Türkische Presse Europa

13.04.2010 – Islamkonferenz, Laschet, Türkei

Thema der Berichterstattung in den Europaausgaben türkischer Tageszeitungen sind unter anderem die Aussagen von Prof. Dr. Hans Michael Heining zur Islamkonferenz und der Beraterin des Innenministers De Mazière, Necla Kelek. Das Themenspektrum reicht desweiteren von der Forderung des DITIB-Vorsitzenden Sadi Arslans, den Islam in Deutschland mit den anderen Religionsgemeinschaften rechtlich gleichzustellen, über die Gründung des Ministeriums für Auslandstürken bis hin zur Pädophilie in Deutschland.

Sadi Arslan fordert die Anerkennung der Muslime in Deutschland als offizielle Religionsgemeinschaft
Auf einer Veranstaltung anlässlich der Geburtswoche des Propheten Muhammad (saw) habe der Vorsitzende der DITIB, Sadi Arslan, gefordert, dass man dem Islam in Deutschland endlich den offiziellen Status als anerkannte Religion gewähren müsse. Dies sei für die Muslime notwendig, damit sie „auch rechtlich mit Anhängern anderer Religionen gleichgestellt sind“, zitieren SABAH und TÜRKIYE. Zudem habe er gesagt, dass den muslimischen Kindern in den deutschen Schulen Islamunterricht erteilt werden sollte.

Ministerium für Auslandstürken soll unnötige Bürokratie ersparen
Nach dem Erlass des Gesetzesentwurfes zur Gründung eines Ministeriums für Auslandstürken habe der türkische Staatsminister Faruk Celik erklärt, dass in Zukunft vor allem unnötige Bürokratie erspart bleiben werde. „Von Amerika über Europa bis hin zum Kaukasus haben wir nur positive Rückmeldungen und Gratulationen erhalten“, betonte Celik. Allerdings werde die personelle Besetzung bis zum Ende des Jahres andauern und somit den Beginn der Aktivität hinauszögern, da nur Personen eingestellt werden, die die Sprache des jeweiligen Landes sehr gut beherrschen und sich mit der heimischen Kultur sowie den Problemen der türkischstämmigen Migranten in den jeweiligen Ländern bestens auskennen. (SABAH und TÜRKIYE)

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Hans Michael Heining: Ohne Mitwirkung der bisher bestehenden Verbände ist die Deutsche Islamkonferenz zum Scheitern verurteilt
Die ZAMAN zitiert ausführlich einen FAZ-Kommentar Hans Michael Heinings, Professor an der juristischen Fakultät der Universität Göttingen und Experte insbesondere für Kirchen- und Staatskirchenrecht, wonach eine Islamkonferenz „ohne Mitwirkung der bisher bestehenden Verbände (…) zum Scheitern verurteilt“ sei. Einzelpersönlichkeiten, Prominente und Intellektuelle könnten die Verbände nicht ersetzen, da sie „von niemandem legitimiert sind und sich gegenüber niemandem rechtfertigen müssen“, so Heinings in seiner Begründung. Wenn die Muslime sich von den bestehenden Verbänden nicht repräsentiert fühlten, müssten sie selbst Vereine gründen. „Das sind die Spielregeln in einer freiheitlichen Demokratie. (…) Dem religiös-weltanschaulich neutralen Staat aber bleibt nichts anderes übrig, als mit den islamischen Verbänden zusammenzuarbeiten, die die Gesellschaft hervorbringt. Sich einen ihm besonders genehmen Partner schaffen darf er nicht“, erklärt er.

„Das Grundgesetz verbietet die Einrichtung einer Staatskirche, ergo auch eines Staatsislams. Für die kemalistische Lösung eines staatlich gelenkten Islams lässt unsere Verfassungsordnung keinen Raum. Ebenso wenig darf der Staat im Widerstreit zwischen konservativen und progressiven Strömungen einer Religion Partei ergreifen. Wer den Bundesinnenminister aufruft, die Moderatorenrolle zu verlassen, fordert ihn zum Bruch der Verfassung auf“, so Heinings weiter. Die Neutralität des Staates in Religionsangelegenheiten sei „eine zivilisatorische Errungenschaft ersten Ranges in Europa.“

Scharfe Kritik an der persönlichen Beraterin des Bundesinnenministers de Maizière, Necla Kelek, blieb nicht aus. „Liest man Necla Kelek, kann man auf den Gedanken kommen, sie halte jeden Zusammenschluss von Muslimen für eine Verschwörung zur Entmündigung des einzelnen Gläubigen.“ Daher erhoffe sich Heinings, „dass der Minister nicht auf seine jüngst bestellte Beraterin hören wird.“

Armin Laschet: Mehr Migranten im öffentlichen Dienst
Im Rahmen einer Konferenz der CDU-Mandatsträger mit Migrationshintergrund in Düsseldorf habe NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) gesagt, dass man „verstärkt Migranten im öffentlichen Dienst, in der Politik und in den Medien einstellen“ müsse, da Zuwanderer Vorbilder zur Orientierung bräuchten. Bei der Veranstaltung seien neben Laschet auch der CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, Bundesintegrationsministerin Maria Böhmer sowie der NRW-Integrationsbeauftragte Thomas Kufen anwesend. Gröhe habe betont, dass die CDU im Rahmen der Integrationspolitik von den Erfahrungen der Mandatsträger mit Migrationshintergrund profitieren sollte. (HÜRRIYET)

Türkische Jugendliche entscheiden sich für den deutschen Pass
Einem Bericht der ZAMAN zufolge entscheiden sich 95% aller türkischen Jugendliche mit einer doppelten Staatsbürgerschaft für den deutschen Pass. Dies gehe aus einer Untersuchung der Süddeutschen Zeitung (SZ) hervor. Grund dafür sei vor allem die Wehrdienstpflicht in der Türkei. Aber auch das fehlende Wahlrecht von Türken in Deutschland spiele bei dieser Entscheidung eine wichtige Rolle. Im vergangenen Jahr hätten in NRW 210 von 216 Jugendlichen mit türkischen Wurzeln die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. In Hessen liege diese Zahl bei 118 Jugendlichen von 122. Die ZAMAN betont allerdings, dass das Optionsmodell, das ausschließlich türkischstämmigen Migranten die doppelte Staatsangehörigkeit verbiete, auch in Deutschland scharf kritisiert werde.

Hartmut Bosinski: „Alle 8 Minuten wird in Deutschland ein Kind missbraucht“
Einem Präventionsprogramm für Pädophile des Kieler Universitätsklinikums zufolge leben in Deutschland bis zu 220.000 Männer mit pädophilen Neigungen in verschiedenen Ausmaßen. Jährlich seien 70.000 Kinder Opfer sexueller Übergriffe pädophiler Männer, was bedeute, „dass etwa alle acht Minuten irgendwo in Deutschland ein Kind missbraucht“ wird. Zudem werden nach Angaben Prof. Dr. Hartmut Bosinskis, Kieler Sexualmediziner, „acht bis zehn Prozent aller Mädchen und drei Prozent aller Jungen im Kindesalter sexuell missbraucht.“ Nur ein Viertel der Übergriffe geschehe durch Fremde; vielmehr seien es Familienmitglieder, Bekannte oder Verwandte, die sich an den Kindern vergreifen.