Islamrechtler klärt auf

Ist Organspende im Islam erlaubt?

Die Zahl der Organspenden haben ein 20-Jahres-Tief erreicht. Die Widerspruchslösung soll Abhilfe schaffen. Jeder soll Spender sein, solange nicht widersprochen wird. Das gilt auch für Muslime. Doch ist Organspende im Islam erlaubt? Islamrechtler Cefli Ademi klärt auf.

Nach Angaben des Islamwissenschaftlers Cefli Ademi gibt es mehrere islamrechtliche Meinungen zu der Frage, ob Muslime ihre Organe spenden dürfen. Die islamische Rechtswissenschaft zeichne sich durch argumentatives Niveau und Meinungspluralität aus, sagte der Islamrechtler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster dem „Evangelischen Pressedienst“. „Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass auch die Frage der Organspende und der Organtransplantation, je nach Art, Zweck und Einzelfall unter Islamjuristen nicht einheitlich beantwortet wird.“

„Das Meinungsspektrum reicht von unzulässig bis hin zu stark empfohlen“, sagte der Jurist. Welcher Expertenmeinung ein Muslim folge, sei eine Überzeugungsfrage und liege in seinem Ermessen. Kritiker der Organspende stützen sich Ademi zufolge grundsätzlich auf die im Koran festgehaltene Würde des Menschen und darauf, dass der menschliche Körper eine Leihgabe Gottes sei, über die der Mensch nicht verfügen dürfe.

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Gebot der Nächstenliebe bei Organspende

Es gebe auch Islamrechtsexperten, die eine Organspende für zulässig oder gar für empfohlen halten. „Sie stützen sich auf diverse islamrechtliche Grundsätze, etwa dass der Mensch aufopferungspflichtig sei und Schaden stets abzuwenden habe“, sagte Ademi. Im Falle einer Abwägung spiele das Gebot der Nächstenliebe eine entscheidende Rolle.

Auch die Art der zu entnehmenden Organe kann sich Ademi zufolge auf die Bewertung der Organspende auswirken: „Besonders vorsichtig in der islamrechtlichen Beurteilung der Organspende ist man mit Blick auf Geschlechts- und Fortpflanzungsorgane.“ Ein muslimisches Land, in dem die Organspende grundsätzlich nicht zulässig und nicht gesetzlich geregelt sei, sei ihm nicht bekannt, sagte der Islamrechtler. (epd/mig)