Manchen Menschen scheint die Tatsache, dass die Alternative für Deutschland auch People of color (PoC) als Parteimitglieder und Funktionäre hat, ein solcher Widerspruch in sich zu sein. Entweder – so die Schlussfolgerung – sind diese Menschen in der falschen Partei, oder sie sind in der richtigen Partei. Sind sie aber bei der Alternative für Deutschland richtig aufgehoben, wie könne man die Partei dann noch als rassistisch einstufen?
Ich glaube, da kann ich helfen: Die Hautfarbe einer Person ist eine Äußerlichkeit. Wir sind es, die daraus ideologisch Verortungen ableiten und deshalb glauben, ein schwarzer Mensch könne nicht ideologisch verirrt genug sein, um in der AfD zu landen. Weit gefehlt! Die Mitglieder der Partei wiederum freuen sich sehr über den Zuspruch vereinzelter schwarzer Deutscher. Glauben sie doch mehrheitlich an ein Deutschsein qua Natur und Erbe und können so anhand des vermeintlich Fremden unter ihnen ihre angebliche Toleranz beweisen (tolerare: erdulden, ertragen).
PoC-Menschen wie der stellvertretende Parteisprecher der AfD in Bergisch Gladbach (NRW), Prof. Dr. Harald Weyel, dürfen auch von den Kritikern der Partei nicht auf ihre Hautfarbe reduziert werden. Sie sind weder Opfer, noch in erster Linie schwarz, sondern ganz normale Opportunisten. Sie sind ihrerseits tolerant, wenn der AfD Landeschefs aus Thüringen, Björn Höcke sagt: „Die Evolution hat Afrika und Europa, vereinfacht gesagt, zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert. In Afrika herrscht nämlich die sogenannte r-Strategie vor, die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abzielt. Dort dominiert der sogenannte, Ausbreitungstyp‘.“
Wer sich zur AfD bekennt, der muss auch zu solchen Äußerungen Stellung beziehen. Als Parteimitglied, nicht als Schwarzer oder Person of Colour. Hier entfaltet sich die integrative Kraft des Bösen. Wer seine Ideologie glaubhaft vertritt – und sei sie noch so widersinnig und destruktiv – der hat Chancen, als einer der ihren unter denen zu sein, die ihn als fremd und minderwertig betrachten.
So antwortet der Bremer AfD-Abgeordnete Achille Demagbo auf die recht durchsichtige Frage der Zeitschrift Die Welt, ob er ein Nazi sei: „Ich würde nie in einer fremdenfeindlichen Partei Mitglied werden, aber jetzt mal umgekehrt: Welche rassistische Partei würde einen Schwarzafrikaner in den Vorstand wählen?“
So argumentieren Menschen, die ihre Hautfarbe als Mittel nutzen. Menschen, die sie zur Rechtfertigung nutzen und solche, die sie zur Abgrenzung nutzen. Man nennt sie Rassisten.