Corona-Krise

Ausländische Fachkräfte für deutsche Krankenhäuser unentbehrlich

In der Corona-Krise ist das deutsche Gesundheitssystem mehr denn je auf die Unterstützung der knapp 50.000 Ärzte mit ausländischen Wurzeln angewiesen. Gleiches gilt für die 63.000 Pflegefachkräfte, die zurzeit Zwölf-Stunden-Schichten leisten.

Die Corona-Krise bringt das deutsche Gesundheitswesen an seine Grenzen. Unverzichtbar sind dabei die knapp 50.000 ausländischen Ärzte und etwa 63.000 Krankenschwestern und -pfleger, die in Deutschland tätig sind. Schon vor der Corona-Krise erklärte die Bundesärztekammer vor dem Gesundheitsausschuss des Bundestages, dass die Versorgung in Deutschland ohne die Fachkräfte aus dem Ausland „in der gewohnten Form nicht aufrechtzuerhalten“ sei. Die AfD-Fraktion hatte zuvor vor Gefahren für Patienten durch „unzureichend qualifizierte Mediziner aus Drittstaaten“ gewarnt.

Laut Bundesärztekammer liegt der Anteil der Ärzte mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Bundesdurchschnitt bei 20 Prozent. In manchen Bundesländern liegt er sogar deutlich höher. Spitzenreiter sind das Saarland mit 29 Prozent und Thüringen mit 27 Prozent. Knapp 23.000 aller berufstätigen ausländischen Ärzte stammen aus EU-Ländern, die übrigen sind aus Drittländern eingewandert. Die größte Zahl ausländischer Ärzte stammt aus Rumänien (4.312), Syrien (3.907) und Griechenland (2.776).

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Kompliziertes Anerkennungsverfahren

Dass es dabei um nicht qualifiziertes Personal handeln könnte, weisen Experten entschieden zurück. „Unter EU-Mitgliedsstaaten wird der Abschluss innerhalb der EU anerkannt“, sagt Stefan Pohlmann von der Ärztevereinigung Marburger Bund. „Mediziner aus anderen europäischen und nicht-europäischen Ländern müssen dagegen ein sehr kompliziertes Anerkennungsverfahren, die Approbation, durchlaufen.“ Das beinhalte gegebenenfalls eine Kenntnisprüfung und in jedem Fall eine medizinische Fachsprachenprüfung.

Das Kölner Weiterbildungsinstitut mibeg bietet Qualifizierungsprogramme für alle Angehörigen eines Gesundheitsberufs an, die ihren Abschluss im Ausland erworben haben. Hier bereiten sich Ärzte, Apotheker und Zahnärzte gezielt auf die Approbation vor. Die Seminare werden zu 100 Prozent öffentlich gefördert.

Deutschland hinkt Europa hinterher

Tausende von Gesundheitsfachkräften hätten sich über das Institut auf ihre berufliche Integration erfolgreich vorbereitet, sagt Institutsleiterin Barbara Rosenthal: „Wir arbeiten in allen unseren Seminaren ausschließlich mit Fachdozenten, zum Beispiel mit Chef- und Oberärzten. Durch diese kollegiale Unterstützung entsteht sofort Praxisnähe, die nicht nur die Prüfungen besser bestehen lässt, sondern auch auf eine langfristige und erfolgreiche Arbeitsmarktintegration ausgerichtet ist.“

Im Bereich der Ausbildung von Krankenschwestern und -pflegern dagegen hinke Deutschland dem europäischen Ausland eher hinterher, sagt Stefanie Beumer-Brakel vom Canisius Campus Dortmund, einer katholischen Akademie für Gesundheitsberufe. „In den meisten EU-Ländern ist das längst ein Fachhochschulstudium, bei uns noch nicht. Die theoretische Ausbildung ist dort oft umfangreicher als in Deutschland, dafür ist die Ausbildung hier praxisorientierter“, sagt die Diplom-Pflegepädagogin. Der Canisius Campus bietet Krankenschwestern und Krankenpflegern aus dem Ausland die Möglichkeit, sich für eine Berufsanerkennung in Deutschland weiterzuqualifizieren.

Auf jeden Fall in Deutschland bleiben

Eine der Kursteilnehmerinnen ist Suzanna Pesic Dimitrijevic aus Serbien. In ihrem Heimatland hat die 33-Jährige eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und Logopädie studiert. Sie kam 2013 nach Deutschland, weil ihr Mann hier lebte. Nach der Geburt ihrer Zwillinge war sie erst einmal ausgelastet. „Aber jetzt sind meine Kinder sechs Jahre alt, da möchte ich auch wieder arbeiten“, sagt sie. Neben dem Kurs am Canisius Campus arbeitet sie in einem Krankenhaus der Städtischen Kliniken in Dortmund, um auch den erforderlichen Praxisteil abzudecken.

Sie hofft, im Sommer mit allem fertig zu sein, um dann als voll qualifizierte Krankenschwester arbeiten zu können. „Ich möchte auf jeden Fall in Deutschland bleiben“, sagt sie. Es gefalle ihr und ihrer Familie hier. Zudem könne sie hier mehr als das Achtfache wie in ihrem Heimatland verdienen. (epd/mig)