Interview mit Kien Nghi Ha

„Früher war es mir auch wichtig, bloß kein Chinese zu sein“

"Anti-Asiatischer Rassismus ist in Europa bislang ein eher sträflich vernachlässigtes Wissensgebiet." Kien Nghi Ha im Gespräch über die Bedeutung von "Asiatische Deutsche", Community und Coalition Work.

Von Deniz Utlu Freitag, 12.04.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 26.02.2021, 14:03 Uhr Lesedauer: 12 Minuten  |  

Deniz Utlu: Im Sommer 2012 hast Du das Buch „Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond“ herausgegeben. Wie ist das Buch entstanden?

Kien Nghi Ha, promovierter Kultur- und Politikwissenschaftler, ist Fellow des Instituts für post-koloniale und transkulturelle Studien der Universität Bremen und Vorstandsmitglied von korientation. Er hat an der New York University sowie an den Universitäten in Heidelberg und Tübingen zu postkolonialer Kritik, Migration und Asian Diasporic Studies geforscht und gelehrt. Im Juni 2012 erschien der von herausgegebene Sammelband „Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond“ (Verlag Assoziation A).

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Kien Nghi Ha: Das Buch basiert auf einer Berliner Veranstaltungsreihe im Hebbel am Ufer-Theater (HAU), die Ende 2010 im Rahmen des „Dong-Xuan-Festivals“ stattfand. Obwohl das HAU den Ruf hat State of the Art der deutschen Bühnen zu sein, würde ich diese Form der Zusammenarbeit nur sehr bedingt für die Zukunft weiterempfehlen. Das fängt etwa damit an, dass das Konzept von Weißen deutschen Theatermachern ohne Community-Beteiligung entworfen wurde, um Fördermittel von Weißen Institutionen für Weiße Institutionen einzuwerben. Außerdem waren die Rahmenbedingungen – wie so oft in den von (Selbst-)Ausbeutung und Hierarchien geprägten Welt der vermeintlich ach so schönen Künste – am Anfang für naive „Gastarbeiter“ wie mich unglaublich: Es wurden falsche Auskünfte gegeben und Absprachen nicht eingehalten. Mit Mühe und Not wurde in letzter Minute tragbare Arbeitsbedingungen für das von mir kuratierte Programm vereinbart, so dass auch Gelder für die Erarbeitung der Buchveröffentlichung durchgesetzt werden konnten. Mir lag das Buch von Anfang an sehr am Herzen, weil Dokumentationen nachhaltig wirken. Abwesende und Jüngere können auf diese Weise zeit- und ortsunabhängig sich mit dem archivierten Wissen und den erarbeiteten Perspektiven auseinandersetzen.

Eine wichtige Rolle spielt – neben den grundlegenden Vorarbeiten der Asian Diasporic Studies – auch Shermin Langhoff, die in den Jahren zuvor am HAU die Reihe „Beyond Belonging – Migration²“ kuratiert hat. Es war eines der bahnbrechenden Programme, die nicht nur neue Denkkonzepte, innovative Formen der Kulturproduktion und Selbstverortung zur Diskussion stellte, sondern auch die Institutionen verändert hat. Damit meine ich nicht nur das HAU oder den bundesweiten Widerhall, sondern auch die Gründung des postmigrantischen Theaters mit einer eigenen feinen Adresse in der Kreuzberger Naunynstraße. Da Shermin die Premiere 2006 ohne mich zu kennen auf meinen Geburtstag legte, habe ich dieses großartige Geschenk schicksalsergeben angenommen. Ein Teil dieser Inspirationen floss auch in der Herausgeberschaft von „Asiatische Deutsche“ mitein. Dieses Buch ist auch ein Versuch -“Dankeschön“ zu sagen. Es wäre vermessen beide Projekte miteinander zu vergleichen, aber ich finde es spannend imaginäre und reale Verbindungen in unsere Arbeit zu kreieren und uns dadurch miteinander auszutauschen.

Wie unterscheiden sich deines Erachtens nach die verschiedenen Rassismuserfahrungen innerhalb der Asiatisch-deutschen Community?

Ha: Die sozialen und politischen Kontexte in der jeweiligen Migrationsgeschichte sind für den zugewiesenen bzw. ausgehandelten gesellschaftspolitischen Status der Gruppe zentral. So verlief der Aufbau des saturierten Japantown in Düsseldorf unter gänzlich anderen Umständen als die Migration der vietnamesischen Boat People, die als Kriegsflüchtlinge ankamen. Aber auch innerhalb der vietnamesische Community sind die Risiken sehr ungleich verteilt: je nach dem, ob die Betroffenen in West- oder Ostdeutschland leben oder deutsche Staatsbürger_innnen bzw. Illegalisierte sind. Anti-Asiatischer Rassismus ist in Europa – vielleicht mit der Ausnahme Englands – bislang ein eher sträflich vernachlässigtes Wissensgebiet. Solange stigmatisierte Asiatisch-diasporische Erfahrungs- und Lebensräume mit einem grundlegenden Desinteresse der Mehrheitsgesellschaft konfrontiert sind, wird es schwierig bleiben systematische Erkenntnisse zu generieren.

Ein symptomatisches Beispiel ist das beharrliche Schweigen der Sozial- und Kulturforschung zu den gesellschaftlichen Voraussetzungen und Nachwirkungen des verheerendsten rassistischen Pogroms seit der Nazi-Zeit: Zu Rostock-Lichtenhagen gibt es auch nach 20 Jahren keine fundierten wissenschaftlichen Studien.1 Während das Pogrom die ethno-nationale Identität der vietnamesischen Community fremdbestimmt determiniert, können in anderen Konstellationen auch andere Identifikationsprozesse wirksam werden. Jedoch überschneiden sich auch hier die verschiedenen ethnopolitischen, kulturellen, sozio-ökonomischen und identitären Kategorien, die eine klare Abgrenzung in verschiedene Asiatischen Gruppen als unmöglich zurückweist. Da Identitäten immer in spezifischen Kontexten ausgehandelt werden, sie vielgestaltig und wandelbar sind, sind auch Identifikations- und Solidarisierungsprozesse immer kontextuell zu verstehen. So können Migrant_innen, die etwa als Studierende aus der sogenannten Dritten Welt kommen, aufgrund ihres relativ privilegierten Bildungs- und Sozialstatus untereinander zuweilen mehr Gemeinsamkeiten als mit Armutsflüchtlingen aus dem gleichen Herkunftsland aufweisen. Andererseits können gemeinsame regionale oder religiöse Herkünfte in einer Situation starker rassistischer Bedrohung eine Identifikation auslösen, die soziale Differenzen in den Hintergrund drängt. Denn der Rassismus definiert die Anderen über kulturelle und biologistische Fremdmarkierungen.

Welcher Ansatz verbindet sich mit dem Titel „Asiatische Deutsche“?

Ha: Der Titel ist sicherlich eine sprachliche Neuschöpfung, die aber nicht aus der Luft gegriffen ist. Neben Begriffen wie „Schwarze Deutsche“ oder die langjährige Diskussion um Bindestrich-Identitäten spielten auch selbstverständliche gesellschaftliche Aushandlungen in fortgeschrittenen Einwanderungsländern bei der programmatisch erscheinenden Titelgebung eine Rolle. Wir leben in einem migrationspolitischen Entwicklungsland. Daher kann es nicht schaden, die eigenen Horizonte zu erweitern und sich anzuschauen wie Selbstbezeichnungen wie „Asian American“ sich in USA historisch entwickelt haben. Für welche politischen Prozesse und anti-rassistische Kämpfe steht dieser Begriff? Wie wurde er gesellschaftlich durchgesetzt damit Asiatisch Aussehende – zumindest sprachlich – nicht mehr als Fremdkörper missachtet werden können. Die Sprache ist ein wichtiges Medium und ein Ort politischer Kämpfe um Anerkennung, Zugehörigkeit und Gerechtigkeit.

Für diese Prozesse war die Ausbildung des Community-Begriffs fundamental, da er Solidarität und Zugehörigkeit vermittelte. Wie wir diesen Prozess nennen, ist mir ziemlich egal. Wir können für die Benennung der gesellschaftlichen Verbundenheit rassistisch unterdrückter Menschen auch den People of Color-Begriff nehmen oder ein anderes Codewort. Was aber wichtig ist, ist die kontinuierliche Entwicklung von Selbstreflexion und die ernsthafte Suche nach internen Ausschlüssen.

Mir ist es auch wichtig die Asiatischen Anteile in mir anzukennen. Ich denke, dass es sinnvoll ist, sich von einer überangepassten und durch Whitewashing geprägten Selbstverleugnung zu emanzipieren und sich nicht mehr für seine Eltern zu schämen – nur weil sie Asiatisch aussehen. Aber mit diesen Gefühlen und Bildern sind viele aufgewachsen, und auch unsere Eltern mussten sich damit auseinandersetzen. Ebenso wie es widerständige Impulse gibt, existiert auch in den nachfolgenden Generationen die Sehnsucht sich vollkommen zu assimilieren, um in einer mehrheitlich Weißen Gesellschaft unsichtbar zu sein und nicht als Asiatische Fremde zu gelten. Auch weil rassifizierte Menschen immer kämpfen müssen, um stabil zu bleiben und nicht auf der Strecke zu bleiben. Früher war es mir auch wichtig bloß kein Chinese zu sein. Heute wäre es nicht mehr mein Problem, wenn mich jemand als „Chinaman“2 sieht. Der Rassismus ist nicht primär mein Problem, obwohl er mich ab und zu verfolgt. Die Schwarze US-Rapgruppe Public Enemy dekonstruierte in ihrem grandiosen Album „Fear of a Black Planet“ (1990) institutionellen Rassismus und White supremacy als gesellschaftliche Machtstruktur. In Analogie dazu stelle ich die Frage, ob die Unlust sich mit Asiatisch-Sein auseinanderzusetzen, wie es immer auch aussehen mag, mit der internalisierten Angst vor der „gelben Gefahr“ zusammenhängt.

Hat sich die deutsche Migrationsforschung modernisiert?

Ha: Die Migrationsforschung in Deutschland lag bis in die späten 1990er Jahre in einem tiefen Schlaf. Parallel zum gesellschaftlich dominanten Konsenstraum vom einwanderungsfreien Deutschland formulierte die Forschung noch bis in die 1980er Jahre hinein die Gastarbeiter- und Ausländerpädagogik, die die rassistischen Hierarchien festschrieb und fortsetzte. Inzwischen wird z.B. über Muslime in Deutschland sehr viel geforscht, während andere Gruppen nach wie vor nicht nur in Gesellschaft und Kultur, sondern auch in der Wissenschaft unterrepräsentiert sind. Sicherlich ist es manchmal auch ein Segen nicht im Fokus wissenschaftlicher und damit auch immer gesellschaftlicher Verwertungsinteressen zu stehen. Besser wäre es jedoch die Wissenschaft kritischer zu machen.

Im Buch „Asiatische Deutsche“ wird stark mit Selbstrepräsentationen und dem transnationalen Diaspora-Ansatz gearbeitet In Deutschland ist es ein Novum Asiatische Lebenswelten und avancierte Kulturtheorie zusammmenzudenken, während in den USA und Australien dieses Wissen für den Erwerb des Masterabschluss benötigt wird und von einer entsprechenden Kulturproduktion begleitet wird. Es gibt heute partiell mehr Offenheit für kritische Ansätze. So wurde der Buchlaunch großzügig durch die Bundeszentrale für politische Bildung gefördert, was vor zehn Jahren völlig undenkbar gewesen wäre. Auch die FAZ hat zum 20. Gedenktags des anti-vietnamesischen Pogroms von Rostock-Lichtenhagen dem Buch eine großformatige Rezension im Feuilleton gegönnt.

Obwohl die heutige Forschungslandschaft lebendiger ist, ist die Kritik etwa gegen den methodischen Nationalismus in der Forschung berechtigt. Die Forschenden nehmen dabei die Perspektive des deutschen Nationalstaats ein und gebärden sich in ihrer Arbeit als bildungsbürgerliches Sprachrohr der Weißen dominanten Gruppe. Damit werden aber die Perspektiven und Interessen migrantischer People of Color-Communities weiter marginalisiert. Daher brauchen wir transnationale, rassismuskritische Forschungsansätze, die auf die Verschränkung intersektionaler Machtdynamiken wie „Rasse“, Klasse, Gender und Sexualität eingehen.

Wie wirken sich die intersektionalen Machtverhältnisse bei Dir aus?

Ha: Manchmal kommen da ziemlich unwahrscheinliche Kombinationen raus. Ich bin mit meiner Familie als Boat People in der damals recht verruchten West-Berliner Trabantenstadt Märkisches Viertel als Arbeiterkind aufgewachsen.3 Entgegen allen fernöstlichen Traditionen studierte ich Politikwissenschaft – was viele angehende Taxifahrer unbewusst auch tun – und promovierte später sogar als Kulturwissenschaftler. Meine Dissertation über Hybridität und „Rassenvermischung“ in der kolonialen Moderne4 wurde 2011 mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien ausgezeichnet. Ironischerweise weiß ich nicht, ob ich zur wissenschaftlichen Elite gehöre oder ein potentieller Hartz IV-Empfänger bin. Bisher spricht alles für meine langfristige Zugehörigkeit zum akademischen Prekariat. Obwohl ich auch an Universitäten in New York, Heidelberg und Tübingen beschäftigt war, habe ich bisher meist als freier Wissenschaftler, Publizist und Kurator gearbeitet und erwirtschafte gerade so das Mindesteinkommen der Künstlersozialkasse, worauf ich wirklich stolz bin. Hätte mir jemand vor 15 Jahren gesagt, dass ich für das Schreiben eigener Texte bezahlt werde, hätte ich ihn wieder auf seinen Planeten zurückgeschickt. Aber auf eine Art und Weise ist meine gegenwärtige Arbeitssituation schon schizophren und obszön.

Meine Dissertation wurde vor einigen Monaten in einer missgünstigen und sehr einseitigen Rezension eines Weißen Germanisten mit koloninialhistorischen Ambitionen zerrissen. Was mich schockierte, war nicht der Verriss an sich, sondern die Dreistigkeit mit der der Rezensent seine absurden Argumentationsketten und falschen Behauptungen in einer peer-reviewed Wissenschaftszeitschrift aufstellen durfte. So konstruierte der Rezensent den Eindruck, dass ich unkritisch NS-Literatur in einer Fußnote verwandt hätte, was unter Wissenschaftler_innen einem Rufmord gleichkommt. Die Solidarität im mehrheitsdeutschen Kollektiv ging soweit, dass die Redaktion nach der Veröffentlichung der Online-Rezension aufgrund meiner Beschwerde 13 Stellen mit peinlichen Fehldarstellungen ohne Korrekturnotizen nachträglich retuschiert hat. Wie das mit einer transparenten wissenschaftlichen Arbeitsweise vereinbar sein soll, ist mir schleierhaft. Inzwischen habe ich das Anti-Diskriminierungsnetzwerk Berlin (ADNB) um Beratung angefragt und denke gerade über ein neues Buchprojekt zur Dekolonialisierung der deutschen Wissenschaftsinstitutionen nach.5

Was ist für das Empowerment der Asiatisch-deutschen Community notwendig?

Ha: Der erste Schritt würde darin bestehen sich selbst als Community zu verstehen und zu organisieren. Dabei verstehe ich das Framing „Asiatisch-deutsch“ nicht unbedingt als notwendigen Rahmen, wenn andere Gemeinsamkeiten und Interessen in dem Moment wichtiger und realer sind. Aber ich gehe davon aus, dass Körper, Aussehen und spezifische Kulturpraktiken (Sprache, Essen, Religion etc.) in rassistischen Gesellschaften machtbesetzte Grenzziehungen darstellen. Ich stelle mir Community-B[u]ildung als ein Prozess des kulturellen Beheimatens vor, so wie eine Wohngemeinschaft in ein neues Haus zieht und sich dort einrichtet. Es ist wichtig auch in einem hookschen sowie Foucaultschen Sinne für sich selbst zu sorgen, die eigenen Wunden zu heilen und sich umeinander zu kümmern. Es ist kein Luxus, sich gut gehen zu lassen und sich im eigenen Haus gemütlich zu machen – gerade für historisch unterdrückte Gruppen. Da, wo das Community-Konzept zu eng oder kulturalistisch ist und sich von den realen Machtkonflikten abgekoppelt hat, sind andere Organisations- und Kampfformen wie Gewerkschaften, NGOs und soziale Bewegungen vorzuziehen.

Wie kann die Koalitionsarbeit zwischen der Asiatisch-deutschen Community und anderen Communities of Color in Deutschland deines Erachtens vorangebracht werden?

Ha: Ich denke, dass solche Communities of Color nur dann eine reale Chance haben, wenn wir z.B. ganz ehrlich über Vorstellungen der Opferpyramide etwa durch Colorism, koloniale Versklavung und Genozide im Rassismus reden. Denn die daraus abgeleiteten theoretischen wie praktischen Konsequenzen sind gravierend. So existiert die Vorstellung, dass die Perspektiven von Schwarz aussehenden Menschen auch in PoC-Communities einen besonderen Stellenwert haben und möglicherweise sogar wertvoller und wichtiger seien als die von anderen Rassifizierten. Wenn es unterschiedliche Formen und Intensitäten des Rassismus gibt, dann sind auch die Erfahrungen der davon Betroffenen unterschiedlich. Diese Unterschiede wahrzunehmen, anzuerkennen und auszuhandeln ist von zentraler Bedeutung. Zensur und Hierarchisierungen werden uns nicht weiterbringen, weil repressive Instrumente nicht emanzipativ wirken.

Ich setze auf Kontextualisierung und Differenzierung, was erhebliche intellektuelle Anstrengungen bedarf. Das heißt etwa anzuerkennen, dass Schwarz und Asiatisch Aussehende im deutschen Theater unterschiedlichen Verwertungs- und Ausschließungsmechanismen unterliegen. Diese sind aber nicht statisch, sondern können auch dazuführen, dass die exotisierte, animalisierte Fetischisierung und Ausbeutung Schwarzer Menschen als „schwarzes Gold“ in der Weißen Kulturindustrie dazuführt, dass Schwarze in diesen untergeordneten Positionen eher Zugang finden. Asiatisch Aussehende werden im Weißen Blick häufig als Opposition zu Schwarzen Subjekten vorgestellt, sodass sie im Gegensatz zur Schwarzen Hippness als wenig attraktiv und langweilig gelten. Das führt zu anti-Asiatischen Ausschließungsformen in der rassistisch organisierten Unterhaltungsindustrie, wobei die unterschiedlichen Auswirkungen von Gender, Sexualität und Klassenkulturen dieses Feld noch komplexer machen.

Dieses Interview erscheint am 13. April in der Zeitschrift Freitext.

  1. Kien Nghi Ha (2012): Rostock-Lichtenhagen – Die Rückkehr des Verdrängten. Heinrich Böll Stiftung.
  2. Der Begriff »Chinaman« ist eine diskriminierende Englische Bezeichnung für Männer mit vermeintlich chinesischer oder ostasiatischer Herkunft. Die Ursprünge dieses Wortes reichen bis ins imperialistische 19. Jahrhundert. zurück. Trotz der rassistischen Konnotationen haben Asiatisch-amerikanische Intellektuelle wie Frank Chin und Lauren Yee diesen Begriff in ihren Arbeiten für ihre eigenen Verwendungsweisen angeeignet und ironisiert.
  3. Ausführlicher in Kien Nghi Ha (2013): Boat People. Vom postkolonialen Überleben zur hybriden Metamorphose. In: Michael Petrowitsch (Hg.): Borderline. Kunstkatalog im Rahmen von Maribor 2012 – Europäische Kulturhauptstadt [im Erscheinen].
  4. Kien Nghi Ha (2010): Unrein und vermischt. Postkoloniale Grenzgänge durch die Kulturgeschichte der Hybridität und der kolonialen »Rassenbastarde«. Bielefeld: transcript.
  5. Dokumentation des Falls: http://colonialdisgust.wordpress.com/
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  1. Sugus sagt:

    Mir ist es auch wichtig die deutschen Anteile in mir anzukennen. Ich denke, dass es sinnvoll ist, sich von einer überangepassten und durch Black/Brown/Yellow-washing geprägten Selbstverleugnung zu emanzipieren und sich nicht mehr für seine Eltern zu schämen – nur weil sie deutsch aussehen.

  2. posteo sagt:

    Früher war mir auch wichtig nur keine Deutsche zu sein. Ich trug indische Flatterklamotten, hörte Rock und Folk und kochte italienisch, indisch und chinesisch.
    Heute trage ich, was mir steht, höre ich, was mir gefällt und esse ich, was mir schmeckt.

  3. Kigili sagt:

    Lieber Kien Nghi Ha, ich habe vor einiger Zeit ihre Rede in Rostock-Lichtenhagen: „Ich bin hier, weil ihr hier seid“ auf Youtube gesehen. Ich habe lange keine so emotionale, aufrichtige, mich bewegende Rede gehört. Sie sind neben Bürgerrechtlerinnen wie Noah Sow wichtige Meinungsmacher für alle People of Color! Ihre Arbeit ist wichtig für alle Minderheiten in Deutschland zur Bewusstseinsschaffung für die Existenz des deutschen Rassismus!

  4. Nun, zu dem zu stehen was man ist kann ohne Zweifel nur gut sein.

    Mann und Frau mit Migrationshintergrund müssen jedoch aufpassen, dass sie nicht zu etwas zu stehen beginnen, was sie gar nicht oder nicht mehr sind.

    Vor allem besteht die Gefahr, dass man zu etwas zu stehen beginnt was nur in den vorurteilsbeladenen Zuschreibungen der Anderen existiert, was man also tatsächlich nur in den Augen der „Einheimischen“ ist, was aber mit der eigenen „Wirklichkeit“ kaum etwas zu tun hat.

    Was wir sind und nicht liegt nicht irgendwo als absolute Wahrheit vor es steckt eine Menge Konstruktions- und Rekonstruktionsarbeit darin, schließlich das vorzufinden was wir eben auch erfunden haben.

    Josef Özcan (Diplom Psychologe)

  5. ccrcop sagt:

    In der Tat muss man aufpassen nicht seine Herkunft zu verleugnen. Ich kenne ein paar Menschen, die sich entschieden haben, ihre türk. Existenz in den Hintergrund zu stellen um sich „anzupassen“, bis sie gemerkt haben, dass ihr Name, Aussehen etc. sie für immer als Nicht-Deutschen auszeichnet und sie immer darauf angesprochen werden Man ist, was man ist, Hund bleibt Hund, Katze bleibt Katze.

  6. KNH sagt:

    @Kigili
    DANKE für diese Ermutigung. Es berührt mich sehr, dass meine bescheidenen Bemühungen aufrecht zu gehen und ein Mensch zu bleiben andere auf ihrem eigenen Weg bestärken. Allerdings habe ich auch von anderen gelernt und wurde durch Bücher, Filme, Musik, Kunst etc. inspiriert, die meine Sicht auf diese Welt verändert haben.

    @Josef Özcan
    Sie haben recht, Sich nicht mehr selbst in Frage stellen zu können, wäre ein großes Problem, weil wir nicht mehr in der Lage wäre uns und unser Handeln und Denken zu reflektieren. Allerdings bringt uns das liberale Credo der Farbblindheit auch nicht weiter. Menschen sind natürlich gleich an Rechten geboren und werden danach durch gesellschaftliche Machtverhältnisse unterschiedlich privilegiert bzw. entrechtet. Identitätspolitk, wenn sie selbstreflexiv und veränderbar bleibt, kann eine Möglichkeit darstellen sich zu organisieren und gemeinsam zur Wehr zu setzen. Asiatische Deutsche z.B. beanspruchen Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft und fordern das Weiße Besitzstandsdenken heraus,

  7. Pingback: Früher war es mir auch wichtig, bloß kein Chinese zu sein” | korientation e.V.