Pflege

Bessere Wege für Migranten in den Job gefordert

Ausländische Fachkräfte sollen den Pflegenotstand abmildern. Aber in der Praxis war das bisher schwierig: Vor allem Sprachprobleme und bürokratische Hürden sind für viele Migranten ein Hindernis. In NRW soll sich das jetzt ändern.

„Zu erfahren, welche Wege man einschlagen muss, um als Krankenpfleger anerkannt zu werden, das war erst einmal das Wichtigste.“ Das sagt Florim Berisha. Bereits 2004 hatte er seine alte Heimat, das Kosovo, verlassen. Zunächst arbeitete er auf dem Bau, um sich zu finanzieren, und erst viel später sah er die Möglichkeit, wieder in seinen alten Beruf einzusteigen: „Ich hatte bei den Johannitern zu tun, und die haben mich dann gefragt, warum bewirbst Du Dich nicht einmal?“

Aber dafür musste Berisha, der in Leverkusen lebt, erstmal von den Behörden als Krankenpfleger anerkannt werden. Und das ist ein bürokratischer Vorgang, der für viele nicht ohne weiteres durchschaubar ist. Nach einem Gespräch mit den zuständigen Behörden in Düsseldorf wurde er ans mibeg-Institut Medizin in Köln verwiesen. Mit dem Projekt IQuaMed des IQ Netzwerks NRW, das vom Bundesarbeitsministerium und dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird, hat sich das Institut darauf spezialisiert, Migranten, die einen Beruf im medizinischen Bereich mitbringen, schnell ins Berufsleben zu integrieren

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Klare, rasche Wege zur Anerkennung gefordert

„Sie haben mich beraten, haben mir Berufsperspektiven aufgezeigt, meine Antragsunterlagen geprüft und konnten mich über das Förderprogramm auch finanziell unterstützen. Und sie haben mir einen Anpassungslehrgang organisiert, mit dem ich wieder zu meinem Beruf finden konnte“, erinnert sich der Krankenpfleger. Der fand am Neusser Lukaskrankenhaus statt, weil Florim Berisha für seine Anerkennung 1.500 Praxis-Stunden nachweisen musste. Schlusspunkt für ihn war dann die erfolgreich bestandene Prüfung im Gesundheitsamt Leverkusen. Damit gehört er zu den 700 Migranten, die das Programm der Kölner in den letzten drei Jahren erfolgreich durchlaufen haben. Aber es sollen noch mehr werden. Daher lud das Institut jetzt in die Domstadt zum „Get together Pflege“: Zahlreiche Pflegedirektorinnen, Pflegeschulleitungen, angehende Pfleger aus dem Ausland und Experten von Bezirksregierung, Arbeitsagenturen sowie Landesprüfungsamt diskutierten den aktuellen Stand.

Die Pflegedirektorin der Uniklinik Köln, Vera Lux etwa, hob hervor, dass alle aus dem Ausland kommenden Mitarbeiter einen klaren und raschen Weg zur Anerkennung benötigen: „Man muss die größtmögliche Standardisierung hinbekommen.“ Auch die gängigen Sprachnachweise wie „B2“ reichten für die Tätigkeit in einem Uni-Klinikum nicht aus: „Die Vorgaben in den Bundesländern sind zudem unterschiedlich. Wir wünschen uns eine Fachsprachprüfung, ähnlich wie bei den Ärzten.“ Dass rasche und standardisierte Verfahren notwendig sind, betonte auch Erziehungswissenschaftlerin Barbara Rosenthal, Leiterin des mibeg-Instituts.

Individuelle Anpassungslehrgänge in der Kritik

Dass für Anerkennungssuchende die Frage der Finanzierung gelöst werden muss, darüber war sich die Runde einig: Welche Förderungen stehen langfristig zur Verfügung? „Auch das Integrationsmanagement spielt eine große Rolle“, berichtete Ulrike Steinecke von der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) in Gütersloh ihre Erfahrungen, „denn die Menschen müssen sich in einer neuen Kultur einfinden.“

Kritisiert wurden besonders die bisher gängigen „individuellen Anpassungslehrgänge“, die seien eine große Herausforderung für Krankenhäuser. „Wir haben gesehen, dass das sehr kompliziert war, was darin gipfelte, dass die Leute teilweise anderthalb Jahre als unbezahlte Praktikanten arbeiten mussten.“ Damit sprach Volker Schmidtke, Mitglied der Pflegedienstleistung im Neusser Lukaskrankenhaus für viele seiner Kollegen.

Teilnehmer begrüßen Vereinfachungen

Die Teilnehmer am Get together Pflege NRW begrüßten schließlich einhellig die Vereinfachungen im Anerkennungsverfahren, die Lukas Schmülling vom Landesprüfungsamt für Medizin, Psychotherapie und Pharmazie der Bezirksregierung Düsseldorf vorstellte: „Wir haben in NRW das Verfahren kritisch überprüft und achten nun mehr auf die tatsächlichen Kompetenzen, die in Deutschland benötigt werden und weniger darauf, wie viele Stunden jemand in welchem Bereich abgeleistet hat.“ Zudem können die Antragsteller nun schnellere Verfahren verlangen.

Florim Berisha jedenfalls ist nach seiner Anerkennung überglücklich. Zurzeit ist der Krankenpfleger bei den Johannitern in der ambulanten Krankenpflege tätig, kann sich aber vorstellen, in einem Krankenhaus zu arbeiten: „Weil ich dort noch mehr helfen kann und viele Kontakte mit den Kollegen zum beruflichen Austausch habe.“