Offen, sympathisch, türkisch

Kölner Polizei informiert türkeistämmige Eltern und Jugendliche über Polizeiberuf

Die Polizei muss den Anteil an Beamten mit Migrationshintergrund erhöhen. Zu diesem Zweck lud das Polizeipräsidium Köln türkeistämmige Eltern und Jugendliche ein. Gesprochen wurde türkisch – ein Novum in Deutschland.

Mehrere Studien belegen, dass Polizisten überdurchschnittlich stark rechtsextreme Parteien wählen und entsprechende Verhaltensmuster aufweisen. Daher kommt es vor, dass Polizisten bei ausländischen Mitbürgern eher Strenge walten lassen, als bei Deutschen.

Ob das auch unter Kollegen der Fall sei, wollte eine Mutter gestern (13.02.2012) in Köln von der Polizeikommissarin Emine Tayfur wissen. Sie war gekommen, um sich über den Polizeiberuf zu informieren. Auf Initiative des Deutsch-Türkischen Vereins Köln e.V. (dtvk) hatte die Kölner Polizei türkische Eltern und Jugendliche auf eine Informationsveranstaltung zum Polizeiberuf eingeladen.

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„Nein“, lautete die Antwort der Polizeikommissarin Tayfur. Aliye Albayrak, eine der vier Polizisten mit türkischen Wurzeln auf dem Podium, bestätigte: „Vielleicht kam so etwas früher mal vor. Ich jedenfalls habe bei der Polizei weder Benachteiligung noch Diskriminierung erlebt. Weder unter Kollegen noch von meinen Vorgesetzten.“ Auf Nachhaken der besorgten Mutter räumte Tayfur aber ein, dass anfangs auch Frauen mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hatten, als sie in bei der Polizei anfingen. Heute seien Frauen in Uniform normal und von den männlichen Kollegen respektiert und anerkannt. Solche Prozesse bräuchten einfach nur Zeit. Und man sei auf bestem Wege, das Gleiche in Bezug auf Polizisten mit Zuwanderungsgeschichte zu erreichen. Wieso sonst veranstalte die Polizei so einen Tag in türkischer Sprache?

Polizeikommissarin Emine Tayfur informiert das Publikum © MiG

Großes Interesse
„Das ist Bedingung, wenn so eine Informationsveranstaltung erfolgreich sein soll“, erklärte dtvk-Vorstandsmitglied Tayfun Keltek dem MiGAZIN. „Der Saal ist gut gefüllt, die Eltern sind begeistert dabei. Man muss nur wissen, wie man sie anspricht, wie man an sie herankommt. Mit schriftlichen Einladungen tun sich Türkeistämmige schwer. Wir rufen bei den Eltern an und erklären, was sie erwartet, wenn sie kommen.“

Und es kamen viele. „Zunächst hatten wir nur die Hälfte des Saals reserviert. Aber eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn mussten wir schon die Trennwände wegmachen und den Raum vergrößern. Ich bin froh, dass so viele Eltern gekommen sind“, erklärte Tayfur dem MiGAZIN. „Türkische Eltern sind keinesfalls uninteressiert. Ganz im Gegenteil“, ergänzte Keltek und machte darauf aufmerksam, dass man den Menschen gegenüber eine gewisse Wertschätzung zeigen müsse. „Man kann nicht den Körper haben und die Person dahinter mit seiner Kultur, der Sprache außen vor lassen.“

Viele werden wiederkommen
Wie hoch der Anteil der türkeistämmigen Polizisten sei, konnte die Polizei nicht beantworten. In Köln habe man in dieser Hinsicht aber ein Luxusproblem im Vergleich zu anderen Polizeipräsidien und könne sich nicht beschweren.

Und weitere Bewerbungen werden nach diesem Infotag folgen. Mit zufriedenen und hoffnungsvollen Gesichtern verließen Eltern, Töchter und Söhne das Gebäude – vorerst. Wie und wo man sich bewerben kann und welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen, wissen sie jetzt – und dass die Beherrschung der türkischen Sprache ein großer Vorteil ist und wertgeschätzt wird, ebenfalls. (es)