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Koch im Restaurant (Symbolfoto) © Louis Hansel on Unsplash

Türkisch, Italienisch, Asiatisch

Bereicherung der Esskultur in Deutschland durch Migration

Leckere Gerichte aus aller Herren Länder sind vom Alltag heute nicht mehr wegzudenken - sei es die Pizza oder der Döner. Doch war dies nicht immer so.

Montag, 15.08.2022, 0:41 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 15.08.2022, 12:46 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Tapas, Bouillabaisse, Pizza, Curry oder Döner: Gerichte aus aller Herren Länder gehören mittlerweile zum deutschen Alltag. Vor allem deutsche Großstädte sind durch eine kulinarische Vielfalt geprägt, die ihresgleichen sucht. Doch war dies nicht immer so. Bevor die ersten „Gastarbeiter“ nach Deutschland einreisten, standen vornehmlich Kartoffeln, Kohl und Speck auf dem Speiseplan. Ab den 1950er-Jahren sollte sich dies jedoch ändern. Mit dem Wirtschaftswunder brach auch ein neues Zeitalter voller kulinarischer Entdeckungen an.

Wie alles begann

1952 öffnete Deutschlands erste Pizzeria ihre Türen. Die Blaue Grotte in Würzburg gibt es bis heute – mittlerweile ist das Restaurant zu einer wahren Legende geworden. Zunächst erfuhr die Pizzeria einen regelrechten Ansturm durch die in der Bundesrepublik stationierten GIs. Nach und nach fanden auch die Deutschen immer mehr Gefallen an Pizza und Nudeln. Infolge des deutsch-italienischen Abkommens zur Anwerbung von Arbeitnehmern kamen ab 1955 zahlreiche italienische Familien nach Deutschland. Viele von ihnen eröffneten ein eigenes Lokal und servierten die typischen Gerichte ihrer Heimat.

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Nicht nur Spaghetti und Pizza, sondern auch Mozzarella und Basilikum wurden zu echten Favoriten. Wo der Deutsche noch mit Butter und Schmalz kochte, kam beim Italiener hochwertiges Olivenöl auf den Tisch. Die kulinarische Landschaft Deutschlands hatte sich für immer verändert.

Der Aufstieg der ausländischen Gastronomen

So richtig beliebt wurden fremde Küchen in Deutschland erst ab den 1970er-Jahren. Zu diesem Zeitpunkt waren neben den Italienern Menschen aus vielen weiteren Ländern nach Deutschland eingewandert. Dank dieser Einwanderer entdeckten die Deutschen Gemüsesorten wie Zucchini oder Süßspeisen wie Baklava. Die Wirtschaftskrise der 70er-Jahre führte zu einem vorübergehenden Anwerbestopp für ausländische Arbeitskräfte. Viele der bereits in Deutschland lebenden Ausländer machten sich nun selbstständig und gründeten Gaststätten.

Die bodenständige deutsche Gastronomie sah sich von allen Seiten attackiert. Vor allem jüngere Leute sagten deutschen Gerichten den Kampf an und probierten lieber exotische Kost. Nach und nach etablierten sich auch ausländische Snacks wie Falafel oder Döner. Hatten die Deutschen früher noch ein Schinkenbrot zum Imbiss genossen, zeigten sich viele ab den 1970er-Jahren deutlich experimentierfreudiger.

Auch die Verfügbarkeit bestimmter Zutaten veränderte sich mit der Einwanderung. So hatten die angeworbenen ausländischen Fachkräfte Olivenöl beispielsweise noch in der Apotheke kaufen müssen. Mit der Zeit begannen sie, Olivenöl ebenso wie andere Zutaten aus ihren Heimatländern nach Deutschland zu importieren – ein Unterfangen, das sich als äußerst lukrativ erweisen sollte.

Welche Landesküchen sind in Deutschland am beliebtesten?

Die italienische Küche ist in Deutschland nach wie vor am beliebtesten. Ob ein Stück Pizza zwischendurch, ein Teller Spaghetti zum Mittagessen oder eine Portion Tiramisu zum Nachtisch: Italienische Traditionen haben sich schon längst in der Bundesrepublik eingebürgert. Großer Beliebtheit erfreut sich auch die türkische Küche. Vor allem der Döner hat sich in ganz Deutschland etablieren können. Jetzt kann man bei den meisten Lieferdiensten zu jeder Tageszeit ein leckeres Fladenbrot mit einer üppigen Füllung bestellen. Selbst für kleine Betriebe lohnt sich die Lieferung landestypischer Speisen dank Kassensystemen mit TSE und Co.

Asiatische Küchenrichtungen haben ebenfalls viele Anhänger. Eine besondere Bedeutung kommt der Fusionsküche zu, die verschiedene Landesküchen des asiatischen Raums vereint. Doch damit ist nicht genug, denn die Deutschen sind in puncto exotisches Essen so richtig auf den Geschmack gekommen. Vor allem afrikanische Spezialitäten sind auf dem Vormarsch.

Die Migration ist eng mit den Veränderungen der deutschen Essgewohnheiten verknüpft. Was vor 70 Jahren noch unvorstellbar gewesen wäre, gehört mittlerweile zum Alltag. Wir bestellen wie selbstverständlich Pizza und Döner, ohne uns weiter Gedanken darüber zu machen. Die vielen Migrantinnen und Migranten aus fremden Ländern haben uns beigebracht, wie man ungewöhnliche Zutaten zu herrlich aromatischen Leckereien verarbeiten kann. Und das Beste daran: Freundschaft und Integration gehen eindeutig durch den Magen. (dd)

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