TV-Tipps des Tages

07.06.2011 – Ägypten, Marokko, Cyberkrieg, Mongolei, Sowjetunion

Die TV-Tipps des Tages sind: Eisenbahn-Romantik: Auf blanken Gleisen durchs Nildelta; Im Bann der Pferde; Vom Digitalangriff zum Cyberkrieg? Themenabend: Siegeszug der Hacker; Die Magie der Mongolei; Der Krieg: Angriff auf die Sowjetunion

Eisenbahn-Romantik
Ägypten ist bekannt für seine Altertümer. Das Land in Nordostafrika hat aber auch die älteste Eisenbahnstrecke des Kontinents. Die Bahn zwischen Alexandria und Kairo wurde in Teilstücken 1854 eröffnet. Durchgängig befahrbar war die Eisenbahn der Pharaonen zwei Jahre später. Sie führt uns durch das Nildelta, den bevölkerungsreichsten Teil Ägyptens. Wir wollen Ägypten jenseits der All-Inclusive-Hochburgen entdecken. Alexandria, die berühmte Hafenstadt am Mittelmeer ist dabei unser Ausgangspunkt. Die Stadt ist bei Ägyptern beliebt, bei Europäern ist sie aber noch nicht so bekannt. Das Filmteam fährt in normalen Regelzügen durch das fruchtbare Nildelta und erreicht schließlich Tanta.

Die Stadt ist berühmt für ihre Moschee, jährlich kommen Tausende Pilger mit der Bahn. Nach diesem Zwischenstopp ist es nicht mehr weit bis nach Kairo. Hier stehen die Pyramiden von Gizeh sowie eine Nilfahrt mit einer Feluke, einem Segelboot, auf dem Pflichtprogramm. Danach reisen die Zuschauer Richtung Osten. Das nächste Ziel ist Ismailia, die Stadt am Suezkanal. Hier beobachtet die Kamera riesige Schiffe, wie sie sich durch den 162 Kilometer langen Kanal schieben. Die Eisenbahn fährt weiter immer direkt neben dem Kanal. Endpunkt der Reise ist Port Said am Mittelmeer, wo sich die Einfahrt des Suezkanals befindet. (15:30-16:00 • HR)

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Im Bann der Pferde
Einmal jährlich verwandelt sich die Königsstadt Meknes in ein orientalisches Feldlager. Der Turnierplatz wird von großen Mannschaftszelten flankiert, schmucken Hallen aus elfenbeinfarbener Leinwand, oder nach Beduinenart aus schwarzem Filz.

Rund 2000 Schaulustige säumen den Platz. Zum großen Fantasia-Reiterspiel werden mehr als 500 Teilnehmer erwartet. In vollem Ornat ziehen die Ersten auf ihren mit Gold und Pailletten geschmückten Pferden zum Start.

Stolz tragen sie die weißen Dschellabas zur Schau, die turbanartigen Kopfbedeckungen und die langen Flinten mit den silbernen Beschlägen. Pferde und Reiter sind hochgradig nervös. Gleich wird der Startschuss fallen.

Auch der 56-jährige Berber Lachsen Slimani ist besessen von den Reiterspielen. Er ist Anführer einer Fantasiagruppe und lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Hochplateau im Mittleren Atlas. Lachsen ist stolz, weil auch sein 18-jähriger Sohn Mohammed ein begeisterter Reiter ist und in die Fußstapfen seines Vaters treten will.

Mit den Fantasias halten die Berber eine mehr als 2000-jährige Kampftradition aufrecht. Auf ähnliche Art zogen sie schon mit Hannibal zu Pferd über die Alpen und stürmten so den islamischen Invasoren entgegen.

Der Film aus der Reihe ‚Im Bann der Pferde‘ führt mit eindrucksvollen Bildern in die Welt der Fantasias. Porträtiert wird das Leben der Berberfamilie Slimani, die zwei Pferde besitzt: ein Arbeitspferd und einen Fantasia-Hengst. Er ist der ganze Stolz der Familie. Die meisten Bauern können sich, wenn überhaupt, nur ein Reitpferd leisten. In einem derart trockenen Land wie Marokko ist Grünfutter teuer, der Unterhalt für ein Pferd entspricht dem einer ganzen Familie. Und doch wird das Pferd bei den Slimanis wie ein Familienmitglied betrachtet.

Mohammed will unbedingt mit seinem Vater auf einer Fantasia reiten. Dazu benötigt er ein eigenes Reittier. So verlangt es die Tradition. Lachsen will seinem Sohn diesen Traum erfüllen. Um das nötige Geld aufzutreiben, wagt er ein Abenteuer: Er beschließt, zu einem Freund nach Ouarzazate zu reisen. Ouarzazate, auch Hollywood der Wüste genannt, zieht Marokkaner aus dem ganzen Land an. Sie hoffen, dort als Schauspieler entdeckt zu werden, oder doch zumindest einen Komparsenjob zu bekommen als reitender Bandit, Beduine oder Haremswächter.

Regisseurin Lisa Eder begleitet Lachsen mit ihrem Team auf dem Weg durch die Gebirgslandschaft des Mittleren Atlas bis an den Rand der Wüste. Nur dort kann es Lachsen gelingen, sich und seinem Sohn den Traum von einer gemeinsamen Fantasia in der Königsstadt Meknes zu erfüllen… (16:00-16:45 • HR)

Vom Digitalangriff zum Cyberkrieg?
Dokumentation – Die Zeit der im Alleingang handelnden Hacker – man erinnere sich an Kevin Mitnicks Digitalangriff auf das Pentagon-Netzwerk – scheint vorbei. Inzwischen ermöglichen Viren, Cyberspionage, Wurmangriffe und Social Engineering einen wahren Krieg.

Nach Boden, Wasser und Luft erobert der Krieg nun einen neuen Raum, den Cyberspace. Der Cyberkrieg begann fast unbemerkt, unterscheidet nicht wie herkömmliche Konflikte zwischen Militär und Zivilbevölkerung und wird das 21. Jahrhundert in einem Maße prägen, das für frühere Zeiten mit der Atombombe oder dem Kalten Krieg vergleichbar ist.

Die neuen Waffen heißen Virus, Cyberspionage, Wurmangriff und Social Engineering. Und im digitalen Wettrüsten will kein Staat hinten anstehen.

Anschaulich berichtet die Dokumentation über einen Paradigmenwechsel in der Kriegsführung, die jetzt im Verborgenen stattfindet: Sabotage eines iranischen Nuklearprogramms durch den israelischen Computerwurm Stuxnet, Botnetze als Waffe im Cyberkrieg zwischen Russland und Georgien, der Kalte Cyberkrieg zwischen den USA und China mit digitalen Attacken und Gegenschlägen. Die modernen Gesellschaften sind mittlerweile so abhängig vom Internet, das nicht nur der Kommunikation, sondern auch der Verwaltung von Wasser- und Stromversorgung und Transportwegen dient, dass eine Cyberattacke ganz Frankreich, Deutschland, Japan oder Amerika lahmlegen könnte.

Richard Clarke, Anti-Terror-Experte unter Bill Clinton und Geroge W. Bush, erkannte als einer der Ersten die Gefahr des Cyberkriegs. Mit seiner Hilfe gibt die Dokumentation mögliche Antworten auf die Fragen: Wie reagiert man auf eine Cyberattacke? Wie demaskiert man einen hinter digitaler Anonymität verborgenen Feind? Ist der digitale Gegenangriff die beste Verteidigung im Cyberkrieg? Und vor allem: Wie weit kann man gehen?

Die Dokumentation will zum einen herausfinden, wie der Cyberkrieg funktioniert, und zum anderen zum Nachdenken anregen über den Umgang mit den neuen Technologien, die zunehmende Abhängigkeit vom Internet und den allgemeinen Technikoptimismus. Denn die Menschheit steht vor der Herausforderung, die neuen Fähigkeiten des Computerzeitalters zum Besten und nicht zum Schlimmsten zu nutzen. (20:15-21:00 • arte)

Die Magie der Mongolei
Dokumentation – Ihr Land, so sagen die Mongolen, liege wie ein rohes Ei eingeschlossen zwischen zwei Steinen: Russland und China. Der zentralasiatische Staat ist mehr als viermal so groß wie Deutschland, ein Land voller Vielfalt: Im Norden durchziehen große Flüsse das Hochland. Im Süden erstreckt sich ein Meer aus Sand – die Wüste Gobi. Den Osten bestimmt eine endlose Grassteppe. Und im Westen thront das Altaigebirge mit Gipfeln von mehr als 4.000 Metern Höhe. Argali-Wildschafe und Steinböcke teilen sich das felsige Revier. Jeden Winter kommen kasachische Adlerjäger in die Berge, um mit Steinadlern Pelztiere zu jagen.

Die Mongolei im Herzen Asiens ist ein Land der Extreme: Im Sommer herrscht glühende Hitze, im Winter klirrende Kälte. Temperaturunterschiede von 80 Grad Celsius sind im Lauf eines Jahres keine Seltenheit. Trotzdem sind die weiten Steppen, die kargen Wüsten und die schroffen Gebirgszüge alles andere als unbelebt.

Nomaden teilen sich das Grasland mit Mongoleigazellen, Wildeseln und seit einigen Jahren auch wieder mit Takhis, den mongolischen Wildpferden. Vor vielen Jahren nahm die zunehmende Vieh- und Weidewirtschaft den Takhis ihren Lebensraum. 1969 waren sie in freier Wildbahn ausgestorben. Dank eines aufwändigen Zuchtprogramms gelang es Zoos auf der ganzen Welt, die Pferde erfolgreich zu züchten und wieder in ihrer alten Heimat auszuwildern. Ein Erfolgsprojekt, das die Mongolen als traditionsreiches Reitervolk ausgiebig feiern. Die Takhis sind ihr ganzer Stolz.

Uhrzeit und Termine zählen in der Mongolei nur wenig. Das Leben der Nomaden ist vom Lauf der Jahreszeiten bestimmt. Vier bis sechs Mal pro Jahr nehmen sie die Filzmatten von ihren Rundzelten, den so genannten Jurten, und ziehen mit Sack und Pack – dem Hausstand und ihrem Vieh – zu den nächsten Weidegründen. Dabei legen sie lange Strecken zurück, um in den Wüstenoasen der Gobi ihre Tiere zu tränken und Ziegen, Schafe und Kamele zu weiden.

In stimmungsvollen Bildern porträtiert „Die Magie der Mongolei“ ein atemberaubend schönes aber auch karges Land, in dem die Horizonte endlos scheinen und Tiere und Menschen mit den harten Bedingungen erstaunlich gut zureicht kommen. (20:15-21:00 • WDR)

Der Krieg
Nach seinen Triumphen im ersten Kriegsjahr versucht Hitler Großbritannien mit der deutschen U-Boot-Waffe in die Knie zu zwingen und setzt seine Panzer unter General Erwin Rommels Kommando sogar in Nordafrika gegen die Briten ein.

Der erfolglose Versuch Mussolinis, dort und auf dem Balkan Fuß zu fassen, bindet zunächst die Kräfte der Wehrmacht und führt zu einer Verschiebung von Hitlers strategischem Ziel: Dem Sieg über die Sowjetunion. Nachdem Jugoslawien und Griechenland sowie Teile Nordafrikas unter deutscher Kontrolle sind, fällt die Wehrmacht 1941 mit ihren Verbündeten in Russland ein und rückt bis nach Moskau, Leningrad und Kiew vor. Ihnen folgen die mörderischen „Einsatzgruppen“, die vor allem in der Ukraine die ersten Massentötungen an der jüdischen Bevölkerung vornehmen.

Doch aus dem geplanten Sieg der Streitmacht Hitlers in einem weiteren Blitzkrieg wird nichts. Die Rote Armee erholt sich von den vernichtenden ersten Schlägen mit enormen Verlusten und hat mächtige Verbündete: Den Schlamm im Herbst und den unerbittlichen kalten russischen Winter. Darauf sind die Wehrmachtssoldaten nicht vorbereitet. Der Vormarsch bleibt stecken; Marschall Shukow gelingt es, die Hauptstadt Moskau erfolgreich zu verteidigen. Erste große Verluste und Gefangennahmen zeigen: Die Wehrmacht ist nicht unbesiegbar. Hitler entlässt seine Generäle und übernimmt selbst das Oberkommando.

In der dritten Folge der Dokumentation zeichnet sich der verhängnisvolle Fehler ab, mit einer für einen sommerlichen Blitzkrieg ausgerüsteten Streitmacht ein unwegsames Riesenland, wie die Sowjetunion niederzwingen zu wollen. (22:05-22:48 • MDR Sachsen, MDR Sachsen-Anhalt, MDR Thüringen)

Die vergessenen Kinder von Köln
Dokumentation – Montag, 20. Juli 1942. Pünktlich um 15.00 Uhr verlässt der Reichsbahnzug DA 219 den Bahnhof Köln-Deutz. In den Waggons: über eintausend jüdische Menschen aus Köln, darunter auch 335 Kinder. Die meisten von ihnen kommen aus den jüdischen Schulen sowie Heimen der Stadt, sind zwischen vier Monate und 19 Jahre alt, viele von ihnen sind elternlos. Das Reiseziel Minsk in Weißrussland ist geheim. Für die Mehrzahl ist es die erste Reise ihres Lebens überhaupt; angetreten in der Hoffnung, im Osten ein neues Leben beginnen zu können.

Es soll zugleich ihre letzte Reise sein, denn als der Sonderzug am 24. Juli frühmorgens um 6.42 Uhr Minsk erreicht, wartet bereits ein Exekutionskommando, bestehend aus Mitgliedern der Waffen-SS und des Sicherheitsdienstes an tags zuvor in einem Waldstück hinter dem Vernichtungslager Maly Trostenez ausgehobenen Gruben auf sie. Die Deportierten müssen sich bis auf die Unterwäsche ausziehen, niederknien und werden kaltblütig von hinten erschossen.

„Die vergessenen Kinder von Köln“ erzählt von unbeschwerter deutsch-jüdischer Kindheit, von späterer Abweisung und Isolation bis hin zu Vertreibung und Tod. Und von der „Jawne“ in Köln, dem einzigen jüdischen Gymnasium im Rheinland, das auf tragische Weise mit der Ermordung der Kinder in Minsk verbunden ist. Jahrelange Recherchen des Autors Jürgen Naumann und sein zähes Suchen nach Filmmaterial und Dokumenten, die als vernichtet galten, machten diese bedrückende Dokumentation möglich. Entstanden ist eine akribische Rekonstruktion über ein bis heute weitgehend unbekanntes Massaker an arglosen Kindern.

Das, was im Sommer 1942 in Köln geschah, hat sich so oder so ähnlich in vielen Städten des Deutschen Reiches zugetragen: Jüdische Kinder und Jugendliche, häufig elternlos, wurden vor den Augen der „arischen“ Bürger auf Befehl der Gestapo „in den Osten evakuiert“.

Die Männer der Exekutionskommandos kehrten nach dem Krieg in ihre bürgerlichen Berufe zurück. Trotz mehrerer Ermittlungsverfahren blieben sie am Ende unbestraft. (07:20-08:19 • WDR)