Im Gespräch

Käßmann gegen islamischen Feiertag, Muslime sollen Reformationstag feiern

Die frühere EKD-Ratsvorsitzende, Margot Käßmann, lehnt einen islamischen Feiertag in Deutschland ab. Stattdessen sollten Muslime den Reformationstag feiern. Von Corinna Buschow und Julia Lauer

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat sich skeptisch zu einem eigenständigen islamischen Feiertag geäußert. In einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst unterstrich die Theologin ihre Forderung nach einem bundesweiten freien Reformationstag.

„Wenn Deutschland ein Datum hat, an dem sich Bildung, Sprache und Kultur denkwürdig verändert haben, dann ist das der 31. Oktober“, sagte sie. Der Reformationstag stehe für die Prägung der deutschen Sprache, für Rede- und Meinungsfreiheit und letztlich auch für Religionsfreiheit. „Ich glaube, das können Muslime durchaus mitfeiern“, sagte sie.

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Luthers Thesen

Am 31. Oktober 1517 schlug der Martin Luther der Überlieferung zufolge seine Thesen zur Reform der damaligen römischen Kirche an die Wittenberger Schlosskirche. Das Ereignis gilt als Ausgangspunkt der Reformation mit vielen Folgen für die Gesellschaft und für die Spaltung in die evangelische und katholische Kirche. Zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 war der Tag bundesweit gesetzlicher Feiertag. In den norddeutschen Bundesländern ist geplant, den Tag auch künftig als Feiertag zu begehen.

Auf Kritik, der Reformationstag als Feiertag werde einer religiös pluraler werdenden Gesellschaft nicht gerecht, erwiderte Käßmann, zwei Drittel der Deutschen seien Mitglied einer Kirche. „Man muss nicht so tun, als sei die Kirche in eine Minderheitenecke gerückt“, sagte sie. Bei aller notwendigen Kritik an Luther, die vorwiegend aufgrund seines Antisemitismus‘ geäußert wird, sei der Reformationstag ein bedeutendes Datum. (epd/mig)