Besonders zu Wahlkampfzeiten gehen Parteien wie die NPD in Deutschland oder die FPÖ in Österreich mit ausländerfeindlichen und –kritischen Plakaten auf Stimmenfang. Eine Studie der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz hat sich mit den Auswirkungen solcher Plakate auseinandergesetzt – ein bisher weitestgehend unerforschtes Feld. Im Vordergrund der Untersuchung standen die psychologischen Auswirkungen solcher Wahlplakate auf Jugendliche mit Migrationshintergrund.
„Wir gingen der Frage nach, welche Auswirkungen Plakate mit Slogans wie ‚Daham statt Islam‘ oder ‚Deutsch statt nix versteh’n‘ auf Jugendliche mit Migrationshintergrund in Österreich haben“, so Professor Markus Appel vom Institut für Pädagogik und Psychologie. Er verweist auf zahlreiche sozialpsychologische Studien, die darauf hindeuten, dass Menschen immer dann, wenn sie sich ausgeschlossen und abgelehnt fühlen, mit Stress reagieren. Stress wiederum habe verschiedene negative Konsequenzen, unter anderem reduziere sich die geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen.
Info: Ein ausführlicher Artikel von Professor Markus Appel zum Thema ist in der renommierten Fachzeitschrift „Political Psychology“ zu finden.
Schlechtere Leistung durch Ablehnung
Diese Erkenntnisse hätten sich in der aktuellen Untersuchung gezeigt. Die an österreichischen Mittelschulen durchgeführte experimentelle Studie zeigte, dass sich die Leistung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei Intelligenzaufgaben verschlechtert, wenn sie zuvor mit ausländerkritischen Wahlplakaten der FPÖ konfrontiert wurden. Bei neutralen Wahlplakaten oder bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund war kein solcher Leistungsabfall zu verzeichnen.
„In einem gesellschaftlichen Klima der Ablehnung ist es schwer, seine volle Leistung zu zeigen. Es steht zu befürchten, dass ein ausländerkritisches Klima mitverantwortlich ist für die im Durchschnitt geringeren Bildungserfolge von Jugendlichen mit Migrationshintergrund – und das nicht nur in Österreich. Es ist zu vermuten, dass ähnliche Effekte auch in Deutschland gefunden würden. Hier wären weitere Studien sinnvoll“, erklärt Appel dem MiGAZIN.
Sarrazin-Debatte untersuchen!
Er verweist auf die bisher noch wenig erforschten psychologischen Konsequenzen der Sarrazin-Debatte in Deutschland. „Mir sind keine psychologischen Studien bekannt. Denkbar wäre, dass solch ein gesellschaftlicher Diskurs negative Effekte auf die Identifikation mit Schule, Lernen und Leistung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ausübt. Hier wären weitere Studien sinnvoll“, so Appel abschließend. (bk)