Türkische Presse Europa

06. und 07.09.2009 – Türkeistämmige Politiker, Islamunterricht, Zuwanderung

Die Europaausgaben türkischer Tageszeitungen berichten über schlechte Listenplätze von türkeistämmigen Kandidaten bei den Bundestagswahlen und die Kritik von Özdemir und Kolat. Außerdem werden die gemusterten Minaretten in Hamburg mit dem ersten muslimischen Gebetsruf sowie ein gemeinsames Fastenbrechen mit muslimischen Vertretern und dem Berliner Innensenator Ehrhart Körting thematisiert.

06.09.2009

Wir wollen Islamunterricht an Schulen
Unter dieser Schlagzeile meldet die HÜRRIYET die Worte Jörg-Uwe Hahns (FDP), Hessischer Minister für Justiz, für Integration und Europa. Noch in der laufenden Legislaturperiode wolle er zumindest in den hessischen Großstädten den Islamunterricht einführen. Die erforderlichen Schritte seien bereits eingeleitet worden.

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Wir müssen Zuwanderung unter Kontrolle halten
zitiert die TÜRKIYE Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble in der Überschrift und meint, dass Schäuble weiter Ängste schürt. In einem Interview mit der „Die Welt“ habe Schäuble gesagt, dass Deutschland zunächst mit der Zuwanderung aus den 80ern und 90ern zurechtkommen müsse, bevor es weitere Zuwanderer aufnehmen kann. Daher werde Deutschland den übrigen Europäischen Ländern bei der Aufnahme von Flüchtlingen keine große Hilfe sein können.

Merkel erwähnt Migranten nicht
Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pforzheim habe Angela Merkel in ihrer Wahlkampfrede in aller Ausführlichkeit über die Wirtschaftskrise gesprochen aber weder Migranten- noch Integrationspolitik erwähnt. Hierüber berichtet die TÜRKIYE.

Parteien geben Kandidaten mit Migrationshintergrund keine Chance
Unter dieser Überschrift gibt die HÜRRIYET die Worte von Grünen-Chef Cem Özdemir wieder, der gesagt hat, dass Deutschland noch weit davon entfernt sei, Politiker mit Migrationshintergrund als „normal“ aufzufassen. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland habe sich hingegen darüber beschwert, dass die Zahl der Politiker mit Migrationshintergrund nach den Wahlen im Bundestag zurückgehen werde, so wie sie in den Parteilisten aufgestellt seien.

Ausführlicher berichtet die MILLIYET über die Kritik an die deutschen Parteienlandschaft und gibt den wesentlichen Inhalt eines Spiegel-Artikels zur Thematik wieder.

Duygu wollte Gleichstellung
Die MILLIYET berichtet über die Jusos-Mitglied Duygu (SPD), die während einer Wahlkampfrede von Frank-Walter Steinmeiers in Duisburg ein Plakat mit der Aufschrift „Gleichstellung“ hochgehalten hat. An der Veranstaltung, so die MILLIYET, haben nur wenige Türken teilgenommen. Allerdings habe Duygu die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Geht auf alle jeden Fall wählen
Diesen Aufruf der hamburger Abgeordneten verkündet die TÜRKIYE und räumt dem breiten Raum ein. Die türkischstämmigen Kandidaten aus Hamburg hätten wahlberechtigte Türken dazu aufgefordert, bei den kommenden Bundestagswahlen auf alle Fälle wählen zu gehen.

Bei den Moscheekontrollen berücksichtigen wir die Empfindlichkeiten
Mit diesen Worten habe die Niedersächsische Landesregierung versucht, die Moscheekontrollen zu verteidigen. Die MILLIYET fasst noch einmal den bisherigen Verlauf der Debatte zusammen und geht auf die Antwort der Landesregierung auf die kleine Anfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Filiz Polat ein (wir berichteten).

Rüttgers: Ich entschuldige mich
Die HÜRRIYET berichtet über die Verbalentgleisung Jürgen Rüttgers und seine anschließende Entschuldigung. Rüttgers hatte in einer Wahlkampfrede Rumänen und Chinesen beschimpft (wir berichteten).

07.07.2009

Gemusterte Minaretten in Hamburg

Breiten Raum finden die zwei Minaretten der Hamburger Zentrum-Moschee, die nun in neuen Glanz erstrahlt. Vor wenigen Wochen wurden die Minaretten abtransportiert und neu bemalt. Die Minaretten waren 1991 gebaut und seit dem kein Anstrich mehr bekommen. Auch findet der erste muslimische Gebetsruf in Hamburg breiten Niederschlag.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=yyTUBWTITiw[/youtube]

Die Schlagzeilen lauten:

Muslimischer Gebetsruf an jedem Freitag
In Stolberg (nähe Aachen), so die HÜRRIYET, werde künftig an jedem Freitag vom Lautsprecher der muslimische Gebetsruf [Ezan] zu hören sein. Die DITIB-Moschee habe den ersten Gebetsruf bereits getätigt, dass bis in die Stadt zu hören gewesen sei.

Gemeinsames Fastenberchen in Berlin
Nahezu alle Europaausgaben türkischer Tageszeitungen berichten über ein gemeinsames Fastenbrechen in Berlin, zu dem die MÜSIAD eingeladen hat. An dem Essen im Berliner Hilton Hotel haben unter anderem auch der Berliner Innensenator Ehrhart Körting und Europaabgeordneter Vural Öger teilgenommen. Die Schlagzeilen lauten:

EU-Beitritt der Türkei
Die ZAMAN berichtet über ein Bericht der EU-Kommission im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt der Türkei. Der Bericht werde erst morgen veröffentlicht und enthalte interessante Feststellungen über die Verzögerung im Beitrittsprozess der Türkei. So gehe aus dem Bericht hervor, dass die Verzögerung vor allem den Beitrittsgegnern in Europa zu verdanken sei. Die Premiers verschiedener Länder hätten mit ihren Türkeifeindlichen Aussagen eine gewichtige Rolle gespielt. Außerdem müssten die europäischen Länder ihre Versprechen an die Türkei einhalten, die Türkei gerecht und mit Respekt behandeln. Schließlich habe das Verbotsverfahren gegen die AKP und die Putschandrohung des türkischen Militärs zu Verzögerungen geführt.

Moschkontrollen dienen nicht dem Zweck
Die MILLIYET räumt den Moscheekontrollen in Niedersachsen auch heute Raum ein und gibt Expertenstimmen wieder. So gebe es bisher weder einen statistischen Wert, der den Nutzen dieser Kontrollen belege noch würden die Moscheekontrollen dem angegebenen Zweck dienen, Terroristen ausfindig zu machen.

Alle sagen Integration
Zum ersten mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland haben alle politischen Parteien – als hätten sie sich abgesprochen – die Integrationspolitik in ihre Wahlkampfprogramme aufgenommen. Hierüber berichtet die MILLIYET und hebt hervor, dass die Parteien Deutschland als Zuwanderungsland bezeichnen.

Istanbulstraße
In Köln sei eine Straße nach Istanbul – die Partnerstadt – benannt worden, berichtet die SABAH. Allerdings sei bereits nach einem Tag der Einweihung das Straßenschild mit der Aufschrift „Istanbulstraße“ von unbekannten Tätern mit Farbe beschmiert worden. Die Schrift sei nicht mehr zu lesen.

Rassismus-Vorwurf an Ministerpräsident Rüttgers
Die MILLIYET und die ZAMAN berichtet über die Kritik Renate Künasts (Die Grünen) an NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers, der auf einer Wahlkampfveranstaltung in Duisburg Chinesen und Rumänen beschimpft hatte. Laut Künast seien die Worte von Rüttgers „rassistisch“ gewesen.

Vorbildliche Entscheidung von Türkiyemspor
Die SABAH berichtet über die Suspendierung von drei Fußballern von Türkiyemspor. Während eines Auswärtsspiels hätten drei Fußballer sich mit Rechtsextremisten geschlagen. In der Folge habe der Klub sich von den drei Sportlern getrennt. Schlägereien passten nicht in die Philosophie des Klubs.

Türkische Begriffe werden eingedeutscht
Eine japanische Wissenschaftlerin habe interessante Befunde veröffentlicht, berichtet die HÜRRIYET. Nach einer Generation würden türkische Begriffe in das Deutsche aufgenommen werden. Als Beispiel wird der Begriff „Tamam“ genannt, die auch unter den Einheimischen sehr verbreitet sei und „in Ordnung“ bedeute.