Venezuela

Über acht Millionen Flüchtlinge bis Ende 2020 erwartet

UNO-Angaben zufolge gehören Venezolaner zu den größten vertriebenen Bevölkerungsgruppen weltweit. Auf der Suche nach Sicherheit nehmen sie jede Gefahr in Kauf. Hilfsorganisationen rufen die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung auf.

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) befürchtet, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Venezuela bis Ende nächsten Jahres auf mehr als 8,2 Millionen Menschen steigen wird. Wenn die politische und wirtschaftliche Krise anhalte, werde sich die Zahl der Flüchtlinge verdoppeln, heißt es in einer Erklärung der OAS.

Aktuell haben mehr als vier Millionen Venezolaner ihr Land verlassen. Es handelt sich dabei um die größte Flüchtlingskrise in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas. Venezuela hatte vor der Krise 32 Millionen Einwohner.

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Nach Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe gehören Venezolaner damit zu den größten vertriebenen Bevölkerungsgruppen weltweit. Eine aktuelle Umfrage, basierend auf fast 8.000 Interviews, belegt zudem, dass über 50% aller befragten Familien auf der Flucht aus Venezuela besonderen Risiken ausgesetzt waren oder immer noch sind: die Fluchtrouten, etwa über Flüsse, sind lebensgefährlich, Eltern müssen ihre Kinder betteln oder arbeiten schicken und Frauen sich prostituieren, um zu überleben.

Hohes Risiko bei der Flucht

Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, dem nationalen Partner des UNHCR erklärt: „Wenn alles verloren scheint, nehmen die Menschen jedes Risiko, jede Gefahr in Kauf auf der Suche nach Sicherheit. Diese Menschen brauchen dringend Hilfe in der Not und gleichzeitig eine Perspektive und einen stabilen Alltag“.

Bis Ende 2019 erwartet die OAS einen Anstieg der Flüchtlingszahl auf etwa 5,7 Millionen Menschen. Vor allem fehlende Nahrungsmittel und medizinische Versorgung sowie die schlechte Sicherheitslage seien entscheidend dafür, dass Menschen sich zur Flucht entschließen, heißt es. Aktuell halten sich 80 Prozent (3,2 Millionen) der venezolanischen Flüchtlinge in Südamerika und der Karibik auf. Kolumbien, Chile, Peru und Ecuador sind die Hauptaufnahmeländer.

OAS fordert Unterstützung

Die OAS ruft die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung auf, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Damit die Millionen von Menschen integriert werden können, müsse für den Schutz der Migranten gesorgt werden, heißt es in dem Papier.

In Venezuela tobt seit Monaten ein erbitterter Machtkampf zwischen dem sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro und der bürgerlichen Opposition. Parlamentspräsident Juan Guaidó hat sich am 23. Januar 2019 zum Übergangsstaatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 50 Länder als legitimen Interimspräsidenten anerkannt. Maduro ist aber mit Hilfe des Militärs weiter an der Macht. (epd/mig)