Als während der Fußballweltmeisterschaft 2006 Deutschland mit dem Slogan „Die Welt zu Gast bei Freunden“ warb, hatte dieses Land sich um ein weiteres Stückchen Anerkennung in der Welt bemüht. Ein neues, modernes und weltoffenes Deutschland wird auch gerne auf Auto- und Technologiemessen präsentiert oder wenn es um die multikulturelle Metropole Berlin geht. Aus den Schrecken der Vergangenheit öffnet diese Republik ihre Tore für alle Menschen auf der Welt – das ist eine klare Message.
Freital, Sachsen, Jahr 2015. Rund 200 Flüchtlinge leben heute in einer Asylunterkunft in der kleinen sächsischen Stadt, was für Empörung sorgt. Was mit Empörung und Sorgen angefangen hat, formiert sich heute zu einem Mob, der die Flüchtlinge kollektiv entmenschlicht. In Deutschland müssten eigentlich solche Vorgänge aus der jüngsten Geschichte doch durchaus bekannt sein, da helfen selbst die größten Messen mit den schönsten neuen Audis und BMWs nicht. Die Flüchtlinge sind „Schmarotzer“ und würden nur Sozialleistungen erhalten wollen, so der Ton der „besorgten“ Einwohner des Ortes.
Wer glaubt, das Problem wäre nur ein sächsisches oder eins aus Freital, der irrt sich massiv. Es gibt tausende dieser Freitals und Millionen, die eine solche oder ähnliche Meinung gegenüber Flüchtlingen vertreten. Die Politiker sind nun mal in den seltensten Fällen die mutigsten Menschen, was an Hand dieses Fall wirklich sichtbar ist. Das Thema wird seitens des Bundes dezent auf die Kommunen überleitet, während man im Bundestag sich schämt, besorgt, betrübt, benommen oder was auch immer ist. Wer das Problem von Fremdenhass nicht ernst nimmt, der kann auch nicht stolz über ein modernes und weltoffenes Deutschland sein.
Aufregen tun sich immer die Gleichen, und zwar auch auf die gleiche Art und Weise. Wenn Unrecht in Deutschland geschieht, gibt es ein gut durchgespieltes Spektakel bei dem alle eine Rolle spielen, nur die Flüchtlinge sind stets die tragische Figur.
Deshalb muss die Bundesregierung diesem Theater ein Ende setzen und sich zu Vielfalt nicht mit Slogans bekennen, sondern mit realen gesellschaftlichen Veränderungen.