Flüchtlingshilfe

App verbindet Helfer und Initiativen

Freiwilliges Engagement für Flüchtlinge ist nach wie vor hoch im Kurs. Doch im Dschungel der vielen Projekte und Initiativen ist Überblick gefragt. Die „Willkommen bei Freunden“-App, Bestandteil des gleichnamigen Bundesprogramms, schafft Abhilfe. Sie vermittelt Helfer an Initiativen und umgekehrt.

Als die Migrationsbewegungen von Flüchtenden Richtung Europa ihren Höhepunkt erreichte, sprach Bundespräsident Joachim Gauck im Hinblick auf die vielen freiwilligen Helfer bei der Aufnahme und Versorgung von Flüchtenden vom „hellen Deutschland“. Wie Studien attestieren wäre ohne das ehrenamtliche Engagement Tausender die Flüchtlingssituation nicht gemeistert worden. Das Rote Kreuz sprach sogar vom „größten Hilfseinsatz seit dem Zweiten Weltkrieg“. Menschen aller Couleur sind mit dabei, wie eine Studie zeigt.

Sarah Adjimal (29) ist eine von ihnen. Seit Beginn der Fluchtbewegungen engagiert sie sich in verschiedenen Projekten. Mal sammelt sie Spenden, mal übersetzt sie in Ämtern oder meldet Flüchtlingskinder in Schulen an. Aufgrund ihrer guten Vernetzung kennt sie sich in der Szene inzwischen gut aus und vermittelt freiwillige Helfer. Denn wie eine aktuelle Studie belegt, ist freiwilliges Engagement für Flüchtlinge nach wie vor hoch im Kursentgegen einer in der Öffentlichkeit herrschenden Annahme.

___STEADY_PAYWALL___

App verknüpft Helfer und Initiativen

„Immer wieder treffe ich Menschen, die gerne helfen wollen, aber nicht wissen, wo und wie“, sagt Sarah dem MiGAZIN. Es sei nicht immer einfach, Helfer und Initiativen zusammenzubringen. Anfangs sei es in erster Linie noch darum gegangen, die Menschen irgendwie mit Unterkunft und Lebensmittel zu versorgen. Inzwischen sei das anders. „Jetzt geht es um Integration. Und weil sich Integration wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche zieht, sind die Bedarfe breit gefächert“, erklärt die 29-jährige.

Immer wenn ihr spontan nichts einfällt, greift sie auf die „Willkommen bei Freunden“-App zurück. Die App sei praktisch, unkompliziert und funktioniere sehr gut. „Mit ihr habe ich schon viele Helfer an Initiativen vermitteln können“, freut sie sich. Ganz ohne Anmeldung oder Registrierung kann man schon suchen, welche Hilfe in der Nähe benötigt wird. Initiativen und Projekte, die nach Unterstützung suchen, können sich auf der Webseite registrieren und dann ihr Hilfsgesuch einstellen. Dies lässt sich schnell und einfach nach dem jeweiligen Bedarf aktualisieren.

Fahrrad abzugeben

Aber auch für Alltäglichkeiten findet Sarah die App sehr nützlich. „Letztens habe ich mir ein neues Fahrrad gekauft und wusste nicht, wohin mit dem Alten. Ich habe einfach in der App geschaut, welche Stellen in meiner Umgebung Sachspenden sammeln. Gut ist, dass man auch gezielt nach bestimmten Sachen wie Kleider, Möbel oder Spielzeug für Kinder suchen kann. Und prompt habe ich eine Initiative in Bonn gefunden, die zufällig Fahrräder gesucht hat. Das ist doch klasse“, erzählt Sarah begeistert.

Die App selbst ist eine Initiative der Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Ziel ist es, die Vernetzung der Freiwilligenlandschaft in Deutschland zu fördern. Seit dem Start am Weltflüchtlingstag im Juni 2016 hat sie bereits zahlreiche Helfer und Initiativen zusammengebracht. Gefördert wird sie vom Bundesfamilienministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Bündnisse für junge Flüchtlinge

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) betont anlässlich der Vorstellung der App, wie wichtig die Arbeit der Freiwilligen in Deutschland ist. Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der DKJS, wies darauf hin, dass der konkrete Bedarf an Hilfe sich „stark verändert“ hat. Freiwilliges Engagement helfe am besten, wenn „Helfer und Flüchtlingsinitiativen schnell und bedarfsorientiert zusammenkommen“. Dabei helfe die App „Willkommen bei Freunden“.

Die App ist ein Bestandteil des gleichnamigen Bundesprogramms. Auf der umfangreichen Internetseite finden Interessierte weitere Informationen zur App, sowie zu den Angeboten und Aktivitäten des Programms. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Landkreise, Städte und Gemeinden bei der Aufnahme und Betreuung geflüchteter Kinder und Jugendlicher. Ziel ist es dabei, geflüchteten Kindern und Jugendlichen ihr Grundrecht auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, sollen sich lokale Bündnisse vor Ort etablieren. Die Bündnispartner können zum Beispiel Bürgermeister, Jugendamtsmitarbeitende, Lehrerinnen, ehrenamtliche Unterstützerinnen oder die geflüchteten junge Menschen selbst sein.

Um auf die regionalen Unterschiede und Besonderheiten der einzelnen Kommunen besser eingehen zu können, hat das Programm in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, Magdeburg und München Servicebüros eröffnet. Die örtliche Nähe soll persönliche Gespräche und individuelle Unterstützungsangebote ermöglichen. Workshops, Sommerwerkstätte, Netzwerktreffen sowie Fachtagungen runden das Angebot ab.