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Schulweg (Symbolfoto) © 123rf.com

Bildung & Teilhabe

Geflüchtete Kinder an deutschen Schulen

Menschen, die aus Angst vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland kommen, steigt. Mit ihnen auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder. Das stellt das Bildungssystem vor einer Herausforderung.

Donnerstag, 04.05.2023, 0:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 06.05.2023, 13:32 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Als Reaktion auf Flüchtlingsbewegungen in Richtung Deutschland stehen Lehrer und Schulen vor der Herausforderung, tausende schulpflichtige Kinder in das deutsche Bildungssystem zu integrieren. Die Schulen stehen in der Pflicht, die Bedürfnisse von Flüchtlingen zu erfüllen und die bestehenden Lehrpläne und Strukturen zu ergänzen.

Da dieses Thema Schulen bundesweit betrifft, wird die Arbeit von Pädagogen mit Flüchtlingskindern in Schulen immer wichtiger. Im Folgenden sollen verschiedene Maßnahmen aufgezeigt werden, die deutsche Schulen in den letzten Jahren zur Unterrichtung von Flüchtlingen unternommen haben. Außerdem wird erläutert, welche Unterstützung es für Schulen und Lehrpersonal gibt.

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Unterstützung für Schulen und Lehrkräften

Schulen, an denen neu zugewanderte Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, können auf eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten zurückgreifen, um ihre Lehrkräfte auf die besonderen Herausforderungen im Unterricht vorzubereiten.

Didaktisches Material und Handreichungen

Es gibt immer mehr Anbieter von Lehrbüchern und Lernmaterialien, die speziell für den Unterricht mit Deutsch als Zweitsprache entwickelt wurden. Diese Materialien bieten eine Fülle von Aufgaben und Übungen, die den unterschiedlichen Lernständen und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden. Es gibt zudem spezialisierte Internetportale, auf denen sich relevante Bücher online verkaufen und kaufen lassen.

Fortbildungen und Fachtagungen

Fortbildungen zum Thema Deutsch als Zweitsprache bieten den Lehrkräften die Möglichkeit, sich gezielt mit den sprachlichen Anforderungen auseinanderzusetzen und ihre Kompetenzen zu erweitern. Zusätzlich gibt es spezielle Fortbildungen, die sich auf die pädagogischen und interkulturellen Aspekte des Unterrichts mit neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern konzentrieren. Außerdem bieten Fachtagungen eine wertvolle Möglichkeit, sich mit anderen Akteuren in diesem Bereich auszutauschen und zu vernetzen.

Aufstockung des pädagogischen Personals

Eine Aufstockung des pädagogischen Personals stellt einen wichtigen Baustein dar. In einigen Bundesländern gibt es bereits Pläne, wie zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer sowie weiteres Personal an die Schulen kommen können. Zum Beispiel wurden geflüchtete Lehrerinnen aus der Ukraine zu einer Bewerbung ermutigt. Bei entsprechender Eignung sollen die Frauen unbürokratisch aufgenommen werden. Zudem gibt es Programme, die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für den Schuldienst qualifizieren oder spezielle Fortbildungsangebote für das Sprachenlernen im Unterricht anbieten.

Beratung

Beratungsangebote werden von unterschiedlichen Akteuren angeboten. Ministerien, Schulämter, der Schulpsychologische Dienst sowie speziell im Bereich Migration arbeitende Institutionen sind dabei eingebunden. Die Kultusministerien sind oft für die Organisation der Vernetzung von Lehrkräften zuständig, während Lehrkräfte in den Schulen selbst als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Beratungsaufgaben übernehmen können.

Eine besonders hilfreiche Form stellt dabei die Supervision für Einzelne und Gruppen dar.  Dadurch sollen Lehrkräfte unterstützt werden, um mit den komplexen Anforderungen, die mit der Arbeit mit neu zugewanderten Familien einhergehen, besser umgehen zu können.

Schulmodelle für geflüchtete Kinder und Jugendliche

Für geflüchtete Kinder und Jugendliche gibt es in Deutschland verschiedene Schulmodelle, die darauf abzielen, ihnen durch eine gezielte Förderung den Einstieg ins deutsche Schulsystem zu erleichtern. Diese Modelle sind in allen Bundesländern unterschiedlich und variieren je nach Bedarf und Verfügbarkeit.

Das submersive Modell

Eine Regelklasse im submersiven Modell nimmt neu zugewanderte Kinder und Jugendliche ab ihrem ersten Schultag auf.

Das integrative Modell

Das integrative Modell beinhaltet Regelklassen, welche neu zugewanderte Kinder und Jugendliche ab dem ersten Schultag aufnehmen. Zusätzlich nehmen die Kinder und Jugendlichen an sprachlichen Förderangeboten teil, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und ihre Integration in das Schulsystem zu unterstützen.

Teilintegrativen Modell

Im teilintegrativen Modell werden neu zugewanderte Kinder und Jugendliche in einer getrennten Klasse unterrichtet, allerdings werden sie für bestimmte Fächer mit den Regelklassen zusammengeführt.

Parallele Modell

Das parallele Modell steht für den Unterricht in Klassen mit ausschließlich neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen. Diese Klassen werden für eine bestimmte Dauer neben den Regelklassen geführt.

Parallele Modell Schulabschluss

Beim parallelen Modell Schulabschluss werden spezielle Klassen ausschließlich für neu zugewanderte Jugendliche eingerichtet. Ziel ist es, einen Schulabschluss zu erlangen.

Diese Modelle variieren je nach Alter und Schuljahrgangsstufe der Kinder und Jugendlichen sowie der geografischen Lage ihrer Wohnorte.

Welches Modell an Grundschulen?

In deutschen Grundschulen werden alle Schülerinnen und Schüler dazu befähigt, das Lesen und Schreiben der deutschen Sprache zu erlernen, unabhängig von ihrer Herkunftssprache. Dies gilt auch für Kinder mit Deutsch als Erst- oder Zweitsprache sowie für neu zugewanderte Kinder. Doch während die Sprachkompetenzen im gesprochenen Deutsch bei diesen Gruppen differieren, sind alle Kinder in der Schriftsprache Lernanfängerinnen und -anfänger. Aus diesem Grund ist das submersive Modell eine häufig angewandte Form in Grundschulen für neu zugewanderte Kinder.

Kunsttherapie an Grundschulen

Viele der Kinder und Jugendlichen kommen mit traumatischen Erlebnissen im Gepäck und haben Schwierigkeiten, sich in den Unterricht zu integrieren. Auch die Corona-Pandemie hat Kindern mit Migrationshintergrund sehr getroffen. In diesem Kontext hat sich die kunsttherapeutische Förderung als äußerst hilfreich erwiesen. Durch die kreative Arbeit an verschiedenen Materialien und Techniken können die Schülerinnen und Schüler auf spielerische Weise ihre negativen Erfahrungen verarbeiten und so ihre seelischen Wunden heilen. Gleichzeitig werden ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten gefördert, was wiederum eine positive Auswirkung auf ihre schulischen Leistungen hat.

Modell an weiterführenden Schulen

Die Schulmodelle für Geflüchtete an weiterführenden Schulen in Deutschland sind vielfältig und variieren je nach Bundesland und Schulform. Das submersive Modell, das in der Primarstufe angewendet wird, findet in der Sekundarstufe keine systematische Anwendung mehr. Stattdessen setzen einige Bundesländer auf das integrative Modell, das ähnlich wie in der Grundschule eine Förderung in der Regelklasse vorsieht. Allerdings unterscheidet sich der Stundenumfang der Förderung zwischen den Bundesländern und auch zwischen den Schulen aufgrund der unterschiedlichen Ressourcen.

Im teilintegrativen Modell gibt es aufgrund der größeren Fächervielfalt in der Sekundarstufe Unterschiede bezüglich der Fächer, in denen die Kinder frühzeitig am Unterricht der Regelklasse teilnehmen können. Die Linksfraktion fordert allerdings, Flüchtlinge gemeinsam mit anderen Kindern zu unterrichten, da sich hier der Erfolg schneller einstellt.

Zahlen und Fakten

Die aktuellen Zahlen der Flüchtlinge nach Deutschland zeigen eine signifikante Zunahme im Vergleich zum Vorjahr. Im bisherigen Berichtsjahr 2023 wurden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge insgesamt 80.978 Erstanträge entgegengenommen, was einer Steigerung von 80,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet. Die Staatsangehörigkeiten, die am stärksten vertreten waren, waren Syrien mit 22.702 Erstanträgen, gefolgt von Afghanistan mit 15.980 Erstanträgen und der Türkei mit 10.267 Erstanträgen.

Fazit:

Insgesamt ist die Bildung von Flüchtlingen an deutschen Schulen sicherlich keine leichte Aufgabe, jedoch eine Notwendigkeit, da die Schülerzahlen durch die Migrationsbewegung aus Richtung Ukraine steigen. Deutschland muss diesen Kindern und Jugendlichen eine Perspektive bieten und gleichzeitig der Verantwortung als gastgebendes Land gerecht werden.

Um diesen Kindern und Jugendlichen eine Chance auf Bildung und damit auch Teilhabe an der Gesellschaft zu geben, ist es unerlässlich, sie bestmöglich zu unterstützen. Dazu gehört nicht nur eine gute Sprachförderung, sondern auch eine individuelle Betreuung, die auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt ist. Entscheidend ist dabei auch, dass sie in ihrer Lebenswelt Sicherheit und Stabilität erfahren und nicht mit dem Gefühl von Armut und Ausgrenzung konfrontiert werden. (bg) Panorama

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