Wolfgang Schäuble

„Wir haben mit Türken ein besonderes Integrationsproblem.“

Mit dem Thema „Diversität gestalten – Globale und lokale Impulse für erfolgreiche Integration“ beschäftigte sich am gestrigen Tag in Berlin eine internationale Tagung des Bundesministeriums des Innern und der Bertelsmann Stiftung.

Integrationsprozess in den Kommunen
Im Mittelpunkt stand die Rolle der Kommunen im Integrationsprozess. „Die persönlichen Netzwerke, die unsere Gesellschaft tragen, bilden sich am stärksten in unseren Städten und Gemeinden. Dabei sind die in Deutschland traditionell starken Kommunen unser großes Plus in der Integrationspolitik – auch im internationalen Vergleich. Hier wird seit Jahren hervorragende Arbeit geleistet“, so der für Integration zuständige Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble.

Unter dem Motto „Erfolgreiche Integration ist kein Zufall. Strategien kommunaler Integrationspolitik“ haben das Bundesministerium des Innern und die Bertelsmann Stiftung bereits im Jahr 2005 in einem gemeinsamen Wettbewerb die Frage gestellt, wie den Kommunen die Integration gelingt. Vier Kommunen wurden für ihre überzeugenden Ansätze und Konzepte ausgezeichnet. Mit der Tagung am 18. Juni 2009 wurde an den Wettbewerb angeknüpft. Die damaligen Preisträger und Jurymitglieder werden der Frage nachgehen, wie sich ihre Strategien zur kommunalen Integrationspolitik weiterentwickelt haben.

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Integrationsproblem mit den Türken
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hob – einer Meldung in der türkischen Tageszeitung „Sabah“ zufolge – auch hervor, dass die Türken in Deutschland am meisten Integrationsprobleme haben: „Wir haben mit Türken ein besonderes Integrationsproblem.“ Er fügte hinzu: „Wir haben die Türken aus Anatolien hierher gebracht. Erst wollten sie nur Geld verdienen, mit der Zeit haben sie Familien gegründet und sind hier geblieben.“

Insbesondere türkische Frauen hätten ein Integrationsproblem. In Bezug auf den Spracherwerb seien Fortschritte erzielt worden. Der Familiennachzug sei an Kenntnisse der deutschen Sprache geknüpft worden. Damit habe man deutlich gemacht, dass der Spracherwerb Pflicht ist. Das Signal sei angekommen und angenommen, so in der „Sabah“.

Laut Schäuble sei die Integration trotz aller Schwierigkeiten „auf gutem Wege“. Dabei erwähnte er beispielsweise, dass immer mehr Familien ihre Kinder zu katholischen oder protestantischen Kindergärten schicken und Moscheen in Deutschland beim größten Teil der Bevölkerung Akzeptanz erfahren würden.

Faire Bildungschancen
Den Fokus auf die Bedeutung der Bildung im Integrationsprozess legte Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung: „Erfolgreiche Integrationspolitik ist eine der zentralen Herausforderungen für die Kommunen… Ohne faire Bildungschancen kann Integration nicht gelingen. Gerade gute frühkindliche Bildung und die Kooperation von Schulen mit kommunalen Partnern sind Erfolgsfaktoren für Integration. So eröffnen sich Chancen für jeden einzelnen, aber auch für die Entwicklung der Kommunen“.

Transatlantischer Austausch
Da der Umgang mit Vielfalt zunehmend auch eine internationale Dimension aufweist, stand neben den lokalen Initiativen der transatlantische Austausch im Vordergrund. Experten aus den USA, Kanada, Großbritannien und Italien berichteten über ihre Erfahrungen im Umgang mit Vielfalt.

„Wir können uns in Zeiten der zunehmenden grenzüberschreitenden Mobilität und der weltweiten medialen Vernetzung nicht mehr darauf beschränken, Herausforderungen national lösen zu wollen. Unilaterale Entscheidungen bringen uns häufig nicht mehr weit. Gerade transatlantische Impulse sind eine Bereichung für unsere nationalen und europäischen Ansätze zur Integration von Zuwanderern“, erklärt Bundesminister Schäuble.