Zur Ankündigung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung Maria Böhmer (CDU), das Jahr 2011 solle das „Jahr der Integration“ werden, erklärte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag: „Im sechsten Jahr ihrer Amtszeit plant die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung nun die Einsetzung eines 32-köpfigen Beirats. So begrüßenswert diese Entwicklung ist, muss man sich schon fragen dürfen, was Frau Böhmer denn bislang getan hat.“
In ihrer Amtszeit sei es Maria Böhmer ebenso wenig wie in ihrer Partei, der CDU, geschweige denn der CSU, gelungen, integrationspolitische Akzente zu setzen. Der Trend sei im Gegenteil besorgniserregend: „CDU/CSU zeichnen sich weiterhin durch Realitätsverweigerung aus und man schreckt zu Wahlkampfzwecken auch nicht vor populistisch-platten Sprüchen, die polarisieren und die Gesellschaft spalten, zurück“, so Wowereit. Statt plakative Werbeüberschriften wie „Jahr der Integration“ zu erfinden, solle sich die Bundesregierung stattdessen dringend um die wirklichen Integrationsfragen kümmern:
- „Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung der Integrationskurse. Mehrere tausend Migrantinnen und Migranten wollten diese im vergangenen Jahr besuchen, aber die Angebote fehlten. Auch in diesem Jahr sind nur unzureichend Mittel vorgesehen.
- Auf ein Anerkennungsgesetz warten wir immer noch vergeblich. Während unser Land dringend Fachkräfte benötigt, arbeiten weiterhin ca. 500000 Akademikerinnen und Akademiker mit ausländischen Abschlüssen unterhalb ihrer Qualifikation.
- Wir brauchen ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht, das die doppelte Staatsbürgerschaft ermöglicht und das Optionsmodell abschafft.
- Sicherstellung von politischer Partizipation durch die Einführung eines kommunalen Wahlrechts
- Eine klare Absage an das geplante Betreuungsgeld. Es ist unverantwortlich, Anreize dafür zu geben, dass Kinder nicht in Kindergärten und Kindertagesstätten gehen.“
Fakt sei: „Diese Bundesregierung tut nichts für Integration. Im Gegenteil: Sie verhindert sie. Dies wurde deutlich, als die Regierung im vergangenen Jahr das erfolgreiche Programm ‚soziale Stadt‘, das maßgeblich der Förderung der Integration diente, in einem beispiellosen Akt radikal gekürzt hat“, so Wowereit. Integration sei eine Daueraufgabe und keine temporäre Veranstaltung. (bk)