"Sauberer Journalismus"

Medienwissenschaftler fordert Schulfach für Medienkompetenz

Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen fordert auf der Jahrestagung der „Initiative kulturelle Integration“ ein Schulfach für Medienkompetenz und Medienmündigkeit. Die Macht der Medien müsse angesichts der Digitalisierung besser verstanden werden.

Vertreter aus Politik, Kultur, Forschung und Medien haben die Sorgfalt der Medien in einer Demokratie angemahnt. Kritischer Journalismus sei ein wichtiger Wächter der Demokratie und Vermittler zwischen Kulturen, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Dienstag auf der Jahrestagung der „Initiative kulturelle Integration“ in Berlin. Wenn Medien vor allem an der Schlagzahl ihrer Nachrichten gemessen würden, führe das dazu, dass Redaktionen populäre und populistische Ansichten wiederholen würden. Gerade das Thema Zuwanderung brauche eine ausgewogene Berichterstattung, mahnte Grütters.

Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sprach sich für ein eigenes Schulfach für Medienkompetenz und Medienmündigkeit und als „Labor für eine redaktionelle Gesellschaft“ aus. Die Macht der Medien müsse angesichts der Digitalisierung besser verstanden werden, betonte der Forscher. In dem Schulfach müssten Fragen behandelt werden wie: „Was bedeuten Algorithmen für die Informationswirklichkeit? Wie kommt eine Filterblase zustande? Was verdient, veröffentlicht zu werden?“. Pörksen forderte zudem einen „Klimawandel in der Kommunikation“, weg von der „Empörungsdemokratie“.

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Guter, sauberer Journalismus

RBB-Intendantin Patricia Schlesinger betonte, die Menschen hätten in einer liberalen Demokratie einen Anspruch auf „guten, sauberen Journalismus“. Ziel von Journalisten sei, „sich möglichst nah an die Objektivität heranzutasten“. Dabei sei politische Haltung keine Grundvoraussetzung im Journalismus, weil Haltung oft mit Gesinnung verwechselt werde, sagte Schlesinger.

Zugleich räumte Schlesinger ein, dass es bei der Repräsentanz der gesellschaftlichen Vielfalt in den Medien „noch Luft nach oben gibt“. So seien unter anderem Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund immer noch zu wenig medial präsent. Vielfalt sei notwendig für guten Journalismus.

Was ist „rassistisch“?

Der Journalist und Politik-Podcaster Philip Banse forderte von seinen Kollegen „mehr Klarheit bei Begrifflichkeiten“. Es müsse deutlich benannt werden, was zum Beispiel „rassistisch“ und was „populistisch“ ist. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, betonte, den Medien komme eine große Verantwortung zu, weil sie etwa beim Thema Zuwanderung und Integration die gesellschaftliche Stimmung mitbeeinflussen würden.

Das zweite Jahrestreffen der „Initiative kulturelle Integration“ fand auch vor dem Hintergrund der Europawahlen, der Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen, der anstehenden Landtagswahl in Thüringen sowie den Jubiläen 70 Jahre Grundgesetz, 30 Jahre friedliche Revolution und 100 Jahre Weimarer Republik statt. Zu der Initiative gehören 28 Vertreter aus Politik, Religionsgemeinschaften, Medien, Sozialpartnern und Zivilgesellschaft. (epd/mig)