Türkische Presse Europa

29.09.2009 – Bundestag, türkischstämmig, Kopftuchverbot

Ihr Hauptaugenmerk hat die türkischsprachige Presse in Europa heute den neu gewählten türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten gewidmet. Außerdem werden die Proteste gegen das Kopftuchverbot an belgischen Schulen und medizinische Probleme der ersten Migrantengeneration thematisiert.

Fünf türkischstämmige Abgeordnete im Bundestag
Die Wahl von fünf türkischstämmigen Abgeordneten dominiert die alle Zeitungen (wir berichteten). Die HÜRRIYET stellt alle fünf Abgeordneten mit kurzen Lebensläufen vor. Gewählt wurden Ekin Deligöz (Grüne), Memet Kilic (Grüne), Aydan Özoguz (SPD), Sevim Dagdelen (Linke) und Serkan Tören (FDP). Die TÜRKIYE überschreibt ihren Bericht mit dem Titel „Wir warten auf eure Dienste“ und erinnert die neu Gewählten an ihre Wähler: „Vergesst nicht die Migranten“.

Der TÜRKIYE, ZAMAN, MILLIYET und SABAH gegenüber haben sich die Kandidaten auch hinsichtlich ihrer Arbeitsbereiche geäußert. Memet Kilic will sich entsprechend seiner Spezialisierung auf das EU-Recht in den Europaausschuss einbringen. Die Hamburger Abgeordnete Aydan Özoguz will in den Bereichen Familie, Migration und Bildung tätig werden. Serkan Tören hofft nach einer Regierungsbeteiligung der FDP auf einen Platz im Auswärtigen Ausschuss oder im Ausschuss für Inneres. Dabei will er seinen Schwerpunkt auf die EU-Mitgliedschaft der Türkei legen. Ekin Deligöz hat es nun zum vierten Mal in den Bundestag geschafft. Die Schwarz-gelbe Regierung werde das Land zurückwerfen und besonders in der Migrationspolitik zurückwerfen. Zum zweiten Mal schaffte es Sevim Dagdelen den Einzug in den Bundestag. Dagdelen wolle sich auch in der neuen Legislaturperiode sich besonders in die Migrationspolitik einbringen.

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Gewählt wurde an diesem Wahlsonntag auch die türkischstämmige Politikerin Serpil Midyatli (SPD). Die Politikerin schaffte den Einzug in den Schleswig-Holsteinischen Landtag. Davon berichten SABAH und TÜRKIYE. Doch nicht für alle Kandidaten gab es gute Nachrichten. Den erneuten Einzug in den Bundestag schaffte die Sozial-Demokratin Lale Akgün diesmal nicht. Akgün verlor ihr Direktmandat in Köln an ihren CDU-Herausforder. Einen sicheren Listenplatz hatte Akgün diesmal nicht bekommen. Als Folge wird sich Akgün aus der Politik zurückziehen.

Die MILLIYET weist in einem Beitrag darauf hin, dass zwar im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 327 Tausend mehr an türkischstämmigen Wählern an die Wahlurnen gehen durften, aber wiederum nur fünf türkischstämmige Bundestagsabgeordnete in den Bundestag gewählt worden sind. Während die FDP mit Serkan Tören erstmals auch einen türksichstämmigen Abgeordneten stellt, kann nur noch die CDU solch ein Resultat nicht vorweisen.

Den Einzug ins Parlament verfehlt der Grüne Özcan Mutlu nach Aussage der MILLIYET nur knapp. 500 Stimmen sollen dem Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses gefehlt haben. Mutlu wird nun weiterhin seinen Aufgaben im Abgeordnetenhaus nachgehen.

Auf einen tragischen Zusammenhang verweist die SABAH. Danach ist nun Memet Kilic nun mit dem Platz in den Bundestag eingezogen, für den Özdemir auf dem Landesparteitag in Baden-Württemberg nicht mehr angetreten war. Özdemir war dort für den sechsten und achten Listenplatz erfolglos angetreten, auf eine Kandidatur für den zehnten Platz hatte er verzichtet. Über diesen Platz schaffte nun Memet Kilic den Einzug in das Parlament.

Belgische Intellektuelle wenden sich gegen das Kopftuchverbot
Die ZAMAN berichtet über den Protest belgischer Intellektueller gegen das Kopftuchverbot an belgischen Schulen. 50 führende Intellektuelle sprachen sich in einer Erklärung gegen das Verbot auf und riefen zum gegenseitigen Respekt auf.

Fehlende Deutschkenntnisse – Nicht zum Arzt
Auf ein wenig bekanntes Problem verweist der Mediziner Dr. Ufuk Sentürk in einem Gespräch mit der ZAMAN. Danach würden besonders Angehörige der ersten und zweiten Generation wegen mangelnder Deutschkenntnisse nur selten zum Arzt gehen. Eine große Rolle würden die fehlenden Deutschkenntnisse spielen. Hinzu komme aber auch, dass viele Patienten sich darüber beklagen, dass keine Rücksicht auf ihr Schamgefühl gelegt wird. Sentürk will Abhilfe schaffen. Er bietet zum einen zwei Tage die Woche ein Info-Telefon auf türkisch an, zum anderen will er ein türkischsprachiges Gesundheitsmagazin herausgeben, das viele Patienten weiterbilden soll.