NRW-SPD

“Abwanderung ausländischer Studierender verindern”

Die SPD-Fraktion im Nordrhein-Westfälischen Landtag fordert die Landesregierung auf (Drucksache 14/9071), die Abwanderung ausländischer Studierender zu verhindern durch Schaffung von Betreuungsmaßnahmen.

Deutschland belege weltweit den 3. Rang unter den beliebtesten Studienstaaten der ausländischen Studierenden. Trotzdem sinke die Zahl ausländischer Studierender in Deutschland seit einigen Jahren kontinuierlich. Laut einer Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS) breche jede bzw. jeder zweite Studierende aus dem Ausland sein Studium in Deutschland ab und kehrt zurück in sein Heimatland.

„In Deutschland werden aufgrund des demographischen Wandels dringend hochqualifizierte Zuwanderer als Fachkräfte benötigt, die über deutsche Abschlüsse und gute Sprachkenntnisse verfügen. Dafür müssen sie jedoch zunächst einmal an deutsche Hochschulen kommen und dort auch bleiben. Bislang unternommene Versuche, in Deutschland fertig ausgebildete Arbeitskräfte für bestimmte Branchen anzuwerben, sind weitestgehend gescheitert. Andere Länder haben längst erkannt, dass fast die ganze Gewinnung von ausländischen Spitzenkräften über die Hochschulen laufen muss. In den USA kam die Regierung beispielsweise sogar zu dem Schluss, dass 98% aller hochqualifizierten Einwanderer bereits vorher im Land gelebt und dort gelernt hatten.“, so die SPD Fraktion.

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In NRW befinde sich die Landesregierung auf einem entgegengesetzten Kurs. Anstatt die Bedingungen für ausländische Studierende zu erleichtern, seien sie erschwert worden. Mit Beschluss der Landesregierung seien 2007 die, ohnehin schon zu wenigen, Studienkollegs abgeschafft und durch ein Betreuungssystem ersetzt, das bis heute nicht funktioniere oder gar nicht existiere. Zudem seien von der Einführung der Studiengebühren durch die Landesregierung im besonderen Maße die ausländischen Studierenden betroffen. 50% der ausländischen Studierenden stammen aus Staaten mit geringem Pro-Kopf-Einkommen. In Nordrhein-Westfalen falle dieser Anteil laut HIS- Studie damit deutlich überproportional aus. Hinzu komme, dass Studierende aus EU-Drittstaaten oder EU-Beitrittsländern nur 90 Tage im Jahr arbeiten dürften und zumeist kein Bafög beziehen könnten.

Darüber hinaus sei die Betreuung der ausländischen Studierenden für die Hochschulen in NRW ohne die Strukturen und Finanzmittel des Landes eine zusätzliche finanzielle Belastung. Abgesehen von einigen wenigen positiven Einzelbeispielen, finde sie seit der Abschaffung der Studienkollegs kaum statt. Das Ergebnis dieser schlechten Betreuungssituation sei, dass ausländische Studierende sich schlechter in den Hochschulalltag integrieren. Die SPD-Fraktion weiter: „39% der ausländischen Studierenden gaben in der HIS- Studie an, sie hätten Schwierigkeiten Kontakt zu deutschen Studierenden zu finden.“

Hochschulen, die versuchen bessere Bedingungen zu schaffen, bleibe oft keine andere Wahl als diese von den ausländischen Studierenden selbst finanzieren zu lassen. Ein solches System schrecke aber ausländische Studierende ab. Zum Beispiel habe man an der Universität Bonn eine bessere Betreuung schaffen wollen und habe dafür einen „Betreuungsbeitrag“ in Höhe von 150 Euro erhoben – zusätzlich zu den allgemeinen Studiengebühren von 500 Euro. Folge dieser Maßnahme sei eine Abnahme der Studierenden aus Nicht-EU-Staaten um 60% gewesen.

Vor diesem Hintergrund fordert die SPD die Landesregierung auf, ein Betreuungssystem aufzubauen, das die ausreichende Betreuung ausländischer Studierender sicherstellt. Außerdem soll gemeinsam mit den Hochschulen eine Auslandskampagne zur Werbung für den Studienstandort NRW gestartet und spezielle Tutorenprogramme, ein Gast- und Patenfamilienprogramm sowie ein Weiterbildungsprogramm für die Vorbereitung von Lehrenden auf ausländische Studierende aufgelegt werden.