Grundschüler in den wirtschaftlich starken Bundesländern schneiden am besten ab. Das bestätigt: Die sozialen Ausgangslagen in den einzelnen Ländern wirken sich sehr unterschiedlich auf den Bildungserfolg aus. Aber auch der Zuwanderungshintergrund hat Auswirkungen auf den Bildungserfolg. Das ist das Ergebnis des Grundschulvergleichs, den die Kultusministerkonferenz am Freitag in Berlin vorstellte. Getestet wurden bundesweit mehr als 27.000 Grundschüler in den Disziplinen Lesen, Zuhören und Mathematik.
Für die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU) sind die Ergebnisse der Studie ein Warnsignal. „Kinder aus Zuwandererfamilien sind nach wie vor benachteiligt. Der Bildungserfolg ist immer noch in erheblichem Maße von der Herkunft abhängig. Zugleich wird deutlich: In Ländern, die der individuellen Förderung von Migrantenkindern hohe Priorität beimessen, tragen die Anstrengungen Früchte“, betonte Böhmer.
Gezielte Förderung
Wer gezielt gefördert werden muss, zeigt ein Blick in die Studie: Kinder, deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Eine große Rolle spielt auch das Bildungsniveau der Eltern und ob zu Hause Deutsch gesprochen wird. Zusammenfassend zeigt die Studie jedoch, dass unabhängig vom Zuwanderungshintergrund vor allem der soziale Status maßgeblich ist: Je niedriger der soziale Status der Eltern, desto schwächer ausgeprägt die erreichten Kompetenzen.
Das bestätigt auch der Präsident der Kultusministerkonferenz, Senator Ties Rabe: „Insbesondere Kinder aus bildungsfernen Familien müssen besser gefördert werden“. Böhmer ergänzt: „Die Studie hat erneut bestätigt: Wenn in der Familie nicht Deutsch gesprochen wird, sind die Bildungschancen der Kinder deutlich geringer. Eltern müssen sich dem stellen und in die Lage versetzt werden, ihre Kinder auf dem Bildungsweg auch sprachlich zu unterstützen.“
Download: Die Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2011 „Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern am Ende der vierten Jahrgangsstufe in den Fächern Deutsch und Mathematik“ können im Internet kostenlos heruntergeladen werden. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt es ebenfalls.
Vergleich von Äpfeln mit Birnen
Hierfür seien gute Deutschkenntnisse der Eltern und entsprechende Förderangebote die Voraussetzung. Vielfalt sei mittlerweile Normalität und deshalb müssten Lehrer auf den größer werdenden Anteil von Kindern aus Zuwandererfamilien vorbereitet werden. „Zudem sollte der anstehende Generationswechsel gezielt genutzt werden, um mehr Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte zu gewinnen“, so Böhmer. Keinesfalls dürfe die in den vergangenen Jahren begonnene Aufholjagd der Migranten ins Stocken geraten.
Kritik an der Studie kommt von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), die nach der Sinnhaftigkeit des Grundschulvergleichs fragt. Es seien immer die gleichen Länder vorn. „Welchen Sinn hat es, wenn die Vergleiche immer wieder zeigen, dass dieselben Bundesländer an der Spitze stehen und dieselben Länder am Ende? Aber auch gut zehn Jahre nach dem PISA-Schock niemand sagen kann, warum das so ist! Völlig unerforscht ist auch, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die Qualität der Lernprozesse zu verbessern“, so GEW-Vize Marianne Demmer. Ein Vergleich auf der Systemebene sei nur dann sinnvoll, wenn wirtschaftlich und soziokulturell ähnliche Räume untersucht werden, betonte Demmer: „Sonst werden Äpfel mit Birnen verglichen.“ (sb)