Museum zeigt Migration

Flucht ist die älteste Maßnahme gegen Armut

Derzeit leben weltweit etwa 175 Millionen Menschen außerhalb ihres Herkunftsorts. Allerdings ist Migration kein Phänomen allein der Gegenwart. Seit jeher wandern Menschen, sei es gezwungenermaßen, sei es freiwillig. Das Dresdner Verkehrsmuseum zeigt in einer Ausstellung die Gechischte der Migration.

Dampfschiffe nach Amerika, überfüllte Schlauchboote im Mittelmeer: Das Dresdner Verkehrsmuseum thematisiert die Geschichte der Migration von Donnerstag an in einer Sonderausstellung. Unter dem Titel „Migration. (Aus-) Wanderung, Flucht und Vertreibung in Geschichte und Gegenwart“ werden unter anderem mehr als 20 Einzelschicksale von noch lebenden Zeitzeugen vorgestellt, sagte Museumsdirektor Joachim Breuninger am Dienstag in Dresden. Insgesamt erzählt die Ausstellung von Migranten aus dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Zu Wort kommen per Bildschirm auch syrische Flüchtlinge, die erst seit 2015 in Dresden leben.

Zentrales Ausstellungsobjekt ist ein acht Meter langes Schlauchboot aus dem Mittelmeer, das 48 Flüchtlinge im vergangenen Jahr für die Überfahrt von der Türkei auf die griechische Insel Lesbos nutzten. Zugelassen ist es für 16 Passagiere.

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Hinter Statistiken und Zahlen zur Migration stünden immer individuelle Schicksale von Menschen. „Wir geben diesen Zahlen ein Gesicht“, betonte Breuninger. Mit Flüchtlingen würden nach wie vor „perfide Geschäfte gemacht“. Auch das wolle die Ausstellung zeigen.

Info: Die Ausstellung „Migration“ ist vom 16. Juni bis 30. Dezember im Dresdner Verkehrsmuseum zu sehen. Das Museum ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Eine wesentliche Rolle bei den Wanderungen spielten die Fahrzeuge, mit denen Menschen ihre Heimat verlassen. Migrationsgeschichte sei immer auch Verkehrsgeschichte. Daher widme sich das Dresdner Museum diesem wenig beachteten Einzelaspekt. Präsentiert würden „sehr emotionale, bewegende Geschichten“.

Diese Ausstellung sei „sehr wichtig für das Verständnis füreinander“, betonte die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping (SPD), Denkanstöße seien wichtig. Integration sie immer auch ein Thema der Hoffnung, denn die Menschen rechneten in der neuen Heimat mit besseren und sicheren Lebensperspektiven. Köpping bezeichnete die Migration als „älteste Maßnahme gegen Armut“.

Ein Thema der Präsentation ist zudem die Deportation der Juden während der NS-Zeit. In der Ausstellung wurde es als Sackgasse gestaltet, an deren Ende persönliche Schicksale erzählt werden. Zu sehen ist auch ein originaler Leiterwagen, mit dem Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg in ihre Heimat zurückkamen. Außerdem wird über die Wanderungsbewegungen der Hugenotten im 16. bis 18. Jahrhundert und die der Donauschwaben im 18. und 19. Jahrhundert informiert. Letztere schifften sich in Ulm (Baden-Württemberg) ein. Ein Modell der Boote, die als „Ulmer Schachteln“ in die Geschichte eingegangen sind, ist in der Ausstellung zu sehen.

Thematisiert wird auch die Flucht aus der DDR über die innerdeutsche Grenze, sowohl eine gelungene mit einem selbst gebauten Heißluftballon, als auch ein gescheiterter Versuch mit einem selbst gebauten Kleinflugzeug. Ein weiteres Thema sind die großen Auswanderungswellen aus Deutschland nach Amerika in die „Neue Welt“ per Eisenbahn und Schiff.

Präsentiert werden zudem unter der Überschrift „Migration der Dinge“ einige Gegenstände, die Einwanderer aus ihrer Heimat mitbrachten und die aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken seien. Unter den Beispielen findet sich die Kartoffel, der Fußball und eine Jeans. (epd/mig)