Studie

Kaum interkulturelle Vielfalt in Stiftungen

Stiftungen propagieren gerne kulturelle Vielfalt, Integration und Anti-Rassismus. In den Stiftungen selbst sieht es einer Studie zufolge aber nicht besser aus: Nur jede 11. Person in Führungspositionen hat einen Migrationshintergrund, in den großen Stiftungen sogar nur jeder 30.

Private und öffentliche Stiftungen sind Motoren der gesellschaftlichen Entwicklung. Kulturelle Vielfalt, Integration, Anti-Rassismus und interkultureller Dialog bilden oft Schwerpunkte ihrer operativen und fördernden Tätigkeit. Trotz dieser gesellschaftlichen Vorreiterrolle hat allerdings nur jede elfte Person (9 Prozent) in Führungspositionen deutscher Stiftungen einen Migrationshintergrund, wie Citizens for Europe in seiner Erhebung „Vielfalt entscheidet“ aufzeigt.

In den 30 größten Stiftungen, wie der Robert Bosch Stiftung, Körber Stiftung oder der Volkswagen Stiftung, hat sogar nur jeder dreißigste (3 Prozent) einen Migrationshintergrund im Vorstand, Rat oder Geschäftsführung. Damit liegen Stiftungen deutlich hinter den Dax-Konzernen, deren Vorstände mit über 29 Prozent von Menschen mit Migrationshintergrund besetzt sind.

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Der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland liegt bei 20 Prozent und in Berlin bei 26 Prozent. Die Initiatoren von „Vielfalt entscheidet“ fordern, dass Stiftungen das Potenzial der kulturellen Vielfalt in der Bevölkerung stärker nutzen sollten, um ihre gesellschaftliche Aufgabe und Vorreiterrolle besser wahrzunehmen, wie Catherine Wurth, Projektleiterin, zusammenfasst: „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Rekrutierung der Führungspositionen Mechanismen folgen, welche die Stiftungen mit ihrem Engagement in der Gesellschaft eigentlich überwinden wollen. Stiftungen dürfen den Anschluss nicht weiter verpassen, sonst gehen ihnen Innovationskraft, Kreativität und gesellschaftliche Repräsentanz verloren.“

Das dies nicht so sein muss, zeigen auch positive Beispiele von Stiftungen, in denen kulturelle Vielfalt in Führungsgremien bereits aktiv gefördert und gelebt wird, wie z.B. in der Stiftung Digitale Chancen, der Bürgerstiftung Neukölln oder der Stiftung Erinnerung, Zukunft und Verantwortung.

Untersucht wurden rund 3.000 Führungspositionen der Stiftungsorgane (Beirat, Kuratorium, Rat, Vorstand und Geschäftsführung) der 30 größten privaten und öffentlichen Stiftungen Deutschlands sowie weiteren 250 Stiftungen mit Rechtssitz in Berlin. (bk)