„Sie hören morgen von uns, dann teilen wir Ihnen alles Weitere mit“, versichert man ihr. Sahar Hakimi schüttelt unglaubwürdig den Kopf und legt das Handy zur Seite. Es ist die sechste Wohnungsanfrage innerhalb von 2 Tagen. Wie ein Déjà-vu – immer die gleichen Fragen, immer die gleiche Skepsis. Das Warten auf den Rückruf hat sie längst aufgegeben. Immer brav weitersuchen.
„Ja, die Wohnung ist noch frei. Sie können gerne vorbeischauen, Frau…?“ „Hakimi. Wie man´s spricht.“ „Alles klar, Frau Aaaakemi. Aufgrund der starken Nachfrage muss ich mal schauen, wann wir die Gemeinschaftsbesichtigung anbieten. Wir melden uns dann.“
Viel versprechende Inserate schmücken ihren Schreibtisch. Ein Immobiliensuchportal ist als vorübergehende Startseite programmiert. Irgendwann muss es doch klappen … wenigstens eine Einladung zur Besichtigung. „Schönen Guten Tag! Ha…rtmann hier, die Wohnung auf der Florastraße. Ist die noch frei?“
Der erste Besichtigungstermin. Viele Interessenten, tolle Wohnung, Vermieter mit Bierbauch. Im Schlafzimmer steht ein Nachtspeicherofen. So was gibt’s noch? Sie fragt nach: „Sind die Heizkosten denn trotzdem tragbar?“ Ein prüfender Blick vom Gegenüber: „Nun ja, es kommt ja immer drauf an, wie man heizt. Da, wo Sie herkommen sind die ja Kälte nicht gewohnt. Dann wird´s halt auch teuer!“ Fiese Lache und ziemlich besorgniserregendes Raucherhusten folgen auf die unglaublich schlechte Bemerkung des Herrn Thalhorst. Florastraße hin oder her, hier möchte Sahar nicht mal für 2 €/m² leben. Neue Woche, neues Glück.
Im Internet entdeckt sie eine süße 2-Zimmerwohnung inklusive Einbauküche. Schnell anrufen, bevor Luise Schmidt, Paula Müller oder Leon Steeder trotz geringerem Einkommen, schlechterem Benehmen oder weniger Prozent in der Schufa-Auskunft die Wohnung ergattern. „Darf ich mir noch kurz Ihren Namen notieren, um Sie für Donnerstag zu vermerken?“ „Klar! Mein Name ist Hakimi. Ich buchstabiere mal eben: Hilal, Ahmad, Kaveh, Indira, Mohammad, Issa!“