Deutscher Buchpreis für Anne Weber

Roman über Retterin zweier jüdischer Jugendlicher ausgezeichnet

„Annette, ein Heldinnenepos“ handelt von der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir. Sie rettete zweie jüdische Jugendliche. Für ihren Roman erhielt Anne Weber den Deutschen Buchpreis. Wenn sie nicht schreibt, engagiert sich die 96-Jährige mit Vorträgen an Schulen gegen Rassismus.

Anne Weber hat den Deutschen Buchpreis erhalten. Die Jury vergab die Auszeichnung am Montagabend in Frankfurt am Main für den Roman „Annette, ein Heldinnenepos“. Die 55-Jährige hat darin die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einer literarischen Erzählung verarbeitet.

Beaumanoir wurde 1923 in der Bretagne geboren, war schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance und wurde zur Retterin zweier jüdischer Jugendlicher. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Neurophysiologin in Marseille. Wegen ihres Engagements aufseiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung wurde Beaumanoir 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Bis heute engagiert sich die 96-Jährige vornehmlich mit Vorträgen an Schulen gegen Nationalismus, Rassismus und religiösen Fanatismus.

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Roman über Freiheitskampf

Die Verlegerin und Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, würdigte „Annette, ein Heldinnenepos“ als einen Roman über „Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit“. Die Autorin erzähle eine „Geschichte voller Härten“ mit feiner Ironie. „Die Kraft von Anne Webers Erzählung kann sich mit der Kraft ihrer Heldin messen“, sagte Schmidt-Friderichs. Es sei atemberaubend, wie frisch die alte Form des Epos klinge.

Die in Paris lebende Anne Weber wurde in Offenbach geboren. Zurzeit ist sie Stadtschreiberin im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim. Sie ist als Autorin und Übersetzerin tätig und schreibt selbst sowohl in deutscher wie in französischer Sprache.

Frankfurter Buchmesse diesmal digital

Die Buchpreis-Verleihung bildet traditionell den Auftakt zur Frankfurter Buchmesse, die am Mittwoch beginnt. Der fünftägige Branchentreff findet wegen der Corona-Pandemie weitgehend digital statt. Auch zur Buchpreisververleihung am Montag waren keine Gäste im Frankfurter Römer zugelassen.

Aus 206 Werken hatte die Jury sechs Romane für die Endauswahl zum Buchpreis bestimmt. Neben „Annette, ein Heldinnenepos“ waren „Serpentinen“ von Bov Bjerg, „Aus der Zuckerfabrik“ von Dorothee Elmiger, „Herzfaden“ von Thomas Hettche, „Streulicht“ von Deniz Ohde und „Die Dame mit der bemalten Hand“ von Christine Wunnicke nominiert.

An wen der Deutsche Buchpreis geht, erfahren die Nominierten jeweils erst am Abend der Preisverleihung. Der Preisträger erhält 25.000 Euro, die fünf Finalisten jeweils 2.500 Euro. Den Deutschen Buchpreis 2019 hatte Sasa Stanisic für seinen Roman „Herkunft“ bekommen. (epd/mig)