Es fällt schwer, die richtigen Worte zu finden. Wie soll man das auch bezeichnen? Da gibt es Menschen, die Unterkünfte von wehr- und hilflosen Flüchtlingen in Brand setzen, sie einkesseln, anpöbeln, beschimpfen, schlagen, gegen sie hetzen. Sie sind so ungeniert, dass sie sich nicht einmal mehr maskieren oder anonymisieren und dann auch noch Forderungen stellen. „Wir sind das Volk!“
Getrieben von blindem Hass und brutaler Menschenverachtung, wollen sie den Wehr- und Hilflosen das Leben so schwer wie möglich machen, sie erst gar nicht reinlassen und sollten sie doch durchkommen, sie schnellstmöglich wieder abschieben – egal ob Armut, Folter oder Tod droht.
So schwer es fällt, mit diesen Menschen kann man sich zumindest mental arrangieren. Idioten gibt es eben überall. Das ist zwar ein schwacher Trost, aber immerhin.
Wie aber arrangiert man sich mit Volksvertretern, die nach jedem dieser Vorfälle ihr gesamtes rhetorisches Arsenal auffahren, wohlfeile Beileidsbekundungen äußern, sich durch die Decke empören, die Täter verteufeln und sich im nächsten Schritt voll und ganz in deren Dienst stellen, sich zu deren Handlanger machen und ausgerechnet das in Gesetzesform gießen, was das selbst ernannte „Volk“ mit jedem Molotow-Cocktail fordert?
Genau das passiert in diesen Tagen im Bundestag und Bundesrat. Dieselben Politiker, die sich gestern weltmeisterlich empörten, sorgen heute im Parlament dafür, dass das Asylpaket II im Eiltempo weitergereicht wird an ihre mindestens ebenso empörten Kollegen im Bundesrat. Ein Paket, das der Mob von Clausnitz und Bautzen und vielen anderen Orten der Republik nicht anders geschnürt hätte.
Da verschlägt es einem auch mal die Sprache. Wie kann man diese Sorte von Politikern auch bezeichnen? „Volksvertreter“ scheint in dieser Konstellation das Richtige zu sein; der Geist, der diesem Begriff einst innewohnte, wird mit diesem Asylpaket endgültig vertrieben sein. Ich könnte frustlachen, wenn ich nicht damit beschäftigt wäre, Anderweitiges zu unterdrücken. Signalisieren diese Volksvertreter dem Mob doch nichts anderes, als dass es genauso weiter zünden soll wie bisher, sollte es wieder etwas auf dem Herzen haben. Es wird umgesetzt – koste es was es wolle.