Gelichter

Bernd Lucke will AfdAfD gründen

Manch einer fragt sich im Rückblick auf den Bundesparteitag der Alternative für Deutschland: „Wenn so Essen aussieht, wie sieht dann wohl Kotzen aus?“ Riskieren wir also einen Blick zurück, nach Essen:

Und dort scheint sie es endlich geschafft zu haben, die AfD. Auf dem Parteitag hat sie sich ihres demokratösen Feigenblattes entsorgt und den nichtganzsorechten Teil der Partei unter lautem Gejohle entsorgt.

Das macht aus dieser Partei, die manchen noch als „Professorenpartei“ golt, zum politisch organisierten Pendant der „Bürgerbewegung“ Pegida, die gleichwohl beide unabhängig von einander bei den folgenden Wahlen antreten wollen, heißt es jedenfalls bisher.

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Nun hat der Terminus „Rechtsintellektueller“ aus gutem Grund nie den Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden, dennoch kann man dem Flügel um die Nationalkonservativen innerhalb der Partei immerhin kaum dasjenige Unbehagen an der Intelligenz unterstellen, dass der Basis und ihren Vertretern rund um Frauke Petry inhärent ist: Die neue AfD, wie die Pegida, ist inzwischen Ausdruck einer Selbstermächtigung des Pöbels in der Exklusion des Anderen, unterscheidet sich darin wenig zu den Wurzeln einer Entwicklung, die in den 30er Jahren des 20sten Jahrhunderts ihren Höhepunkt nahm. Da die Überbetonung des Völkischen dem Pöbel stets immanent scheint, ist die Verbindung dieser Parteien zum radikalen, gewaltbereiten Populismus notwendige Bedingung ihrer Genese. Ohne die Notwendigkeit der eigenen Mäßigung zur Aufrechterhaltung einer bürgerlichen Reputation werden wir in den nächsten Wochen und Monaten wohl nur noch mehr Gewalt erleben dürfen.

Kein Wunder also, dass diejenigen, die mit dem Verweis auf die „Lügenpresse“ nur noch Putins Haus- und Hofmedium „Russia Today“ und ein paar spinnerte Blogger, die sich ihrerseits nur noch durch Putins Haus- und Hofmedium „Russia Today“ informieren, konsumieren, nun „Lügen-Lucke“ skandieren, während dieser inzwischen selbst festzustellen bereit ist, dass seine AfD eben längst nicht seine AfD ist, vielmehr zu einer extremistischen „PegidAfD“ mutiert ist.

Schwer trifft es die Partei, dass auf Luckes Parteiaustritt ein „Massenaustritt“ folgt, auch wenn man bei einer Kleinpartei wie der AfD kaum von „Massen“ sprechen kann. Auch relativ zur Größe der Partei sind es aber wohl noch keine Massen: Wie die Kirche auch haben Parteien viele Karteileichen, inaktive Mitglieder, mit denen man zwar gut hausieren gehen kann, die aber nicht mehr als bloße Zahlen auf dem Papier sind.

Will man also den tatsächlichen Schaden der aktuellen Entwicklungen für die Partei ermessen, so muss man anders auf die Partei schauen. Und da zeigt sich, dass gerade in der Führungen der Partei, auf Kreis-, Landes- und auf Bundesebene viele verschwinden werden, dass gerade Fraktionen errddodieren. Ebenso zeigt sich, dass das Image der Partei sich bereits stark verschoben hat: Wer in den letzten Monaten sein Kreuz bei der AfD machte, weil sie eine konservativere FDP, oder eine eurokritische CDU war, macht das in Zukunft wohl nicht mehr. Was bleibt ist eine pöbelhafte Republikaner-Nachfolgepartei, deren Mitglieder auch mit viel Wohlwollen kaum als Zierde ihres Volkes zu bezeichnen sind.

Und es bleibt ein Bernd Lucke, der schon wieder eine Partei gründen will, der mit jenen, die sich in seinem „Weckruf“ versammelt hatten, eine Alternative für die Alternative für Deutschland (AfdAfD) zu etablieren versuchen wird.

Darauf hat ganz Deutschland gewartet.