Religionsvertreter

Dialog beugt gesellschaftlicher Spaltung vor

Angesichts von Hass und Terror stärkt der Dialog zwischen den Religionen den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Das meinen nicht nur Juden, Christen und Muslime, sondern auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung.

Jüdische, muslimische und christliche Religionsvertreter haben die Bedeutung des Dialogs zwischen den Religionen für die Gesellschaft betont. In Zeiten, in denen Religion und Glauben für Ausgrenzung und Spaltung bis hin zu Krieg und Terrorismus instrumentalisiert würden, hätten Religionsgemeinschaften eine gemeinsame Pflicht, sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen, sagte der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier am Dienstag in einer Online-Diskussion. Meier ist in der Deutschen Bischofskonferenz zuständig für den interreligiösen Dialog.

An der Diskussion nahmen neben Meier die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Annette Widmann-Mauz (CDU), die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Burhan Kesici, und der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, teil. Die von der Eugen-Biser-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung organisierte Veranstaltung widmete sich dem „Beitrag von Dialogbeauftragten der Religionsgemeinschaften und Vertretern gemischtkonfessioneller Dialogprojekte für ein gelingendes Zusammenleben“.

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Widmann-Mauz sagte, der interreligiöse Dialog diene als Prävention für gesellschaftliche Spaltung. Als Integrationsbeauftragte wolle sie Zusammenhalt fördern. Die Staatsministerin betonte die große Integrationskraft der Religionsgemeinschaften.

Dialog ist keine Mission

Der Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime, Kesici, sagte, es sei wichtig, dass es beim interreligiösen Dialog nicht um theologische Diskussionen ginge, die oft nicht weiterführten, sondern vor allem um gesellschaftliche Themen und die Frage, wie man miteinander leben könne. Der Dialog bedeute keine Mission. Die Hamburger Bischöfin Fehrs betonte, es gehe beim Gespräch zwischen den Religionen vor allem auch ums Zuhören.

Der Vizepräsident vom Zentralrat der Juden, Lehrer, erklärte, für ihn habe der interreligiöse Dialog zwei Dimensionen. Zum einen könnten religiöse Spitzenvertreter ein Beispiel geben, wenn sie sich über Themen wie Antisemitismus austauschten. Zum anderen sei es wichtig, den Dialog an der Basis zu stärken und dafür zu sorgen, dass etwa Kinder und Jugendliche verschiedener Religionsgemeinschaften ins Gespräch kämen.

„Weißt du, wer ich bin?“

Im Zentrum der Online-Veranstaltung stand der Austausch über Best-Practice-Beispiele der interreligiösen Dialogarbeit, darunter das von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) zusammen mit jüdischen und muslimischen Partnern initiierte Projekt „Weißt du, wer ich bin?“ und die Drei-Religionen-Schule im Bistum Osnabrück.

Die Drei-Religionen-Schule wurde im Jahr 2012 gegründet. Sie ist eine Grundschule, die als Lern- und Lebensgemeinschaft von Schülern, Müttern und Vätern, Lehrkräften und Mitarbeitern konzipiert ist. Über Feste, Projekttage und im alltäglichen Zusammenleben erfahren die Kinder eine authentische Praxis der ihnen erst fremden Religionen ihrer Mitschüler. Die gesamtgesellschaftliche Relevanz eines solchen Dialogs lasse sich ganz konkret anhand solcher Beispiele ablesen, sagte der Augsburger Bischof Meier. „Es geht nicht nur darum, miteinander zu reden, sondern gemeinsam zu handeln.“ (epd/mig)