TV-Tipps des Tages

18.12.2011 – Istanbul, Sowjetunion, Neonazi, Schliy, Türkei, Arabien, Ausländer

TV-Tipps des Tages sind: Istanbul war ein Märchen; Michail Gorbatschow – Offene Worte; Otto Schily zu Gast bei Jörg Schönenborn: Das Gespräch befasst sich u.a. mit den Terrorakten, die, wie jetzt bekannt wurde, von Neonazis verübt worden sind; Eine Reise durch den Orient; Arabien im Spiegel des Welterbes

Istanbul war ein Märchen
Kamil Taylan setzt sich mit der politischen Vergangenheit und Gegenwart Istanbuls und der Türkei auseinander – endet aber erneut mit einer Liebeserklärung: „Ich komme immer wieder in diese Stadt zurück, weil ich immer noch an Istanbul glaube.“

In diesem Jahr wird die türkische Metropole Istanbul als Europäische Kulturhauptstadt gefeiert. Doch schon die Kandidatur der Stadt hatte in Europa eine Debatte ausgelöst, denn wie bei der seit Jahren anhaltenden Diskussion über einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union wurde auch hier die Frage gestellt, ob diese Stadt denn tatsächlich zu Europa gehöre? „Ja“, sagen die bekannten Künstler und Literaten in der Stadt, und „Ja“ sagt der Autor Kamil Taylan, ein gebürtiger Istanbuler, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt und den es doch immer wieder in diese Stadt zurückzieht – mit sehr unterschiedlichen Gefühlen.

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Die sehr persönliche Dokumentation ist eine ebenso historische wie autobiografische Stadtbegehung dieser uralten wunderbaren Metropole, die einst kulturell so reich und kosmopolitisch war wie kaum eine Zweite und der der türkische Nationalismus so viele Wunden schlug. Und dennoch ist sie so vital und aufregend, dass sie immer noch das Zentrum der türkischen Künstler und Schriftsteller der Türkei schlechthin geblieben ist.Kaum einer versagt ihr seine Liebeserklärung, und fast alle schöpfen aus ihr: Orhan Pamuk, Literaturnobelpreisträger und leidenschaftlicher Istanbuler; die junge und erfolgreiche Autorin Elif Safak, die in ihren Romanen nicht wenige Tabubrüche begeht und deren Bücher riesige Auflagen erreichen oder der türkisch-jüdische Schriftsteller Mario Levi, dessen Romanfiguren in dieser Stadt ihre Wurzeln haben und der von der untergegangenen jüdischen Welt Istanbuls erzählt.

Sie alle hat der Autor getroffen, auch den griechischen Schriftsteller Petros Markaris, gebürtig aus Istanbul, dessen Familie den schrecklichen Pogrom des 6./7. September 1955 erlebt hat, bei dem die armenische und griechische Minderheit brutal vertrieben werden sollte. 10:30-11:15 • PHOENIX

Michail Gorbatschow – Offene Worte
Perestroika und Glasnost sind die Schlüsselbegriffe der nur sechs Jahre währenden Präsidentschaft von Michail Gorbatschow, in der er die Sowjetunion und die Welt veränderte.

Perestroika und Glasnost: In nur sechs Jahren an der Spitze der Sowjetunion veränderte Michail Gorbatschow die Welt: Obwohl er selbst ein Kind des Systems war, führte seine Politik zur Auflösung der UdSSR, zum Zusammenbruch des Ostblocks und schließlich zum Ende des Kalten Kriegs. Doch nach dem gescheiterten Augustputsch in Moskau 1991, der von einigen KP-Funktionären des linken Flügels der Partei gegen die Reformpolitik Gorbatschows initiiert worden war, demontierte und entmachtete Boris Jelzin ihn schrittweise. Auf den rasanten Aufstieg des aus einer Bauernfamilie stammenden Apparatschiks und seine kurze Präsidentschaft folgte eine lange Zeit politischer Isolation – für Gorbatschow der Anlass für eine klärende Innenschau und eine Rückkehr zu sich selbst.

Heute ist Gorbatschows Terminkalender wieder gut gefüllt: Im Fernsehen, bei Studentenversammlungen und auf Auslandskonferenzen ist seine Meinung gefragter denn je.

Bei einer privaten Begegnung, abseits von Medienrummel und Weltpolitik, gelingt es der Regisseurin Gulya Mirzoeva sich der komplexen Persönlichkeit des ehemaligen sowjetischen Präsidenten anzunähern. Der Film erzählt Gorbatschows persönliche und politische Lebensgeschichte mit seinen eigenen Worten und zeichnet ein lebendiges, einfühlsames Porträt mit stillen, bewegenden und emotionalen Momenten. 16:30-17:15 • arte

Otto Schily zu Gast bei Jörg Schönenborn
Im 20. November 2011 ist der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily zu Gast beim PHOENIX-KAMINGESPRÄCH mit Jörg Schönenborn. Das Gespräch befasst sich u.a. mit den Terrorakten, die, wie jetzt bekannt wurde, von Neonazis verübt worden sind.

Der umstrittene Politiker und Rechtsanwalt vertrat in den 1970er Jahren die RAF-Terroristen Gudrun Ensslin und Horst Mahler. Er war Mitbegründer der Partei Die Grünen, für die er 1983 in den Bundestag gewählt wurde. Später wechselte er in die SPD. In seiner Zeit als Bundesinnenminister im Kabinett Schröder setzte er sich für ein NPD-Verbot ein, das Verfahren scheiterte jedoch. 17:00-18:00 • PHOENIX

Eine Reise durch den Orient
Dokumentation (Kultur) – Pakistan / Iran / Türkei – Die Reise durch Pakistan, Iran und die Türkei beginnt im Fort der pakistanischen Stadt Lahore. Nur wenige Kilometer von der Grenze zu Indien entfernt, war sie einst eine Prunkstadt des sagenhaften Mogulreiches. Für das damalige Europa galt sie als Symbol unermesslichen Reichtums und grenzenloser Macht. Das iranische Isfahan wiederum sollte nach den Paradiesvorstellungen des Korans unter Schah Abbas Ende des 16. Jahrhunderts zu einer modernen Stadt umgebaut werden und wurde zu einem wichtigen Handelszentrum, in dem Religiosität und Kommerz die tragenden Säulen waren. Göreme im türkischen Hochland ist eine märchenhafte Vulkanlandschaft mit Tausenden von Kegeln, Pilzen, Kaminen, Türmchen und steinernen Ornamenten, in der Wind, Wasser und Kälte die Baumeister waren. Weitere Stationen der Reise sind die zentralanatolische Kleinstadt Safranbolu, ein Drehkreuz für die Handelskarawanen auf der Seidenstraße, und das historische Istanbul, das wie keine andere Metropole dazu bestimmt scheint, Ost und West zusammenzuführen. Pakistan, Iran und die Türkei stehen in dieser Etappe der Reise „In 24 Stunden um die Welt“ auf dem Programm. Was den Alltag in den islamistischen Länder bestimmt, berichtet Halim Hosny, Leiter der ZDF-Korrespondentenstelle in Istanbul. 17:45-19:00 • 3sat

Arabien im Spiegel des Welterbes
Dokumentation (Kultur) – Oman / Jemen / Jordanien / Syrien – In der Region Dhofar im Süden des Sultanats Oman wird bis heute Weihrauch geerntet. Die Tour durch Arabien folgt den Spuren der antiken Weihrauchstraße. Weiter geht es durch den Jemen, nach Shibam, fast 2.000 Jahre alt und einst reiche Hauptstadt der Oase Hadramaut. Shibam, das sind 500 Hochhäuser aus Lehm auf engstem Raum mit einer Skyline, die an Manhattan oder Chicago erinnert. Nur liegt Shibam in der Wüste. Sanaa, die Hauptstadt des Jemens, streitet sich mit Jericho um den Titel der ältesten bewohnten Stadt der Welt. Unbestritten aber ist die Altstadt von Sanaa die schönere von beiden: 6.000 reich verzierte Hochhäuser, 140 Moscheen, enge, verwinkelte Gassen voller Leben und ein Marktviertel, in dem das Handwerk blüht. Die nächste Station ist Petra in Jordanien. Vom dritten Jahrhundert vor Christus bis zur Übernahme durch das Römische Imperium im Jahre 106 vor Christus war Petra das Zentrum eines mächtigen Stammes im vorderen Orient, der Nabatäer. Damaskus, heute syrische Hauptstadt, war für die Karawanen zu jeder Zeit eine Oase. Sie wurden empfangen von üppigem Grün, sprudelnden Wasserfontänen und kühlender Architektur. Dichter haben die Stadt als die Geheimnisvolle, die Lebendige, die Mutter aller Städte, die Perle des mittleren Ostens gepriesen. Esther Saoub, ARD-Hörfunkkorrespondentin in Kairo, und der Nahostkorrespondent André Marty sprechen zwischen den Etappen der Reise durch „Arabien im Spiegel des Welterbes“ mit Dieter Moor über den Alltag in Arabien. 19:00-20:15 • 3sat