Gefasst

Mutmaßlicher Dresdner Moschee-Attentäter war Pegida-Redner

Der mutmaßliche Attentäter der Sprengstoffanschläge vor dem Tag der Deutschen Einheit in Dresden ist gefasst. Die sächsische Polizei verhaftete ihn in Hessen. 2015 hetzte er bei einer „Pegida“-Demonstration gegen Ausländer und Kanzlerin Merkel.

Der mutmaßliche Moschee-Attentäter von Dresden sitzt nach seiner Festnahme in Untersuchungshaft. Das bestätigte das für Extremismus in Sachsen zuständige Operative Abwehrzentrum in Leipzig dem Evangelischen Pressedienst am Freitag. Eine Spezialeinheit der Polizei hatte den 30-Jährigen am Donnerstag verhaftet. Er war nach Angaben des Abwehrzentrums im Sommer 2015 als Redner bei einer fremdenfeindlichen „Pegida“-Demonstration aufgetreten.

Der Mann aus Dresden werde für die Anschläge Ende September auf die Fatih Camii Moschee im Dresdner Stadtteil Cotta und auf das Internationale Congress Center verantwortlich gemacht, hieß es. Er soll am Abend des 26. September zwei selbst gebaute Sprengsätze zur Explosion gebracht haben. Zum Zeitpunkt der Detonation hielten sich der Imam der Moschee mit seiner Frau und den beiden Söhnen in dem Gebäude auf. Sie blieben unverletzt. Wenig später war ein weiterer Sprengsatz auf der Freiterrasse des Congress Centers explodiert. In beiden Fällen entstand Sachschaden.

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Polizei geht von Einzeltäter aus

Der mutmaßliche Täter wurde am Freitag dem Haftrichter vorgeführt. Nach Angaben des Operative Abwehrzentrums hatte die Polizei den Mann seit mehreren Tagen im Visier. Man habe ihn nun auf einer Baustelle in Hessen festgenommen, wo er auf Montage gewesen sein soll, hieß es. Derzeit werde von einem Einzeltäter ausgegangen.

Bei der Festnahme des Verdächtigen konnten laut Dresdner Generalstaatsanwaltschaft diverse Gegenstände gesichert werden, die zur Herstellung von Spreng- und Brandvorrichtungen genutzt werden können. Zudem hätten an verschiedenen Tatmitteln gesicherte DNA-Spuren mit der DNA des Mannes übereingestimmt.

Verdacht auf Fremdenfeindlichkeit naheliegend

„Der Verdacht eines fremdenfeindlichen Tathintergrunds scheint sich zu bestätigen“, erklärte Kerstin Köditz von der Fraktion Die Linke im sächsischen Landtag. Dafür spreche der Auftritt des Beschuldigten als Redner bei „Pegida“, wo er Ausländer und Flüchtlinge „unter Jubel der Anwesenden als faul und kriminell darstellte“, erklärte die Abgeordnete. Zudem habe er der Bundeskanzlerin angedroht, sie vor Gericht zu stellen und ihr „keine Gnade“ zu gewähren.

Die Grünen sehen die Notwendigkeit, den Verfolgungsdruck auf die rechtsextreme Szene zu erhöhen. Das zeige das bereits vermutete fremden- oder islamfeindliche Motiv, das sich offenbar bestätigte. Straftäter seien „zügig vor Gericht zu bringen, damit derartige Straftaten bereits im Keim erstickt werden“, erklärte Valentin Lippmann, innenpolitischer Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag.

„Straftaten aus Hass und Worten“

„Sollten sich die Verbindungen zu ‚Pegida‘ bestätigen, müssen sich all diejenigen, die in dieser sogenannten Bewegung ein legitimes Anliegen sehen oder diese verharmlost haben, endlich bewusstmachen, dass aus Hass und Worten auch schlimmste Straftaten entstehen können“, fügte Lippmann hinzu.

Die beiden Bombenanschläge eine Woche vor den zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in Dresden hatten bundesweit für Empörung und Verunsicherung gesorgt. Die Polizei ging in der Folge zahlreichen Hinweisen nach und wertete unter anderem ein Video aus, das den mutmaßlichen Täter zeigt. (epd/mig)