Mubarak-Moment

Araber vergleichen Trump mit gefallenen Diktatoren

Trump reagiert auf die Massenproteste in den USA mit einer Mischung aus Machtgebaren und wirren Beschuldigungen. Arabische Satiriker fühlen sich an alte Zeiten erinnert.

Die Art und Weise, wie US-Präsident Donald Trump mit den Demonstrationen in seinem Land umgeht, erinnert arabische Satiriker an einstige Diktatoren in der arabischen Welt. Das hat in Trumps Amtszeit fast schon Tradition: Schon vor seiner Wahl hatte der ägyptische Satiriker Bassem Youssef gespottet: Der Nahe Osten sei mit seinen Staatschefs viel effektiver als der Westen. Denn es brauche nur einige Panzer und eine TV-Ansprache, schon habe man einen Präsidenten auf Lebenszeit. In den USA wiederum würden bei einer vierjährigen Amtszeit Millionen Dollar für Wahlkämpfe ausgegeben – und am Ende werde es doch Donald Trump.

Nun ist Trump kein Diktator, aber er gefällt sich durchaus in Posen, die auch die arabischen Langzeitmachthaber zu Propagandazwecken eingenommen haben. Über Twitter verbreiteten sich jüngst beispielsweise Fotos von Trumps Kurzbesuch der Saint John’s Episcopal Kirche in Washington am Montag. Sicherheitskräfte hatten Tränengas eingesetzt, um vorher die Demonstranten vor dem Weißen Haus zu vertreiben. Für Fotografen hielt der Präsident eine Bibel in die Höhe.

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Satirische Vergleiche

Arabische Beobachter twitterten kurz darauf Bilder des irakischen Despoten Saddam Hussein, der bei seinem Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit den Koran hält. Der Diktator hatte sich schon zuvor immer wieder als besonders gottesgläubig inszeniert: Nach der Niederlage seiner Truppen 1991 in Kuwait veranlasste er die Beschriftung der irakischen Fahne mit den Worten „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“). Einige Jahre später ließ er eine Koran-Kopie mit seinem eigenen Blut schreiben.

Die Wutreden Trumps über Twitter verleiten ebenfalls zu satirischen Vergleichen. Der aus dem Libanon stammende Satiriker Karl Sharro alias Karl ReMarks veröffentlichte einen Tweet mit Bild von Saddam Husseins Informationsminister Mohammed Said al-Sahhaf und darunter den Text: „Alles ist gut“.

Trumps Ende

Al-Sahhaf wurde zu Zeiten des Irakkriegs 2003 unter dem Spitznamen „Comical Ali“ bekannt, weil er die unmittelbar bevorstehende Niederlage auf ungewollt komische Art abgestritten hat. Den Vormarsch der US-Truppen leugnete er und beschrieb die Lage dabei so: „Die Ungläubigen begehen zu Hunderten Selbstmord vor den Toren Bagdads.“

Einige Satiriker sehen derzeit gar das politische Ende Trumps nahe und vergleichen seine zum Teil verwirrenden Äußerungen mit der berühmten „Zanga Zanga“-Rede von Libyens Muammar al-Gaddafi. Vor seinem Sturz hatte der selbst ernannte Revolutionsführer in einer Ansprache die libyschen Demonstranten als „Kakerlaken“ beschimpft und angekündigt, das Land zu „säubern“ und zwar Zoll für Zoll (schibr schibr), Wohnung für Wohnung (beit beit), Haus für Haus (dar dar), Straße für Straße (zanga zanga), Person für Person (fard fard).

Trumps Gesicht, Gaddafis Outfit

Eine Fotomontage aus Trumps Gesicht und Gaddafis Outfit verbreitete unter anderen der für deutschsprachige Medien tätige Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary über Twitter. Über dem Bild stehen in arabischer Schrift geschrieben die Worte „house house, room room, street street“ (Haus, Zimmer, Straße).

Karl ReMarks verspürte bei einer Ankündigung Trumps, eine Erklärung abgeben zu wollen, wiederum „Mubarak first speech vibes“ – also die Atmosphäre zur Zeit der ersten Rede von Ägyptens Staatsoberhaupt nach Beginn der Massenproteste 2011. Husni Mubarak hat damals drei Reden gehalten, dann wurde er gestürzt. (epd/mig)