Hessen

Jedes dritte Kind in Obhut ist ausländisch

2989 Kinder und Jugendliche waren im Jahr 2010 in Hessen von Schutzmaßnahmen betroffen – das sind zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 36 Prozent der Betroffenen sind ausländische Kinder und Jugendliche.

Die hessischen Jugendämter meldeten für das vergangene Jahr insgesamt 2989 vorläufige Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre – zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Wie das Hessische Statistische Landesamt mitteilt, handelt es sich bei den Schutzmaßnahmen um Inobhutnahme oder Herausnahme aus einem Heim, der eigenen Familie beziehungsweise einer Pflegefamilie oder einer anderen Unterbringungsart aufgrund einer akuten Gefahr für das Wohl des Kindes oder Jugendlichen.

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Gut die Hälfte (53 Prozent) der in Obhut Genommenen sind Mädchen. Die Schutzmaßnahmen betrafen 2010 wie im Vorjahr vor allem Jugendliche – über die Hälfte (gut 58 Prozent) waren älter als 14 Jahre.

Die am häufigsten genannten Anlässe für Schutzmaßnahmen waren Überforderung der Eltern oder eines Elternteils (44 Prozent) sowie Beziehungsprobleme (knapp 16 Prozent). Bei 13 Prozent handelte es sich um unbegleitete Einreise aus dem Ausland. Sexueller Missbrauch und Vernachlässigung waren in zwölf beziehungsweise elf Prozent der Fälle Anlass für Interventionen.

36 Prozent ausländische Kinder
Die Schutzmaßnahmen betrafen 64 Prozent deutsche und zu 36 Prozent ausländische Kinder und Jugendliche. Ein relativ hoher Anteil der Nichtdeutschen entfiel auf „unbegleitete Einreisen aus dem Ausland“. Das waren mit 389 Fällen gut doppelt so viele wie 2009.

Eine große Rolle bei den Schutzmaßnahmen spielt die Familienkonstellation. So lebten rund 45 Prozent der in Obhut genommenen Kinder bei dem alleinerziehenden Elternteil oder in einer „Patchworkfamilie“. Im Jahr 2003 lag dieser Anteil noch bei rund 40 Prozent.

Die Inobhutnahmen erfolgten zu 29 Prozent auf eigenen Wunsch des Kindes bzw. Jugendlichen und bei 71 Prozent lag eine Gefährdung vor. Vor allem Mädchen im Alter zwischen 16 bis 18 Jahren werden oft (44 Prozent) auf eigenen Wunsch in Obhut genommen.

In 43 Prozent der Fälle kehrten die Kinder nach der Maßnahme zurück zu dem Sorgeberechtigen, zur Pflegefamilie oder ins Heim. Rund ein Drittel wurde danach außerhalb des Elternhauses, also im Heim, durch betreutes Wohnen oder in einer Pflegefamilie untergebracht; etwa zwölf Prozent erhielten eine sonstige stationäre Hilfe. (sb)