SPD Rheinland-Pfalz

Muttersprache anerkennen, Mehrsprachigkeit födern

Die rheinland-pfälzische SPD-Fraktion fordert die Stärkung des muttersprachlichen Unterrichts für Kinder mit Migrationshintergrund. Denn die Herkunftssprache sei Teil der kindlichen Identität und die Basis für die Weiterentwicklung.

Immer mehr Kinder wachsen in Deutschland zwei- oder mehrsprachig auf. Der andauernde Prozess der europäischen Erweiterung und die wirtschaftliche Globalisierung stellen sprachliche Anforderungen an die künftigen Generationen, die über das Fremdsprachenlernen der Vergangenheit hinausgehen. „Die lebensweltlich angelegte Zweisprachigkeit von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sollte als ein Element dieser Entwicklung gesehen werden und nicht als Ausnahmesituation“, so die SPD-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz in ihrem Antrag „Mehrsprachigkeit als Chance“.

Muttersprache anerkennen
Damit wollen die Sozialdemokraten Kindern mit Migrationshintergrund die Möglichkeit geben, bereits in Kindertageseinrichtungen in ihrer Herkunftssprache bestärkt zu werden. Und das gelte auch für den Schulunterricht von ersten bis zur zehnten Klasse. In allen Schulen müsse die Teilnahme an einem freiwilligen Muttersprachenunterricht gewährleistet werden mit dem Ziel, es als zweite oder dritte Fremdsprache anzuerkennen. Wünschenswert sei auch eine Abiturrelevanz.

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Das Beherrschen der deutschen Sprache sei auch weiterhin die grundlegende Bedingung für eine gelingende Integration in das soziale und gesellschaftliche Leben. Denn gute Kenntnisse in Deutsch legten das Fundament für den späteren schulischen oder beruflichen Erfolg. Der beste Weg dorthin sei der möglichst frühe Besuch einer KiTa, in der die Sprachentwicklung der Kinder systematisch beobachtet und gefördert werde.

Keine Diskreditierung der Muttersprache
Über die allgemeine sprachpädagogische Förderung aller Kinder hinaus benötigten Kinder mit Migrationshintergrund aber auch differenzierte und individualisierte Angebote zur Förderung ihrer Herkunftssprache und der Zweitsprache. Besonders der Herkunftssprache komme in der Entwicklung ihrer individuellen Identität und ihrer Persönlichkeit eine große Bedeutung zu. Denn die „Herkunftssprache ist Teil der kindlichen Identität und sie ist die Basis für die Weiterentwicklung von Kindern. In dieser Sprache beginnen sie zu denken, Wünsche oder Meinungen zu äußern und entwickeln emotionale Bindungen. In ihrer Herkunftssprache lernen Kinder soziale Regeln, kulturelle Normen und Werte kennen“, so die SPD in ihrem Antrag.

Statistik: In Rheinland-Pfalz besuchen mehr als 13 000 Schüler den ergänzenden muttersprachlichen Unterricht, der in 15 verschiedenen Herkunftssprachen angeboten wird.

Schließlich sei die Förderung der Herkunftssprache für ein Kind zusätzlich mit der Erfahrung verbunden, dass es als Person akzeptiert werde, was für die Integration von großer Bedeutung sei. Denn Mehrsprachigkeit gehöre zum Lebensalltag und solle im Prozess sprachlicher Bildung als Chance verstanden und genutzt werden. „Die Sprache zu diskreditieren heißt, einen Teil der Identität, der Persönlichkeit auszublenden und negativ zu werten“, so die SPD-Fraktion.

Eltern müssen Muttersprache pflegen
Zum Aufbau eines positiven Selbstbildes sei es daher wichtig, dass die Herkunftssprache eines Kindes wertgeschätzt und gefördert werde. Sprachliche Strukturen, die in der Herkunftssprache erworben und stabilisiert würden, könnten auf weitere Sprachen übertragen werden und sich positiv auf die Entwicklung und das Sprachbewusstsein auswirken.

Werde aber die altersgemäße Sprach- und Begriffsentwicklung, die ein Kind in seiner Herkunftssprache vollziehe, nicht aufgegriffen, könne die Sprachentwicklung unterbrochen werden, was in der Zweitsprache nicht mehr aufgefangen werden könne. Die Sozialdemokraten weiter: „Die Herkunftssprache ist demnach kein Hindernis für den Deutschlernprozess, sondern dient vielmehr als notwendige Grundlage für den erfolgreichen Zweitspracherwerb.“ Daher sollten Eltern bestärkt werden, neben dem Deutschen die Herkunftssprache weiter zu pflegen. (sb)