Sebastian Edathy, der sich im NSU-Ausschuss als harter Hund profilieren wollte, wurde durch legale Fotos aus Kanada kompromittiert, die ganz zufällig durch Geheimdienstmittel auftauchten.
Nadja Lüders hingegen, die Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses in NRW, hatte bereits – und das war Ihrer Partei auch bekannt – vor Ihrer Tätigkeit als Chefaufklärerin in Sachen Neonazis ebensolche vor Gericht verteidigt.
Auch Zeugen, die auspacken wollten, verschwanden plötzlich:
Jener, der wusste, wer Michèle Kiesewetter getötet hat, verbrannte in seinem Auto, kurz vor der Vernehmung. Angeblich Selbstmord.
Der V-Mann Corelli, der wohl schon früh ziemlich nah dran war am NSU, starb, ebenso kurz vor der Vernehmung, an einer „unentdeckten Diabetes“.
Ermittlungen der Polizei, der Staatsanwaltschaften und auch der Landesregierungen, verlaufen im Sande oder bringen erstaunlich schnell erstaunlich sichere Ergebnisse zustande, die niemandem Schaden – außer vielleicht der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Rechtsstaatlichkeit, und den Opfern: Im Krieg stirbt zuallererst immer die Wahrheit. Ein Krieg, dessen Manifest Anders Breivik schrieb, der unter dem Deckmantel des bloß politisch inkorrekten auch in deutschen Blogs angestachelt wird, und den Seehofer „bis zur letzten Patrone“ führen will? So ist es wohl kaum, aber sagen dürfen wird man das ja wohl noch…
Seit der Aufdeckung der Verschwörung um den nationalsozialistischen Untergrund, der in diesem Land spurlos untertauchen und Menschen töten konnte, kamen immer wieder Fragen zu einem tiefen Staat auf; dazu, wie weit diese Verschwörung tatsächlich reichte: War sie auf die rechte Szene beschränkt, reichte sie bis in den von der rechten Szene durchsetzten Verfassungsschutz oder gar bis hinein in politische Ebenen? Was zunächst wie weit hergeholte Spinnereien wirkte, wird realer, gleichwohl surrealer, mit fast jedem neuen Tag, der vergeht.
Passierten die Morde nun „nur“ wortwörtlich vor den Augen des Verfassungsschutzes, zum Beispiel an jenem regnerischen Tag irgendwo in Kassel, als ein Verfassungsschützer [sic!] gerade im Internet einen Fick klarmachen wollte, während nebenan der Besitzer des Internetcafes, in dem er sich zu diesem Zwecke befand, niedergeschossen wurde – oder auch metaphorisch? Passierte die Mordserie also tatsächlich mit Wissen und unter Duldung des Verfassungsschutzes, der noch dazu seine schützende Hand über den Mördern hielt und noch immer hält? Kann es so viele seltsame Zufälle in einem einzigen Kriminalfall geben? Das Vertrauen in den Rechtsstaat hätte stark gelitten haben sollen. Hat es aber nicht. Das Interesse nämlich ist vergleichsweise gering.
Und in Tröglitz handeln Menschen, wie Sie in Dresden zu reden gelernt haben: Das Vertrauen in den mündigen Bürger als Fundament einer lebendigen Demokratie, es hätte ebenso stark gelitten haben müssen. Hat es auch nicht.
Wer hat also jene 10 Menschen getötet? Das NSU-Trio? Die rechte Szene, aus der es hervorging und das sie trug? Der VS, der nichts unternahm, außer Akten zu schreddern? Oder wir alle, die wir uns erst nicht für Döner-Morde vom Bosporus und Nagelbomben interessierten und jetzt auch noch diese Farce von einer „Aufklärung“ dulden? Die wir sichtlich erleichtert sind, dass die Pegida-Brüder inzwischen wieder zu Hause in Pirna oder in Tröglitz Ihren Fantasien nachgehen, statt ihren Hass in Dresden herauszuschreien.