Der Triebtäter

Stille Nacht, heilige Nacht?

Wer’s glaubt! Was Sie schon immer über Weihnachten wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten. Alles was man dazu wissen muss und noch mehr: im neuen Triebtäter!

Ho, Ho, Ho! Es weihnachtet sehr in diesem Lande, und für all die Ungläubigen da draußen, die nicht so ganz genau wissen, worum es bei diesem Fest geht, will ich heute mal eine Auszeit von den Hitlervergleichen nehmen und mich stattdessen als kultureller Vermittler anbieten, will ich erklären, was genau es damit eigentlich auf sich hat.

An Weihnachten nämlich Gedenken die Feiernden traditionell einer Zeit, in der noch alles einfacher war: Der Vorweihnachtszeit, in der abgesehen vom manchmal hektischen Gesuche nach Geschenken die pure Ruhe herrschte: Eine Ruhe vor dem Sturm. Dies tun sie stets passend zur Wintersonnenwende, wenn also die Abende wieder länger werden und somit die Grillsaison eingeleitet wird.

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Dazu finden sich die Menschen in größeren Familienverbänden zusammen, um bei fettigem Essen und Alkohol so lange so eng aufeinander zu hocken, bis einer weint: Gewöhnlich ist das Mutter, weil sie zu all dem Ärger mit den Anverwandten auch noch all das Essen anrichten und den Alkohol servieren muss – ein Vernichtungskrieg gegen das zentrale Nervensystem, dem früher oder später aber ein jeder erliegt, erliegen muss.

Diese Form der Familienfeier, die sich dieser Tage größter Beliebtheit erfreut, ist dabei erstaunlich jung: Erst vor rund hundert Jahren erfand ein us-amerikanischer Brausehersteller Weihnachten, kleidete verlauste, unrasierte Penner in die Firmenfarben, die, einem Zufall sei Dank, auch die Firmenfarben der Deutschen Bahn waren, und schickte sie mit ebendieser durchs Land.

Ursprünglich zum Nikolaustag sollten sie dann Kindern mit süßer koffeinhaltiger Plörre eine kleine Freude machen – allein, mit der Bahn hatte niemand gerechnet, weshalb die ersten Weihnachtsmänner erst ab dem späten 24. Dezember an ihren Bestimmungsorten eintrudelten, viele gar noch später: Erst hieraus ergab sich die Notwendigkeit, Weihnachten auf zwei Tage plus den „Heiligabend“ zu erweitern.

Weitgehend geklärt scheint inzwischen auch die Herkunft der Begriffe Heiligabend und Weihnachten. So gehen Forscher davon aus, dass sich der Begriff des „Heiligabend“ erst in den Fünfziger Jahren allmählich durchsetzte, als es schon üblich geworden war, den Kindern selbst kleine Geschenke zu machen. Das oft minderwertige Spielzeug war schlicht nur am ersten Abend noch „heilig“ (neudeutsch: funktionstüchtig, heil, intakt), wanderte deshalb schon am nächsten Tag direkt in den Müll.

„Weihnachten“ hingegen entstammt bereits den frühesten Erfahrungen mit Familienfesten, die, wie bereits beschrieben, zumeist im „Weyhnkrampfe“ (Weinkrampf) gipfelten und bis heute traditionell darin gipfeln, die vormoderne Rechtschreibung „Weihnachten“ blieb bis heute erhalten und hat sämtliche Rechtschreibreformen überlebt.

Wer will es den Menschen da verdenken, dass im Anschluss an diese Tortur das alte Jahr dicht gemacht und in die Luft gesprengt wird, anlässlich eines Rituals das gemeinhin als Silvester bekannt ist.

Aber das ist eine andere Geschichte…