im Fokus: Russland – Film von Rita Knobel-Ulrich – Nirgendwo sonst gibt es mehr Milliardäre als in Moskau, nirgends wird Reichtum provokanter zur Schau gestellt. Es gibt reichlich Klunker oder Kaviar, wenige lupenreine Demokraten, aber viele lupenreine Karat: Moskau vergisst 70 „graue“ Jahre. Endloses Häusermeer, Servicewüste – das war gestern. Heute kann man in Moskau um drei Uhr morgens einkaufen, um vier Uhr dinieren, sich um fünf Uhr die Haare schneiden lassen. Das GUM, früher das staatliche Universal-Kaufhaus, ist heute eine hippe Einkaufspassage: Früher bekam man dort aus dem Textilkombinat „Die Bolschewikin“ graue Sackkleider in Übergrößen, Filzstiefel und Süßigkeiten der Schokoladenfabrik „Roter Oktober“. Inzwischen schweben Moskauerinnen auf atemberaubenden Absätzen durch die Stadt, es haben sich hier Gucci und Pucci, Schweizer Uhrenfirmen und amerikanische Nobelmarken einquartiert. Nicht nur Bonzen schwelgen im Konsumrausch. Auch Durchschnittsverdiener haben Einkaufen als Hobby entdeckt. Unteroffiziere der russischen Armee verdienen sich als Wachleute edler Einkaufspassagen, Nachtklubs oder auf wilden Partys ein Zubrot. Im Mutterland der Emanzipation, der Kosmonautinnen und Ingenieurinnen, Chefärztinnen und Bauarbeiterinnen, sind Frauen wieder Schmuckstücke: Jung und langbeinig schmücken sie kleine, ältere, reiche Männer, die – befragt, womit sie ihr Geld verdienen – nur lakonisch antworten: „Business!“. Dabei wissen Moskowiter aber: Wer Geschäfte machen will, muss sich aus der Politik heraushalten. Die Dokumentation „Moskau lässt die Puppen tanzen“ stellt die Hauptstadt der Russen vor. Im Rahmen der 3sat-Themenwoche „Im Fokus: Russland“ folgt im Anschluss, um 21.00 Uhr, das Wirtschaftsmagazin „makro: Chamäleon Russland“. Am Samstag, 3. März, um 20.15 Uhr setzt 3sat die Themenwoche mit Maxim Gorkis Theaterstück „Kinder der Sonne“ in einer Inszenierung von Stephan Kimmig mit Nina Hoss und Ulrich Matthes fort. 20:15-21:00 • 3sat

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Der KGB-Dissident
Der Film „Das Leben der Anderen“ erzählt die Geschichte eines Stasi-Mitarbeiters, der bei der Überwachung von Dissidenten Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns entwickelt. Regisseur von Donnersmarck hatte die Geschichte frei erfunden.

Stasi-Experten bestätigen, dass es einen solchen Fall in der DDR wohl nie gegeben hat. Doch im sozialistischen Bruderland UdSSR gab es tatsächlich einen ähnlichen Fall: den des Offiziers und KGB-Hauptmanns Viktor Orekhov. Es gab zahlreiche Spione, die in den Westen übergesiedelt sind oder zu Doppelagenten wurden. Doch Viktor Orekhov war der einzige KGB-Agent, der auf die Seite der Regimegegner wechselte.

Bevor er 1978 zu zehn Jahren Lager verurteilt wurde, half er über zwei Jahre lang den Dissidenten, die er eigentlich überwachen sollte. Zwei Jahre vor dem Fall der Mauer wurde er wieder aus der Haft entlassen. Die Geschichte gab ihm Recht. Aber 1995 ließ ihn ein ehemaliger Vorgesetzter des KGB, der zwischenzeitlich zum Leiter des russischen Geheimdienstes FSB aufgestiegen war, aus fadenscheinigem Grund erneut zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilen. Der KGB vergibt niemandem, der ihn einmal verraten hat. Umso mehr, als Orekhov nicht mit seiner Meinung über frühere Vorgesetzte hinterm Berg gehalten hatte.

Unter dem Druck westeuropäischer Nachbarländer, Menschenrechtsorganisationen und ehemaliger Dissidenten ließen die russischen Behörden Orekhov zwei Jahre später wieder frei. Orekhov flüchtete in die USA. Dort lebt er noch heute unter falschem Namen, hat jeden Kontakt zu Russland abgebrochen und schlägt sich als Pizzalieferant durch. Nach monatelangen Ermittlungen fand Filmemacher Nicolas Jallot im Juli 2008 die Spur des ehemaligen KGB-Mitarbeiters Viktor Orekhov. Die Dokumentation enthüllt seine unglaubliche Lebensgeschichte. Zu Wort kommen neben Viktor Orekhov auch Dissidenten, die ihn früher kannten und enge Freunde, die seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm haben. Ergänzt wird das Porträt durch Archivbilder und präzise szenische Nachstellungen.

Hintergrundinformationen:
Film von Nicolas Jallot. 23:00-00:00 • EinsExtra

Cosmo TV
Moderation: Till Nassif – Themen: Endlich anerkannt: Gedenken an Neonazi-Opfer; Ingenieur unerwünscht? Laufsteg statt Burka

Endlich anerkannt: Gedenken an Neonazi-Opfer
Die Angehörigen der Neonazi-Opfer haben mehr als ein Jahrzehnt mit dem Verdacht gelebt, dass ihre Familien in kriminelles Milieu verstrickt sein könnten. Die Polizei hat sie verhört, beschuldigt Wissen zu verschweigen. Heute ist klar: Für die Morde an neun Migranten und einer Polizistin waren Neonazis verantwortlich. Diese Woche gibt es eine offizielle Gedenkveranstaltung für die rechten Terror-Opfer. Die Bundeskanzlerin hält die zentrale Rede. Ein Zeichen der Anerkennung des Leids. Auch Gamze Kubasik wird dabei sein. Ihr Vater wurde 2006 in Dortmund ermordet. Cosmo TV begleitet die Dortmunderin nach Berlin und will wissen: Wie geht es ihr bei dieser Veranstaltung und bringt der Tag den Angehörigen die Anerkennung, die sie lange vermissen mussten?

Ingenieur unerwünscht?
Es gibt viele Gründe warum Dani Somi, 35, Elektroingenieur aus Syrien, in Deutschland bleiben sollte. Er ist hoch qualifiziert, hat einen Arbeitsplatz bei einer namhaften Firma in Dresden und könnte für sich und seine Familie gut sorgen. Doch er darf nicht. Denn er soll abgeschoben werden. Statt nun als Ingenieur zu arbeiten, ist Dani Somi untergetaucht und lebt illegal in Deutschland. Cosmo TV erzählt die Geschichte eines Mannes, dem die deutsche Bürokratie schwer zu schaffen macht. Doch nachdem der Syrer sich an die Medien wandte, deutet sich jetzt eine Kehrtwende an.

Laufsteg statt Burka
Als Topmodel darf man eines nicht haben: Hemmungen, viel Haut zu zeigen. Deshalb ist für viele strenge Musliminnen dieser Beruf tabu. Die Afghanin und Muslimin Zohre Esmaeli hat aber genau das gemacht. Dafür hat sie mit ihrer Familie gebrochen und sich ein neues Leben aufgebaut. Als Mädchen musste sie sich in Afghanistan noch mit einer Burka verschleiern, heute ist sie als Model auf Laufstegen in der ganzen Welt unterwegs. Cosmo TV hat sie von ihren Erfahrungen zwischen den zwei Welten erzählt. 02:20-03:00 • EinsExtra TV-Tipps

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