Schiff, Dampfer, St. Louis, Hamburg, Juden, Flüchtlinge
Die St. Louis vor der Buch von Havanna/Kuba © Wikipedia, Public Domain, Link

Sonderausstellung

Das Schicksal der „St. Louis“-Passagiere

Im Jahr 1939 suchten 937 Juden auf der MS „St. Louis“ in Amerika vergeblich nach einem Land, der sie aufnimmt. Notgedrungen kehrten sie zurück nach Europa. Eine Ausstellung zeigt die Geschichte dieser Menschen.

Dienstag, 19.11.2019, 5:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.11.2019, 16:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Fahrt und das Schicksal von 937 jüdischen Passagieren auf der MS „St. Louis“ im Jahr 1939 ist Thema einer Sonderausstellung im Auswanderermuseum Ballinstadt auf der Veddel, die an diesem Freitag eröffnet wird. Unter dem Titel „St. Louis – Schiff der Hoffnung“ illustriert sie die verschiedenen emotionalen Stationen der Passagiere auf der „St. Louis“.

Gezeigt werden Telegramme, Originaldokumente der Reederei Hapag und Fotografien. Unter dem Kommando von Kapitän Gustav Schröder sollten jüdische Flüchtlinge aus dem durch das NS-Regime bedrohte Deutschland nach Kuba in Sicherheit gebracht werden. Bis voraussichtlich Mitte Januar wird die Schau im Haus 3 auf dem Gelände des Auswanderermuseums zu sehen sein.

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Visa nicht akzeptiert

Eigentlich hatten die Flüchtlinge beinahe eine Art eine Kreuzfahrt gebucht, mit gutem Essen, Champagner und ausgelassenen Feiern. Doch ihre Vorfreude und Hoffnung wurden schnell getrübt. Insgesamt 11 Tage waren sie gemeinsam mit Kapitän Schröder auf See unterwegs. In Havanna angekommen dann die Ernüchterung: Ihre Visa wurden nicht akzeptiert.

Viele Passagiere an Bord wurden aktiv und gründeten Komitees, um nach Auswegen zu suchen. Einige Menschen drohten mit Selbstmord. Es ging weiter nach Amerika, doch auch die USA wollten die Flüchtlinge nicht aufnehmen, weil die eigene Lage im Land durch die hohe Arbeitslosenzahl belastend genug war. Auch das benachbarte Kanada hielt seine Tore für die Hilfesuchenden geschlossen. Die Folge: Alle mussten nach Europa zurück. Doch weil sie nicht mehr nach Deutschland konnten, wurden alle verstreut – nach Belgien, Großbritannien, Frankreich und in die Niederlande.

Deportation in Konzentrationslager

Info: Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 16.30 Uhr geöffnet. Eintritt: Erwachsene 13 Euro, ermäßigt 11 Euro, Kinder 7 Euro. Weitere Informationen gibt es hier…

Viele der Geflohenen wurden später von den deutschen Besetzern der Länder in Konzentrationslager deportiert. Die nach Großbritannien Ausgewanderten hatten das meiste Glück, von ihnen blieben viele verschont. Die Wirren, denen die Menschen an Bord ausgesetzt waren und die einzelnen emotionalen Stationen sind in der Ausstellung auch farblich gekennzeichnet: Am Anfang ist noch alles in hellem Blau gehalten, als Zeichen der Hoffnung. In Abstufungen geht es dann von Grau über zu einem dunklen Türkis. Zeitungsartikel der amerikanischen Presse, Fotos der Passagiere und Briefwechsel des Kapitäns und der Besatzung mit den Reedereien dokumentieren diese Tage im Frühjahr 1939.

Nach dem Krieg erhielt Kapitän Gustav Schröder das Bundesverdienstkreuz. Außerdem wurde er nach seinem Tod im Jahr 1959 in „Yad Vashem“, den Kreis der „Gerechten unter den Völkern“ aufgenommen. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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