Kultur kaum Thema

Experten fordern mehr interkulturelle Kompetenz bei Ärzten

In einem Einwanderungsland müsse interkulturelle Kompetenz fester Bestandteil in der ärztlichen Aus- und Fortbildung werden, fordert Medizinethiker Ilhan İlkılıç. Bisher sei das Wort „Kultur“ in der Mediziner-Ausbildung kaum ein Thema.

Um Flüchtlinge medizinisch gut versorgen zu können, muss Experten zufolge mehr in die interkulturelle Kompetenz bei Ärzten und Pflegekräften investiert werden. Diese müsse in einem Einwanderungsland wie Deutschland ein fester Bestandteil in der Aus- und Fortbildung werden, forderte am Donnerstag der Medizinethiker Ilhan İlkılıç bei einer internationalen Konferenz zur Gesundheit von Flüchtlingen in Bremen.

In der Mediziner-Ausbildung sei das Wort Kultur kaum ein Thema, erklärte İlkılıç, der auch Mitglied des Deutschen Ethikrates ist. „Es funktioniert aber nicht, wenn ich in Berlin Mediziner ausbilde, die später vielleicht im Kreuzberg arbeiten werden und das Thema Kultur in den Vorlesungen nicht einmal gehört haben.“

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Flucht macht krank

Bis Freitag diskutieren im Bremer „Haus der Wissenschaft“ 50 Experten aus der Türkei, aus Belgien und aus Deutschland, wie krank Flucht macht und wie den Betroffenen am besten geholfen werden kann.

Viele Flüchtlinge träten ihre gefährliche Reise zwar in einem relativ guten Gesundheitszustand an, sagte der Organisator und Sozialmediziner Hajo Zeeb vom Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. Stress, Unsicherheit, schlechte Versorgung und viele andere Gefahren könnten jedoch große seelische und körperliche Probleme verursachen. Um diese angemessen behandeln zu können, müssten die Flüchtlinge schnell in das normale Gesundheitssystem integriert werden. (epd/mig)