
Binnenmigration
Abwanderung der Bevölkerung vom Land in die Städte
Neben den globalen Migrationsbewegungen entwickelt sich auch die Binnenmigration zunehmend zu einer Herausforderung. Die Auswirkungen von Umzügen vom Land in die Städte hat viele negative Auswirkungen.
Donnerstag, 17.12.2020, 0:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22.12.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 3 Minuten | Drucken
Wenn man an Migration denkt, denkt man fast automatisch an Einwanderung aus dem Ausland. Allerdings spielt die Binnenmigration auch immer stärker eine Rolle – etwa die Abwanderung der Bevölkerung von ländlichen Gebieten in die Städte. Unter Binnenmigration versteht man die Wanderung einer einzelnen Person oder einer Personengruppe innerhalb eines Landes. Manchmal werden auch Migrationsbewegungen innerhalb eines Kontinents zum Beispiel innerhalb der Europäischen Union als Binnenmigration bezeichnet. Im Folgenden soll es aber um die Migration innerhalb eines Landes und seinen Folgen gehen.
Demografische Veränderungen
Vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren zieht es vermehrt vom Land die in die Stadt. Personen höheren Alters wandern dagegen seltener aus dem ländlichen Bereich in die Stadt. Die Stadt bietet als Wohn- und Lebensort viele Vorteile für die jüngere Generation. So werden sie zum Beispiel durch ein höheres Lohnniveau und ein größeres und vielfältigeres kulturelles Angebot in die Stadt gezogen.
Auch das Angebot an Jobs und Karrieremöglichkeiten ist in der Stadt größer als auf dem Land und lockt daher viele junge Menschen an. Dafür wird ein Umzug gerne in Kauf genommen. Mit Umzugshelfern ist der Umzug in die Stadt schnell und mühelos bewerkstelligt. Dies führt dazu, dass das durchschnittliche Alter der Bevölkerung auf dem Land immer größer wird und immer weniger junge Menschen auf dem Land leben.
Gründe für die Binnenmigration
Neben einem größeren und vielfältigeren Angebot an Arbeitsplätzen und besseren Arbeitsbedingungen zieht es auch immer mehr junge Leute aufgrund besserer Bildungsmöglichkeiten in die Städte. Ein Großteil der jungen Menschen zieht für das Studium an einer Universität oder einer Fachhochschule in die Stadt. Junge Familien fühlen sich von dem vielseitigen und oftmals flexiblen Angebot für ihre Kinder angezogen. In der Stadt können sie zwischen verschiedenen Kitas und Grundschulen wählen. Auch die Wege zu den Bildungseinrichtungen für Kinder sind in der Stadt meistens kürzer als auf dem Land.
Und auch was die Freizeitgestaltung betrifft, bietet die Stadt eine größere und vielfältigere Auswahl als das Land. Dies wird unter anderem ermöglicht durch eine bessere Infrastruktur der Stadt. Ein gut ausgebautes Straßennetz und die Möglichkeit S-Bahn und U-Bahn oder Busse nutzen zu können, zieht ebenfalls vermehrt jungen Menschen vom Land in die Stadt.
Viele Menschen, die auf dem Land groß geworden sind und das Leben im Dorf, in dem jeder jeden kennt und über fast alles Bescheid weiß, kennengelernt haben, fühlen sich von der größeren Anonymität der Großstadt angezogen. Für diese Personen kann es Entspannung und Freiheit bedeuten, wenn sie in einer großen Stadt leben, in der man in der Masse untergehen kann und sich der Nachbar, den man vielleicht noch nicht einmal persönlich kennengelernt hat, nicht darum kümmert, wie man sein Leben lebt oder wen man trifft.
Negative Folgen der Binnenmigration
Die Binnenmigration hat vielfältige Auswirkungen auf die Wirtschaft, Demografie und auch auf die Infrastruktur. Es fehlen immer mehr junge Leute, die den ländlichen Raum bewohnen und die Versorgung der älteren Personen, die auf dem Land bleiben, sicherstellen. Studien belegen sogar Auswirkungen auf die Politik. Rechtsextreme Parteien sind einer jüngsten Erhebung zufolge dort am stärksten, wo die meisten Abwanderungen innerhalb des Landes verzeichnet werden.
Die Abwanderung der jüngeren Generation in die Stadt führt außerdem zu einer Verschlechterung der Infrastruktur des ländlichen Raums. Nicht nur das kulturelle Angebot verringert sich, auch für Ärztinnen wird es durch die Abwanderung der Bevölkerung immer unattraktiver, eine Arztpraxis auf dem Land zu führen. (dd)
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