Antisemitismus, Tafel, Kreide, Judenfeindlichkeit, Rassismus
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Kultusministerkonferenz

Schulen sollen stärker gegen Antisemitismus vorgehen

Auf dem Schulhof wird „Jude“ als Schimpfwort benutzt, ein Schulkind fragt, wann Juden das Blut der Christenkinder trinken: Beispiele für Antisemitismus und Vorurteile aus jüngster Zeit. Die Bildungsminister wollen nun stärker gegensteuern.

Montag, 14.06.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 13.06.2021, 14:32 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Bekämpfung des Antisemitismus soll an den Schulen in Deutschland verstärkt werden. Dazu haben die Kultusministerkonferenz der Bundesländer (KMK), der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten eine gemeinsame Empfehlung beschlossen. Diese mache klar, „Antisemitismus wird nicht geduldet und darf nicht ohne Folgen bleiben“, sagte die KMK-Präsidentin und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Freitag bei der Vorstellung der Empfehlung. Ziel sei unter anderem, Wissen zu vermitteln und über Wurzeln und Ausprägung von Antisemitismus aufzuklären.

„Antisemitismus ist eine ernste Gefahr für offene, freiheitlich-demokratische und rechtsstaatliche Gesellschaften“, heißt es in der Empfehlung: „Jede und jeder Einzelne ist herausgefordert, Antisemitismus zu benennen und ihm entschieden entgegenzutreten.“ Insbesondere der Schule mit ihrem Auftrag, Kinder und Jugendliche zu Mündigkeit und Verantwortungsbewusstsein zu erziehen, komme eine besondere Bedeutung und Verantwortung zu. Neben einer ausführlichen Definition von Antisemitismus enthält die Empfehlung auch Hinweise zum Umgang mit Vorfällen und zur Weiterbildung.

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Schlüsselrolle für Schulen

„Die Schulen spielen im Kampf gegen den Antisemitismus eine Schlüsselrolle“, betonte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Es sei wichtig, dass Lehrkräfte Antisemitismus erkennen und angemessen reagieren können. Vorfälle auf Schulhöfen seien zwar glücklicherweise nicht alltäglich, sagte Schuster. Es gebe jedoch auch problematische Bereiche. In den Schulen müssten zudem jüdisches Leben, jüdische Geschichte und Kultur vor und nach dem Nationalsozialismus stärker thematisiert werden, sagte Schuster. Jüdische Menschen kämen vor allem als Opfergruppe der Zeit zwischen 1933 und 1945 im Unterricht vor.

Kein Kind werde als Antisemit geboren, sagte Schuster. Auf dem Weg dahin müsse es Fehlentwicklungen gegeben haben. Schulen komme beim Gegensteuern eine besondere Verantwortung zu. „Daher sind unsere Anforderungen und Erwartungen an die Lehrkräfte hoch“, betonte Schuster: „Doch wir wollen sie damit nicht alleine lassen.“ Mit der neuen Empfehlung hätten sie nun eine Leitlinie zum Umgang mit Antisemitismus zur Hand. Lehrkräfte bräuchten viel Expertise, um gegen Judenhass vorgehen zu können. Dies müsse auch Teil der Lehrerausbildung an den Hochschulen werden.

Klein: Verzerrtes Israel-Bild in Schulbüchern

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, betonte, es sei „nötiger denn je, deutlich zu machen, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz hat“. In Schulbüchern werde zum Teil auch ein verzerrtes Bild der Gegenwart in Israel vermittelt, kritisierte Klein. Auch dies müsse geändert werden. Er sei zuversichtlich, dass die nun beschlossene Empfehlung ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Antisemitismus sei. Nun müsse sie auch in der Praxis umgesetzt werden.

Alle schulischen Akteure von Lehrkräften über, Eltern, Schülerinnen und Schüler bis hin zu Bildungsverwaltungen und Politik seien gefordert zu handeln, betonte Ernst. Der Umgang mit Antisemitismus bleibe eine Herausforderung „für uns alle“. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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