Lehren und Lernen

Ernst-Reuter-Initiative fördert Deutsch-Türkische Lehrerakademie

Neues Mitglied der Ernst-Reuter-Initiative ist die Deutsch-Türkische Lehrerakademie der Herbert Quandt-Stiftung. In diesem Jahr lautet das Motto der Akademie: „Lernen im Global Village – Schulische Erfahrungen aus deutscher und türkischer Perspektive“.

Für eine Woche kommen Lehrerinnen und Lehrer aus beiden Ländern zusammen, um einander kennen zu lernen, zu diskutieren, sich über pädagogische Fragen auseinander­zusetzen – und so Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen und neue Netzwerke zu schaffen. Ziel ist es, interkulturelle Kompetenz aufzubauen und das Wissen über Kulturen, Traditionen und Religionen zu erweitern und zu vertiefen. „Im Umgang mit Schülerinnen und Schülern aus Zuwandererfamilien ist es von großer Bedeutung, Vorurteile und Ängste abzubauen und sich über das eigene Weltbild und das der Schüler im Klaren zu werden“, erklärt eine Teilnehmerin des vergangenen Jahres. „Die Schule ist ein Ort der Begegnung, sie kann viel zur Integration beitragen.“

Infobox: Mehr als 2 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln leben in Deutschland und auch die Zahl der Deutschen, die dauerhaft in der Türkei leben, steigt stetig an. Um den daraus entstehenden Anforderungen im Bereich Kultur und Bildung gerecht zu werden, organisiert die Herbert Quandt-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Education Reform Initiative der Sabanci University Istanbul die Deutsch-Türkische Lehrerakademie.

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Ziel ist auch, dass konkrete Kooperationen wie Schulpartnerschaften oder Programme zum Schüleraustausch entstehen. Das Programm der Akademie wurde gemeinsam von den Verantwortlichen beider Länder ausgearbeitet. Dieses Jahr kommen die Lehrerinnen und Lehrer vom 19. bis 26. Juli in Berlin zusammen, unter dem Motto: „Lernen im Global Village – Schulische Erfahrungen aus deutscher und türkischer Perspektive“.

2008 fand die 1. Deutsch-Türkische Lehrerakademie mit vierzehn deutschen und sieben türkischen Lehrern in Istanbul statt und beschäftig sich mit dem Thema: „Kulturen des Lernens – Interaktion von Erziehung, Gender und Religion in deutschen und türkischen Schulen”.

Die Ernst-Reuter-Initiative (ERI) wurde im September 2006 von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und seinem damaligen türkischen Amtskollegen Abdullah Gül, dem heutigen Staatspräsidenten der Türkei, in Istanbul feierlich ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, die deutsch-türkische Zusammenarbeit in Kunst und Kultur, Politik und Medien, Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft weiter zu stärken.

ERI will öffentliche Aufmerksamkeit und Unterstützung für Ideen, Projekte und Programme schaffen, die den interkulturellen Dialog in besonderer Weise fördern und für diesen werben. ERI umfasst vielfältige Projekte aus den Bereichen Kunst, Kultur und Medien, Jugend und Young Professionals, Wissenschaft und Integration. Aus diesen Feldern stammen auch die prominenten Unterstützer der Initiative, die sich bereit erklärt haben, mit ihren Erfahrungen, Ihrem Know-how und ihrer Funktion als Multiplikatoren die Ziele von ERI zu fördern.

Benannt ist die Initiative nach dem Sozialdemokraten Ernst Reuter, der zur Zeit des Nationalsozialismus in der Türkei Zuflucht fand. Dort war er unter anderem als Berater im Wirtschaftsministerium tätig, bevor er nach Kriegsende nach Berlin zurückkehrte und dort 1947 zum ersten Regierenden Bürgermeister gewählt wurde. Viele NS-Verfolgte, die in den 30er und 40er Jahren von der Türkei aufgenommen wurden, haben bis heute eine innige Beziehung zu ihrem Gastland bewahrt. So ist es ebenfalls ein Anliegen der Initiative, an die gemeinsame Geschichte unserer beiden Länder zu erinnern und aus dieser Perspektive ein produktives und vertrauensvolles Miteinander auch in Zukunft weiter zu stärken.

Bereits 2006 hat es – in Kooperation mit der Robert-Bosch-Stiftung und dem Goethe Institut – eine Deutsch-Arabische Lehrerakademie in Alexandrien gegeben, die Impulse der 10. Trialog-Konferenz zum Thema „The Mediterranean Sea – Gap or Bridge? Perspectives on Cooperation in Education and Scholarship between Germany and the Arab World” aufnahm. (AA/HQS/MiG)