
Eltern-Ratgeber
Abhängigkeit von Computerspielen bei Kindern vermeiden
Kinder, die in ein neues Umfeld ziehen, haben keine Freunde. Gegen Langeweile helfen oft Videospiele. Richtig dosiert können sie nebenbei auch helfen, die Entwicklung zu fördern. Was Eltern wissen sollten.
Freitag, 14.07.2023, 0:27 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 16.07.2023, 19:34 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Wir befinden uns in einem digitalen Zeitalter. Technologien sind allgegenwärtig, daher ist es schwierig, sich eine Welt ohne sie vorzustellen. Für Kinder und Jugendliche sind elektronische Spiele eine großartige Unterhaltung. Für die Eltern sind sie jedoch oft beunruhigend. Wichtig ist zu wissen, dass sie Schaden anrichten können und mit bewusstem Konsum auch Vorteile bei der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bieten können. Besonders Kinder und Jugendliche, die in ein fremdes Land migrieren, laufen oft Gefahr, zu viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen, weil sie kein Umfeld und Freunde haben.
Vorteile von Videospielen
Die technologische Revolution brachte immer mehr realistische Elemente in die Spiele, die Realität und Fiktion miteinander vermischten. Neuere Studien zeigen, dass Spiele Gehirnverbindungen verändern können. Gesicherte Erkenntnisse gibt es mangels ausreichender Datenmengen aber noch nicht, um daraus einen Schluss abzuleiten, der den gesamten Nutzen und Schaden für den menschlichen Körper darlegt.
Verbessert die Bewegungskoordination
Obwohl die Hauptfunktion von Spielen Unterhaltung ist, gelten sie als großartige Helfer bei der Entwicklung wichtiger Fähigkeiten. Das liegt daran, dass sie Regeln, komplexe Informationen und die Notwendigkeit eines schnellen Denkens erfordern.
Zum Beispiel erfordern diejenigen, die auf Action basieren, von den Spielern sehr hohe motorische und visuelle Fähigkeiten. Sie können dabei helfen, bestimmte Fertigkeiten zu trainieren, die man im Alltag benötigt, beispielsweise beim Fahren von Fahrzeugen. Ähnliches gilt für visuelle, bildliche Anreize, die einem dabei helfen können, Musikinstrumente schneller zu erlernen. Insgesamt gilt: das Spielen kann ein Lernprozess sein, mit dem man bestimmte Fähigkeiten unbewusst aufnimmt, antrainiert und an anderen Stellen einsetzt.
Hilft logisches Denken
Die meisten elektronischen Spiele erfordern ein hohes Maß an Konzentration von Spielern und erfordern daher eine schnelle Entscheidungsfindung. Zum Beispiel erfordert ein Fifa-Spiel konstante Konzentration, da der Spieler den Ball nicht verpassen darf. Und weil es in vielen Spielen inzwischen Spiele-Währungen gibt, beispielsweise FIFA Coins, wird die Konzentration noch mehr gefordert, weil es „um mehr als nur Spielen“ geht, nämlich um Etwas, dass auch kostet. Mithin wird trainiert, Druck und Stress zu bewältigen, bessere Entscheidungen zu treffen.
Dieses Training kann Menschen in jedem Alter helfen. Diese Vorteile wird auch zunehmend in der Wissenschaft anerkannt und bewusstes Spielen als Lehrinhalt eingesetzt – in Schulen genauso wie im Berufsleben. Unstreitig ist, dass spielerisches Erlernen leichter fällt und die Lernmotivation anregt.
Entwickelt Frustrationstoleranzfähigkeiten
Ein weiterer Vorteil: Normalerweise wissen Kinder und Jugendliche nicht genau, wie sie mit ihren Frustrationen umgehen sollen, oder zeigen angesichts der Enttäuschungen, die sie erleben, wenig Toleranz — sei es in Spielen oder im wirklichen Leben. In diesem Sinne können Verluste, die in Spielen oft auftreten, dazu beitragen, besser damit umzugehen.
Deshalb werden Spiele auch strategisch eingesetzt, um die Art und Weise zu verbessern, wie junge Menschen mit Frustration mit Emotionen umgehen. Darüber hinaus helfen sie das Gewinnen, das Verlieren, den Umgang damit und das Spielen nach Regeln, weil Videospiele in der Regel strikte Regeln vorgeben, die nicht verhandelbar sind. So lernen Kinder, dass Verlieren Teil des Spiels ist und dass man wie im Leben von vorne anfangen kann.
Für migrierte Kinder können Videospiele nicht nur ein Zeitvertreib sein, sondern auch eine Plattform zum Sprachenlernen. Der Spielemarkt bietet immer mehr Spiele, die Sprachbasiert sind. Um sich in der virtuellen Welt zurechtzufinden muss man die Sprache können. Mit etwas Selbstdisziplin und einem Wörterbuch kann man nicht nur das Spiel bestehen, sondern auch seine sprachlichen Fähigkeiten. Hinzu kommt, dass immer mehr Spiele interaktiv sind und man online mit anderen in Echtzeit spielt. Auch dies kann die Vernetzung mit anderen Menschen und Sprachen fördern.
Abhängigkeit verhindern
Allen Vorteilen zum Trotz, ist das Spielen vor dem Bildschirm nicht immer gut. Nämlich dann, wenn man die Zeit nicht im Blick hat und zu lange spielt. Es ist immer wichtig, die richtige Mischung zwischen Bildschirmzeit und Freizeit im Freien zu finden. Zu viel Medienkonsum kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Bewegung hat. Auch wenn damit einige Fähigkeiten trainiert werden, so sitzt man doch in der Regel regungslos auf der Couch.
Tut man das täglich viele Stunden, ist das nicht gut für die körperliche Entwicklung. Auch den Augen tut man keinen Gefallen, wenn sie über viele Stunden auf ein Bildschirm starren müssen. Zudem werden durch zu langes Spielen nicht nur Fähigkeiten antrainiert, sondern auch ab. Wird ein Kind ständig von einem Spiel unterhalten, verliert es die Fähigkeit, seine Zeit ohne Videospiele zu vertreiben, zu fantasieren, zu entdecken, zu erkunden usw.
Zeit zu spielen?
Ein weiteres Problem ist die Zeit. Vor dem Bildschirm spielen kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die bei anderen Aktivitäten fehlt. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Schule vermutlich eines der wichtigsten Faktoren. Auch nach der Schule müssen Hausaufgaben gemacht und für Prüfungen gelernt werden. Hat man sich in ein Videospiel vertieft und kann an nichts anderes mehr denken, können viele Stunden vergeudet werden, die man eigentlich für die Schule hätte gebrauchen können.
Eltern wird geraten, keine Verbote auszustellen, sondern Spielzeiten immer mit dem Kind auszuhandeln und ihm die Gründe dafür zu erklären. Das erlaubt Eltern nicht nur eine bessere Kontrolle, sondern gibt auch dem Kind das Gefühl, nicht bevormundet, sondern mit entschieden zu haben. Selbst mit aufgesetzte Regeln zu befolgen fällt Kindern einfacher als diktierte Regeln, die sie nicht verstehen.
Ein Vorbild sein
Eltern können ihre Kinder bei der Einhaltung von Regeln auch damit unterstützen, indem sie ihnen ein gutes Vorbild sind. Wenn Eltern selbst mehrere Stunden am Tag spielen, werden Kinder es schwieriger haben, ihre Spielezeiten einzuhalten. Deshalb: Eltern sollten sich nicht nur um die Spielzeit ihrer Kinder kümmern, sondern auch um sich selbst. Dazu gehört es auch, die Freizeit sinnvoll und abwechslungsreich zu gestalten, damit die Kinder etwas zum Abgucken haben. (em) Panorama
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