Seit einiger Zeit fragen sich insbesondere die Amerikaner, unter welcher Psychose ihr Präsident eigentlich leidet, die sein erratisches, inkongruentes Verhalten erklären könnte. Auch in Deutschland gibt es Versuche, sich an dieser Diskussion zu beteiligen, dabei ist die Diagnose, laienhaft zusammengefasst, letztlich immer wieder: Der ist total beknackt.
Und damit sind wir bereits bei Thema Horst Seehofer: Der steht Donald Trump nämlich kaum nach: Nicht ganz so mächtig, nicht ganz so bekloppt, nicht ganz so beliebt bei weißen Männern, die wieder in den 50ern leben wollen.
Dass er zunächst einer großen Tageszeitung, die aus gutem Grund nicht TEXT heißt, seiner ausgeprägt völkischen Vorstellung von Deutschsein Ausdruck verleiht und klar macht, dass der Islam nie Teil Deutschlands werden könne, dann seine Forderung nach Konzentrationslagern für Migranten wiederholt und damit die Gräben zwischen CSU und AfD auf der einen Seite und allen, denen christliche Nächstenliebe, Respekt, Barmherzigkeit oder auch nur Menschenrechte etwas bedeuten, auf der anderen Seite, vertieft – und dann in seiner Regierungserklärung von Zusammenhalt und Geborgenheit faselt und „null Toleranz gegenüber Hassparolen gegen Andersdenkende und Andersgläubige“ fordert, zeugt jedenfalls von nicht von einer gesunden Psyche.
Dass Seehofer die zwei Jahrtausende andauernden Pogrome gegen die Juden, gipfelnd in der Shoah, dann freundlich mit „jüdisch-christlicher Geschichte“ zusammenfasst, kann wohl aber als Teil der gesamtdeutschen Demenz gegenüber der eigenen Geschichte verstanden werden und bedarf daher keines weiteren Kommentars. Immerhin geht es vielen in seinem Alter so.
Wo die Pegidisten, Neonazis, AfD’ler aber immerhin zu ihrer Botschaft des Hasses und der Verachtung für alles Fremde stehen und damit zumindest konsistent in ihrer Botschaft sind, hält sich Seehofer aber offenkundig für einen Anständigen und für einen Christen im positiven Wortsinne. Dafür bedarf es einer hochgradig selektiven Wahrnehmung des eigenen Handelns, die Seehofer unempfindlich für all die Unmenschlichkeiten macht, die er als Galionsfigur der AfD in Bayern so von sich gibt.
Dass die aktuellen Auslassungen nur die Spitze des Eisbergs sind und sich die SPD dennoch auf diese GroKo eingelassen hat, zeigt, was von diesen Menschen zu halten ist. Dass Seehofer darüber hinaus mit seiner borderline-nationalsozialistischen Politik im Bund Stimmen in Bayern zu gewinnen versucht – und damit vermutlich sogar Erfolg hat – spricht vor allem aber ein vernichtendes Urteil über Bayern, über das immerhin auch ein allgemeiner Konsens besteht, der so zusammengefasst werden könnte:
Bayern gehört historisch nicht zu Deutschland. Die bei uns lebenden Bayern gehören aber selbstverständlich zu Deutschland. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir deswegen aus falscher Rücksichtnahme unsere landestypischen Gebräuche aufgeben. Dieses Land ist ein sächsisch-fränkisch-preußisches Land mit einer sächsisch-fränkisch-preußischen Geschichte und Kultur. Dass Bayern zu Deutschland gehört, ist eine Aussage, die sich aus der Historie nirgends belegen lässt.