Osama bin Laden

Nach dem Terror ist vor dem Terror

Kaum ist die Meldung von Bin Ladens Tod veraltet, wird schon über erste Racheaktionen berichtet. In Pakistan hat die Taliban nach eigener Darstellung erstmals den Tot des Al-Qaida-Chefs gerächt. Der meistgesuchte Terrorist der Welt ist tot – nach der Freude kommt die Angst.

Von Donnerstag, 19.05.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.05.2011, 9:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Es wurde gefeiert und gejubelt. Nachdem US-Spezialkräfte Bin Laden vor 2 Wochen im pakistanischen Abbottabad aufgespürt und getötet hatten, herrschte in den USA Ausnahmezustand. Wie beim Sieg einer Fußballmannschaft reihten sich Autos zum Korso durch Manhattan. Am Ground Zero wurde geweint – vor Freude, vor Erleichterung oder einfach vor lauter patriotischem Stolz einen Menschen hingerichtet zu haben, den die ganze Welt gesucht hat?

In Afghanistan, das Land, das dem Terror zum Opfer gefallen ist, bewerten laut einer Umfrage des Instituts International Council on Security and Development (ICOS) mehr als Zweidrittel (68 Prozent) der afghanischen Männer die Tötung des Al-Qaida-Chefs positiv. In Mardschah, einer Taliban-Hochburg in der südlichen Provinz Helmand, bezeichneten dagegen 71 Prozent der Befragten den Tod des Terrorchefs als eine schlechte Nachricht.

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Gegenseitige Vorwürfe
Präsident Obama gewinnt unterdessen an Sympathie, wird als Held gefeiert. Gleichzeitig wehrt er sich gegen die Vorwürfe aus Pakistan, ihre Souveränität sei verletzt worden mit der Gegenfrage, wie der Topterrorist jahrelang unweit der Hauptstadt unentdeckt leben konnte.

Die Verstimmungen seit der Bin-Laden-Operation soll nun US-Senator Kerry klären. Bei einem Besuch in Pakistan sprach er von der Notwendigkeit der „extremen Geheimhaltung”, um das Leben der Beteiligten zu schützen und den Erfolg des Tötungskommandos sicherzustellen.

Keine Kooperation
Ziel seiner Reise sei, die „wichtige Beziehung” zwischen Washington und Islamabad wieder intakt zu bringen. Nach einem Treffen mit dem Senator teilte Pakistans Premierminister Yousuf Raza Gilani mit, die Vorwürfe seitens der USA seien völlig unangebracht, vielmehr wünsche er sich „gebührende Anerkennung und Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und besonders der Vereinigten Staaten”.

Der frühere afghanische Geheimdienstchef Amrullah Saleh sieht das anders. In einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBS sagte er am Sonntag, die USA sollten Pakistan als feindlich gesinntes Land betrachten. Die Regierung nehme das Geld aus Washington, kooperiere aber nicht im Kampf gegen den Terrorismus. Er habe den pakistanischen Behörden vor vier Jahren Hinweise gegeben, Osama bin Laden halte sich in der pakistanischen Stadt Mansehra versteckt – einer Stadt, rund 20 Kilometer von Abbottabad entfernt, sei aber abgewiesen worden.

„Die Rache für Osamas Märtyrertot“
Nun bereitet sich die Angst vor Racheakten seitens radikalislamistischer Taliban. Die Welt ist in höchster Alarmbereitschaft vor möglichen Angriffen. Es häufen sich Meldungen über festgenommene Terrorverdächtige im Westen. Am Montag wurde ein saudischer Diplomat in Karatschi erschossen. Es wird ein Zusammenhang mit dem Tod an Bin Laden vermutet.

Der Tod hat Rachegelüste seiner Verehrer hervorgerufen. Im pakistanischen Shabqadar starteten diese ihre Vergeltungsschläge. Zwei Selbstmordattentäter haben sich am paramilitärischen Frontier Constabulary in die Luft gesprengt. „Das war die erste Rache für Osamas Märtyrertod”, sagte Talibansprecher Ehsanullah Ehsan. „Macht euch auf größere Attacken in Pakistan und Afghanistan gefasst.” Aktuell Ausland

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